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Exklusiv: Wie die Swiss ins 2009 fliegt Special: PC ... - SkyNews.ch

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62 Grad nördli<strong>ch</strong>er Breite sind, finden <strong>die</strong> Flüge<br />

im Sommer fast nur bei Tag, im Winter dagegen<br />

fast nur bei Na<strong>ch</strong>t statt. No Problem.» Ni<strong>ch</strong>ts<br />

bringt den erfahrenen Piloten aus der Ruhe.<br />

Auf dem eisigen Vorfeld wird unterdessen<br />

<strong>die</strong> Hercules mit dem Kennzei<strong>ch</strong>en C-GUSI<br />

vorbereitet. «USI» ist ein Wort aus der Spra<strong>ch</strong>e<br />

der Inuktitut und bedeutet «Tragen». Heute<br />

Abend wird <strong>die</strong> USI ihrem Namen erneut<br />

gere<strong>ch</strong>t werden und 40‘600 lbs, (18‘400 kg)<br />

Fra<strong>ch</strong>t in <strong>die</strong> 310 Kilometer entfernte Diamantenmine<br />

Diavik fliegen. Während Flight Engineer<br />

Greg <strong>die</strong> Vorflugkontrolle und Betankung<br />

abs<strong>ch</strong>liesst, rollt au<strong>ch</strong> s<strong>ch</strong>on der Sattels<strong>ch</strong>lepper<br />

mit der Fra<strong>ch</strong>t rückwärts zur Laderampe<br />

der Hercules. Um <strong>die</strong> Belade- und Entladezeit<br />

kurz zu halten, wird <strong>die</strong> Fra<strong>ch</strong>t jeweils im Materialdepot<br />

des Kunden auf einer zwölf Meter<br />

langen Metallpalette vorbereitet und festgezurrt.<br />

Am Flugplatz wird dann <strong>die</strong> ganze Palette<br />

mit der bordeigenen Seilwinde auf permanent<br />

<strong>ins</strong>tallierten Rollen in <strong>die</strong> Hercules gezogen.<br />

Für <strong>die</strong>sen Vorgang ist heute Abend das vierte<br />

Besatzungsmitglied, Loadmaster Jeff, verantwortli<strong>ch</strong>.<br />

Au<strong>ch</strong> bei ihm sitzt jeder Handgriff und<br />

bald darauf ist <strong>die</strong> Fra<strong>ch</strong>t si<strong>ch</strong>er verstaut.<br />

Warme Luft für <strong>die</strong> Triebwerke<br />

Die Ground Power Unit (GPU) dröhnt ohrenbetäubend,<br />

als wir <strong>ins</strong> geräumige Cockpit der Hercules<br />

steigen. Die E<strong>ins</strong>tiegtüre wird glei<strong>ch</strong> wieder<br />

vers<strong>ch</strong>lossen, um den Wärmeverlust mögli<strong>ch</strong>st<br />

gering zu halten. Nebst der Stromversorgung<br />

hat das GPU au<strong>ch</strong> <strong>die</strong> Aufgabe, <strong>die</strong> Triebwerke<br />

warmzuhalten. «Dies ges<strong>ch</strong>ieht, indem Warmluft<br />

dur<strong>ch</strong> interne Leitungen zu den Triebwerken<br />

geleitet und <strong>die</strong>se von unten angeblasen werden»,<br />

erklärt Co-Pilot Gilles, der im re<strong>ch</strong>ten Sitz<br />

<strong>die</strong> letzten Flugvorbereitungen trifft.<br />

Die C-GUSI mit Konstruktionsnummer 4600<br />

und Baujahr 1975 hat erst rund 28‘000 Flugstunden<br />

hinter si<strong>ch</strong>, war jedo<strong>ch</strong> s<strong>ch</strong>on auf allen<br />

Kontinenten im E<strong>ins</strong>atz, was allerdings au<strong>ch</strong><br />

ni<strong>ch</strong>t ganz spurlos an ihr vorüberging. «Da sie<br />

lange in tropis<strong>ch</strong>en Gegenden flog, haben wir<br />

viele elektris<strong>ch</strong>e Probleme, vor allem dur<strong>ch</strong><br />

