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Heft 4 (2009) - Igda.net

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Schreibseminare - ja oder nein? Geht man<br />

von einem überkommenen, latent elitären<br />

Autorenverständnis aus (wer möchte<br />

nicht gerne zu den. Auserwählten, den<br />

Begnadeten gehören!), so wird man die Frage<br />

ohne zu zögern mit „nein“ beantworten.<br />

Ist man aber bereit einzugestehen, dass<br />

auch die Schriftstellerei ein Moment des<br />

Handwerklichen und damit des Lernbaren<br />

hat, dass sich beispielsweise eine ganze Reihe<br />

von Schreibtechniken rational aneignen<br />

irmengard M. Hörning<br />

Warum widme ich mich diesem Thema?<br />

Die Frage ist so wichtig für das Leben,<br />

das Überleben des Kunstschaffenden.<br />

Gibt es eine Möglichkeit, die Spreu vom Weizen<br />

zu trennen?<br />

In dieser Schrift möchte ich es versuchen, zumindest<br />

annähernd.<br />

Die Grenzen zwischen Kitsch und Kunst sind<br />

fließend:<br />

Es gibt keine eindeutige Festlegung; doch<br />

vom Sprachgebrauch her wird Kitsch von<br />

seiner Wirkung her bestimmt.<br />

Kitschige Darstellungen sind süßlich, niedlich,<br />

sentimental, seicht und oberflächlich,<br />

unecht und substanzlos.<br />

Viel schwieriger ist die Bestimmung von der<br />

Stilweise, von der Gestaltung her zu beurteilen.<br />

Kitsch ist ohne Eigenprägung, imitatorisch,<br />

nachahmend. Das Stoffliche herrscht vor. Er<br />

übernimmt unterschiedliche fremde Elemente<br />

und äußert sich in einer quantitativen Einstellung<br />

und täuscht Gehalte vor.<br />

Die Ursachen des Entstehens unechter, kitschiger<br />

Kunst können folgende Elemente<br />

sein:<br />

essay<br />

Kitsch und Kunst<br />

der Versuch eines Essays<br />

IGDA aktuell, <strong>Heft</strong> 4 (<strong>2009</strong>) Seite 37<br />

lassen, dann wird man gerade heute, inmitten<br />

einer Welt des Wandels und spezialisierter<br />

Berufe, den Schreibseminaren eine gewisse<br />

Berechtigung kaum absprechen können.<br />

Mario Andreotti, prof. Dr., ist Dozent für literarisches<br />

Schreiben an der Zürcher Fachhochschule für angewandte<br />

linguistik und Verfasser des Standardwerks die Struktur<br />

der modernen literatur (utB Band 1127, haupt Verlag<br />

Bern, Stuttgart, Wien), das eben in vierter, vollständig neu<br />

bearbeiteter und aktualisierter auflage erschienen ist.<br />

Ein falsches Verhältnis zur Kunst, lediglich<br />

ein Bedürfnis nach Geltung oder extremes<br />

Interesse am Geldverdienen. Auch kann die<br />

Verwirklichung bestimmter Tendenzen das<br />

Ziel sein: Kitsch soll der Ideologie dienen,<br />

soll volksnah sein, soll genussreich sein, soll<br />

schön sein; wobei Schönheit ein undefinierbarer<br />

Begriff zu sein scheint.<br />

Im Manierismus, Barock und Jugendstil finden<br />

sich genügend Beispiele, die nahe am<br />

Kitsch sind.<br />

Wie aber soll Kunst bezeich<strong>net</strong> werden?<br />

Es gibt von namhaften Künstlern genügend<br />

Hinweise zu echtem künstlerischen Schaffen;<br />

denn jeder ernsthafte Künstler wird vor<br />

der Frage stehen „Schaffe ich Kunst oder<br />

Kitsch?“<br />

Kunst zu erfassen, insoweit als fremde, störende<br />

Elemente auszuschießen sind. Es soll<br />

ein eigenständiges Thema gefunden werden,<br />

vergangenheitsbezogen oder zukunftsweisend<br />

mit erlebnismäßigem Aufnehmen<br />

der gegenwärtigen Dinge.<br />

Die Dichtung beispielsweise wird nicht<br />

mehr allein das Tun rhythmisieren, sie wird<br />

voraus sein! (Zitat Rimbaud bereits 1871)<br />

Ein Kunstwerk soll nicht nur geistvolle Ansichten,<br />

sondern auch Sinngehalte vermit

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