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1,9 MB - Shanti Partnerschaft Bangladesch eV

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Nachruf<br />

auf Jadab Chandra Deb Nath (Annegret Burger)<br />

In meiner langjährigen Mitgliedschaft<br />

bei <strong>Shanti</strong> hat mich immer wieder<br />

überrascht, wie vielseitig und<br />

unterschiedlich Deutsche, die nach<br />

<strong>Bangladesch</strong> gereist sind, Land und<br />

Menschen erlebt haben, und was die<br />

Einzelnen bei ihrem Aufenthalt als<br />

besonders prägend erlebt haben.<br />

Ich selbst staunte vor allem darüber,<br />

welcher Grad an Nähe und an<br />

Verstehen mir mit einigen wenigen<br />

Bengalen möglich war, und das trotz<br />

kultureller, wirtschaftlicher, religiöser<br />

und sonstiger Unterschiede, von<br />

der die deutschen und bengalischen<br />

Lebenswelten geprägt sind. Jadab<br />

Chandra Deb Nath war einer dieser<br />

Menschen für mich. Er starb am 11.<br />

Juli 2002 nach längerer Krankheit im<br />

Alter von ungefähr 45 Jahren. Mein<br />

Verständnis von <strong>Bangladesch</strong> und<br />

meine Erfahrungen mit den Menschen<br />

<strong>Bangladesch</strong>s sind eng mit ihm<br />

verwoben.<br />

Im November 1987 kam ich zum ersten<br />

Mal nach <strong>Bangladesch</strong>. In meinem<br />

Beruf als Krankenschwester hatte ich<br />

die Aufgabe, in Zusammenarbeit mit<br />

dem zuständigen bengalischen Arzt<br />

bei Dipshikha in den zu Dipshikha<br />

gehörigen Dörfern grundsätzliche<br />

Strukturen von Gesundheitsvorsorge<br />

aufzubauen. Dieser Arzt war Jadab.<br />

Zeit hat in <strong>Bangladesch</strong> für viele Menschen<br />

eine, wie ich meine, absichts-<br />

losere Dimension als in Deutschland.<br />

Auf endlos langen Fahrten mit Zug,<br />

Bus oder Moped, beim gemeinsamen<br />

Besuch von Patienten in den Dörfern<br />

des Dipshikhagebiets, einmal auch<br />

bei einer gemeinsamen Reise nach<br />

Darjeeling, in Nordindien, habe ich<br />

während insgesamt vier Aufenthalten<br />

in Bangladesh viel Zeit mit Jadab<br />

geteilt. Dieser gemeinsamen Zeit habe<br />

ich einen Großteil meiner Bengalischkenntnisse<br />

zu verdanken, denn Jadab<br />

war ein geduldiger Zuhörer und<br />

Lehrer. Von Anfang an kommunizierten<br />

wir aufgrund seiner damals geringen<br />

Englischkenntnisse und ungeachtet<br />

meiner damals ebenso rudimentären<br />

bengalischen Sprachkenntnisse auf<br />

Bengali. Anfangs ging es eben sehr<br />

langsam, das störte uns aber nicht.<br />

Der mit Jadab geteilten Zeit<br />

verdanke ich auch einen relativ<br />

unmittelbaren Einblick in die<br />

bengalische dörfliche Gesellschaft<br />

und ihre Machtkonstellationen und<br />

auch in die Formen des kreativen<br />

Widerstands gegen Ungerechtigkeit<br />

und Unterdrückung, die sich sowohl<br />

im Kontext zwischen arm und reich<br />

als auch zwischen Mann und Frau<br />

oder alt und jung finden lassen. Jadab<br />

ermöglichte mir sozusagen einen Blick<br />

hinter die Kulissen.<br />

Sein Beitrag zu Dipshikha war<br />

auf den ersten Blick ein leiser und

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