Korrosion hervorgerufen», meint Greg und fügt<br />

hinzu, dass <strong>die</strong> zweite Hercules, <strong>die</strong> C-GHPW,<br />

viel zuverlässiger sei, obwohl sie jünger und<br />

wesentli<strong>ch</strong> mehr Flugstunden habe, aber eben<br />

immer im Besitz von First Air, beziehungsweise<br />

den Vorgängergesells<strong>ch</strong>aften Northwest Territories<br />

und NWT Air gewesen sei.<br />

Na<strong>ch</strong>tflug und Ice Road<br />

Um 20:03 Uhr heben wir von RWY 09 ab und<br />

s<strong>ch</strong>on bald vers<strong>ch</strong>windet das hell erleu<strong>ch</strong>tete<br />

Yellowknife unter uns. Auf Kurs 040 steigt<br />

<strong>die</strong> Hercules mit 210 Knoten und knapp 2000<br />

SkyLine<br />

Die Diavik Mine aus der Vogels<strong>ch</strong>au: Re<strong>ch</strong>ts oben ist <strong>die</strong> 1600 Meter lange Landebahn si<strong>ch</strong>tbar,<br />

wel<strong>ch</strong>e das Ausmass der Mine erahnen lässt.<br />

Fuss pro Minute in den Na<strong>ch</strong>thimmel, um zehn<br />

Minuten später Flight Level 190 zu errei<strong>ch</strong>en.<br />

Auf <strong>die</strong>ser Höhe klettert <strong>die</strong> Reiseges<strong>ch</strong>windigkeit<br />

s<strong>ch</strong>nell auf 310 Knoten und wenig später<br />

tau<strong>ch</strong>en am Horizont drei helle Punkte auf. «Es<br />

sind <strong>die</strong> Diamantenminen ‹Ekati› auf der linken,<br />

‹Snap Lake› re<strong>ch</strong>ts und in der Mitte ‹Diavik›, unser<br />

Ziel», höre i<strong>ch</strong> Greg sagen. Das GPS zeigt<br />

zu <strong>die</strong>sem Zeitpunkt eine verbleibende Distanz<br />

von 160 km an, was mir bewusst ma<strong>ch</strong>t, wie<br />

gross <strong>die</strong> Minen sein müssen, wenn sie bereits<br />

jetzt si<strong>ch</strong>tbar sind. Bei 40 Kilometer inbound<br />

nimmt Tony <strong>die</strong> Leistung zurück, leitet den<br />

Sinkflug ein und vor dem Eindrehen auf <strong>die</strong> Pistena<strong>ch</strong>se<br />

wird no<strong>ch</strong> der Autopilot deaktiviert,<br />

bevor das s<strong>ch</strong>were Transportflugzeug sanft auf<br />

der gut beleu<strong>ch</strong>teten S<strong>ch</strong>otterpiste aufsetzt.<br />

No<strong>ch</strong> während <strong>die</strong> Hercules zum Entladeplatz<br />

rollt, vers<strong>ch</strong>windet Jeff im Fra<strong>ch</strong>traum, um <strong>die</strong><br />

Ketten zu lösen. Kaum kommen <strong>die</strong> Propeller<br />

zum Stillstand, verlässt au<strong>ch</strong> Tony mit Hands<strong>ch</strong>uhen<br />

bestückt das Cockpit. «Selber anpacken»<br />

lautet <strong>die</strong> Devise.<br />

«Während zehn Monaten im Jahr werden<br />

<strong>die</strong>se Minen mangels Strassen aus der Luft<br />

versorgt, allerdings nur mit dem Allernötigsten,<br />

da <strong>die</strong> Hercules pro Rotation rund 18‘000<br />

US-Dollar kostet», weiss Greg zu beri<strong>ch</strong>ten<br />

und fährt fort: «Im Februar und März ist jeweils<br />

<strong>die</strong> so genannte Ice Road in Betrieb, eine<br />

über 500 Kilometer lange Eisstrasse dur<strong>ch</strong><br />

<strong>die</strong> kanadis<strong>ch</strong>e Arktis, <strong>die</strong> mehrheitli<strong>ch</strong> über<br />

gefrorene Seen führt. Während <strong>die</strong>sen beiden<br />

Monaten wird es für uns ein biss<strong>ch</strong>en ruhiger,<br />

denn <strong>die</strong> Lastwagen rollen dann im 20-Minuten-Takt<br />

Ri<strong>ch</strong>tung Norden, <strong>ins</strong>gesamt bis 8000<br />

Trucks pro Saison mit einer dur<strong>ch</strong>s<strong>ch</strong>nittli<strong>ch</strong>en<br />

