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1,9 MB - Shanti Partnerschaft Bangladesch eV

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edeutsam erschien, und die er mir<br />

deshalb bei seinem Besuch im Herbst<br />

1996 in Deutschland erzählte:<br />

Eine der besonders fähigen Dorfges<br />

undheitshelferinnen hatte Jadab um<br />

einen Betrag aus dem gemeinsamen<br />

Sparfonds der Gesundheitshelferinnen<br />

gebeten, da ihr Mann krank sei. Jadab<br />

gab ihr das Geld aus dem für Notfälle<br />

vorgesehenen Fonds nicht nur auf<br />

eigene Verantwortung, sondern auch,<br />

ohne einen für solche Situationen<br />

vorgesehenen gemeinsamen Beschluss<br />

der Helferinnen abzuwarten. Ja,<br />

es hatten ihm sogar einige der Gesundheitshelferinnen<br />

mit mancherlei<br />

Andeutungen von der Auszahlung des<br />

Geldes abgeraten.<br />

Nachdem die betreffende Dorfgesundheitshelferin<br />

die finanzielle<br />

Unterstützung erhalten hatte,<br />

brannte sie mithilfe des erhaltenen<br />

Geldbetrags mit ihrem jugendlichen<br />

Liebhaber durch und ließ einen<br />

verzweifelten Ehemann mit zwei<br />

Kindern zurück. Mittlerweile ist sie<br />

längst wieder in den Schoß ihrer<br />

Familie zurückgekehrt. Allerdings<br />

hat sie damals aufgrund des Vorfalls<br />

ihre Stelle als Gesundheitshelferin<br />

verloren. Auch das Geld konnte sie<br />

nicht mehr zurückerstatten. Die<br />

anderen Gesundheitshelferinnen<br />

machten Jadab damals darauf<br />

aufmerksam, dass er das ausgegebene<br />

Geld wieder in die Gemeinschaftskasse<br />

zurückerstatten müsse, da er gegen<br />

die gemeinsam beschlossenen Regeln<br />

verstoßen habe. „Und hast Du das<br />

Geld zurückerstattet?“ fragte ich ihn.<br />

„Natürlich,“ sagte er, „das war das<br />

Lehrgeld, das ich zu bezahlen hatte.<br />

Aber weißt Du, wie stolz ich auf diese<br />

Frauen bin und auf die Stärke und<br />

Klugheit, die sie mir gegenüber in<br />

diesem Konflikt bewiesen haben?“ Er<br />

war sichtlich gerührt. Damals hatte ich<br />

den Eindruck, dass er dieses Ereignis<br />

als kostbare Frucht seiner langjährigen<br />

Arbeit mit den Shebikhas betrachtete.<br />

Jadab gehörte als fester Mitarbeiter<br />

von Dipshikha zur beneidenswerten<br />

Minderheit der Dorfbevölkerung,<br />

die über ein regelmäßiges und<br />

gutes monatliches Einkommen verfügte.<br />

Auch gehörte seine Familie<br />

mittlerweile eher zum Mittelstand. Als<br />

Kind allerdings hatte er bittere Armut<br />

gekannt. Er hat nie vergessen, was sie<br />

bedeutet. Nicht wenigen Patienten,<br />

die er behandelte, die aber zu arm<br />

waren, um sich die notwendigen<br />

Medikamente kaufen zu können,<br />

finanzierte er ihre Medizin aus eigener<br />

Tasche. Dies betrachtete er schlicht als<br />

seine soziale Verantwortung. Ich erfuhr<br />

eher nebenbei davon. Er stellte solche<br />

Schenkungen nie heraus, verheimlichte<br />

sie eher.

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