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VISUBA Visualisierung von Entstehung und Entwicklung der - KIBB

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M.-L. Kraus Drucktechnik <strong>und</strong> Neue Medien<br />

Zur Bedeutung <strong>der</strong> Städte für die <strong>Entstehung</strong> <strong>von</strong> Berufen<br />

Exkurs: Die Ausbildung städtischer Lebensformen (Hans-Werner Goetz: Leben im Mittelalter,<br />

München 1986)<br />

„Diese <strong>Entwicklung</strong> erst för<strong>der</strong>te die Ausbildung eines typisch städtischen Lebens, das durch<br />

die Nachbarschaft in engen Hausparzellen sowie einerseits durch ein Zusammensiedeln gleicher<br />

Berufe in <strong>der</strong>selben Straße o<strong>der</strong> im gleichen Viertel, an<strong>der</strong>erseits durch die Ansammlung<br />

verschiedenster Berufe <strong>und</strong> Schichten vom reichen Patrizier bis zum abhängigen Hausdiener<br />

auf engem Raum geprägt war. Dass die einzelnen Schichten in <strong>der</strong> Stadt sich sehr wohl in<br />

ihrer Lebensführung sowohl im privaten wie auch im öffentlichen Bereich unterschieden,<br />

versteht sich <strong>von</strong> selbst. Die reichen Bürger erstrebten noch kein ‚bürgerliches’ Leben, das<br />

sich eher als zwangsläufige Folge <strong>der</strong> tatsächlich an<strong>der</strong>sgearteten, eben städtischen Bedingungen<br />

entwickelte, sie suchten vielmehr in mancherlei Hinsicht das adlige Leben nachzuahmen.<br />

(…)<br />

Die unteren Schichten, die vielfach am Rande des Existenzminimums lebten, konnten sich ein<br />

solches Leben nicht leisten, den aufstrebenden Mittelschichten aber wurde es geradezu untersagt,<br />

denn spätestens seit dem 13. Jahrh<strong>und</strong>ert wurden die sozialen Schranken in vielen Städten<br />

gesetzlich verankert. ‚Dienende Knechte’ durften (etwa in Augsburg) an keinem Reigen<br />

teilnehmen, bei dem eine Bürgerin anwesend war, keine große Hochzeit feiern, sie wurden<br />

auf eine bestimmte Klei<strong>der</strong>ordnung festgelegt <strong>und</strong> zumindest de facto <strong>von</strong> jedem politischen<br />

Einfluss ferngehalten. So konnten sich, trotz (<strong>und</strong> wegen) <strong>der</strong> Einheit des Lebensraumes ständische<br />

Unterschiede auch in <strong>der</strong> Stadt entwickeln. (…)<br />

Das Leben <strong>der</strong> Handwerker war vornehmlich durch ihre Arbeit geprägt, wobei sich dem<br />

Meister aufgr<strong>und</strong> <strong>der</strong> sozialen Stellung <strong>und</strong> <strong>der</strong> selbständigen Tätigkeit weit größere Möglichkeiten<br />

boten als dem Gesellen. Auch wenn ihnen <strong>der</strong> <strong>von</strong> <strong>der</strong> Jahreszeit meist unabhängige<br />

Arbeitsrhythmus größere Spielräume ließ als dem Bauern, so verhin<strong>der</strong>te doch schon die<br />

Kombination <strong>von</strong> Werkstatt <strong>und</strong> Wohnung in einem Haus eine geregelte Arbeitszeit. An<strong>der</strong>erseits<br />

wuchs durch die Arbeit im eigenen Haus die Familie zu einer engeren Lebensgemeinschaft<br />

zusammen, zumal die im Haus lebenden Gesellen <strong>und</strong> Lehrlinge hier integriert <strong>und</strong> die<br />

Handwerkerfrauen vielfach am eigenen Betrieb <strong>und</strong> am städtischen Wirtschaftsleben beteiligt<br />

waren. …<br />

Die Bevölkerungskonzentration <strong>und</strong> das Treiben in <strong>der</strong> Stadt för<strong>der</strong>ten auch die Zunahme <strong>von</strong><br />

Dienstleistungsberufen, die teils, wie <strong>der</strong> Büttel o<strong>der</strong> <strong>der</strong> Henker im ‚öffentlichen’ Dienst als<br />

Funktionsträger des Stadtherrn <strong>und</strong> des Rates agierten, teils aber auch private Geschäfte betrieben.<br />

Der Reiseverkehr för<strong>der</strong>te die Einrichtung <strong>von</strong> Gasthäusern; wohl im 12. Jahrh<strong>und</strong>ert<br />

entstanden städtische Badestuben, wobei <strong>der</strong> Ba<strong>der</strong> meist zugleich die Funktion des Friseurs<br />

<strong>und</strong> des Arztes o<strong>der</strong> Heilpraktikers übernahm. Etwa in <strong>der</strong> gleichen Zeit hielt auch die Prostitution<br />

Einzug in die Städte, wenn Nachrichten über ein organisiertes Dirnenwesen <strong>und</strong> bordellartige<br />

Häuser auch erst aus dem 13. Jahrh<strong>und</strong>ert vorliegen. Als Ausgleich zum eintönigen<br />

Alltagsleben wurden auch in <strong>der</strong> Stadt die Festtage zu religiösen ebenso wie zu geselligen<br />

Feiern benutzt, sah man auch hier gern den durchreisenden Spielleuten <strong>und</strong> Gauklern zu <strong>und</strong><br />

erfuhr <strong>von</strong> Pilgern <strong>und</strong> Reisenden neue Nachrichten aus <strong>der</strong> ‚Welt’.“<br />

Station: Der Papiermacher (Papierer, Papiermüller)<br />

Zeit: Die Kunst <strong>der</strong> Papierherstellung verbreitete sich ab dem 11. Jh. in Europa<br />

In China war die Papierherstellung zwar schon im ersten vorchristlichen Jahrh<strong>und</strong>ert bekannt,<br />

in Deutschland setzte sich jedoch erst 1390 die erste Papiermühle in Bewegung. Der<br />

Schreib- <strong>und</strong> Bedruckstoff, <strong>der</strong> aus Lumpen hergestellt wurde, ersetzte zunehmend das viel<br />

teurere Pergament aus Tierhäuten.<br />

Abb.: Der Papyrer (Pies, Eike: Zünftige <strong>und</strong> an<strong>der</strong>e alte Berufe, S. 109)<br />

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