Ladung von je rund 30 Tonnen. Dies ergibt sagenhafte<br />

240‘000 Tonnen Material, vom Treibstoff<br />

bis zum Ersatzmotor, und entspri<strong>ch</strong>t rund<br />

90 Prozent des Jahresbedarfs der Minen. Die<br />

Ice Road in Betrieb zu nehmen, zu unterhalten<br />

und <strong>die</strong> reibungslose Vers<strong>ch</strong>iebung von soviel<br />

Material zu bewältigen, bedeutet eine gewaltige<br />

logistis<strong>ch</strong>e Aufgabe.»<br />

Diamanten im Wert von Milliarden<br />

Während i<strong>ch</strong> no<strong>ch</strong> über das Gehörte na<strong>ch</strong>denke<br />

und versu<strong>ch</strong>e, mir <strong>die</strong>se Zahlen vor Augen zu<br />

führen, s<strong>ch</strong>wingt si<strong>ch</strong> Tony s<strong>ch</strong>on wieder in den<br />

linken Pilotensitz. Die Turn-around-time dauert<br />

nur knapp 25 Minuten, alles klappt reibungslos.<br />

«Wir nehmen no<strong>ch</strong> eine leere Palette zurück»<br />

informiert Tony den Co-Piloten kurz. Dass <strong>die</strong>se<br />

nur knapp zwei Tonnen wiegt, spürt man<br />

bereits beim Start, denn <strong>die</strong> USI hebt <strong>die</strong>smal<br />

na<strong>ch</strong> einer extrem kurzen Rollstrecke ab.<br />

Nur wenige Sekunden bleiben mir, um einen<br />

Blick auf Kanadas grösste offene Grube<br />

zu werfen, in der selbst in <strong>die</strong>ser eisigen Kälte<br />

ein emsiges Treiben herrs<strong>ch</strong>t. Bagger und<br />

Lastwagen tragen hier rund um <strong>die</strong> Uhr, sieben<br />

Tage <strong>die</strong> Wo<strong>ch</strong>e, das diamantenhaltige Kimberlite<br />

ab. Um <strong>die</strong>se Arbeiten ohne Unterbru<strong>ch</strong><br />

ausführen zu können, müssen jederzeit rund<br />

600 Personen vor Ort sein, <strong>die</strong> zusammen 30<br />

vers<strong>ch</strong>iedene Berufe vertreten. Na<strong>ch</strong> einem<br />

mehrwö<strong>ch</strong>igen Aufenthalt in der Mine sehnt<br />

si<strong>ch</strong> wohl jeder einzelne na<strong>ch</strong> der Boeing 737<br />

oder ATR-42, <strong>die</strong> ihn na<strong>ch</strong> Yellowknife in <strong>die</strong><br />

Zivilisation zurückbringt. I<strong>ch</strong> bin selbst na<strong>ch</strong><br />

meinem kurzen Aufenthalt froh, <strong>die</strong>ser Eiswüste<br />

ohne Zwis<strong>ch</strong>enfall entkommen zu sein. Die<br />

Hercules-Crews jedo<strong>ch</strong> müssen morgen wieder<br />

hin, Tag für Tag, Wo<strong>ch</strong>e für Wo<strong>ch</strong>e, unaufhörli<strong>ch</strong>,<br />

bis <strong>die</strong> Mine voraussi<strong>ch</strong>tli<strong>ch</strong> im Jahre<br />

2020 ni<strong>ch</strong>ts mehr hergeben wird und dann<br />

ges<strong>ch</strong>lossen wird. Bis es soweit ist, werden<br />

jedo<strong>ch</strong> no<strong>ch</strong> Diamanten im Wert von mehreren<br />

Milliarden Dollar zu Tage gefördert. First Air<br />

wird es freuen!<br />

47<br />

Foto Diavik Corporation

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