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Der 11. September 2001 - Bundesamt für Bevölkerungsschutz und ...

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ingungen<br />

ationalen Zusammenarbeit<br />

heute<br />

Bevölkerung Hilfeleistung zugute<br />

kommen lassen. Je nach Standpunkt<br />

der jeweiligen Machthaber oder Opponenten<br />

wird diese Hilfeleistung<br />

geduldet, unterstützt oder behindert,<br />

ja sogar aktiv bekämpft, um den „Aufschwung“<br />

zu fördern oder die Stabilisierung<br />

zu verhindern. Damit treten<br />

humanitäre Akteure in das „Center<br />

of Strategie“ <strong>und</strong> werden ihrerseits<br />

zum Akteur im Einsatzgebiet. Dieses<br />

Einsatzgebiet ist somit nicht mehr allein<br />

als humanitärer Raum zu begreifen.<br />

Dementsprechend werden Helfer<br />

heute oftmals <strong>und</strong> zunehmend<br />

nicht mehr als unparteiliche <strong>und</strong> neutrale<br />

Institutionen angesehen <strong>und</strong> diese<br />

Prinzipien sind auch <strong>für</strong> kommerziell<br />

agierende Warlords mit ihren<br />

kurzfristig angelegten <strong>und</strong> häufig<br />

wechselnden Allianzen nicht mehr<br />

von Nutzen. Im Gegenteil: Kräfte, die<br />

zur Stabilisierung in einer Krisenregion<br />

beitragen, werden, wenn ihre<br />

Maßnahmen den eigenen Interessen<br />

entgegenlaufen bzw. den Einfluss der<br />

eigenen Position tangieren, als feindlich<br />

angesehen <strong>und</strong> entsprechend<br />

konsequent bekämpft. Insofern findet<br />

nicht nur eine Erosion des humanitären<br />

Völkerrechts statt, sondern es ist<br />

auch fraglich, ob die Gr<strong>und</strong>sätze des<br />

humanitären Völkerrechts heute noch<br />

adäquat <strong>und</strong> zeitgemäß sind bzw. ob<br />

das geltende internationale Recht den<br />

gegenwärtigen Gewalt- <strong>und</strong> Konflikttypen<br />

nicht mehr entspricht. Das<br />

Kernproblem besteht also darin, wie<br />

die verschiedenen Akteure das Spannungsverhältnis<br />

zwischen Macht<br />

(Verfolgung <strong>und</strong> Durchsetzung eigener<br />

Interessen), Recht (humanitäres<br />

Völkerrecht) <strong>und</strong> Moral <strong>für</strong> sich lösen.<br />

11 Dieses auch umso mehr, als<br />

die Akteure zur Anerkennung <strong>und</strong><br />

Durchsetzung der völkerrechtlichen<br />

Normen nicht vorhanden sind oder<br />

nicht angemessen durchsetzungsfähig<br />

<strong>und</strong> -willig nach Kräften <strong>und</strong> Man-<br />

datierung im Raum auftreten. Demzufolge<br />

haben sich die humanitären<br />

Akteure in einem kriegerischen<br />

Raum, ohne klare Fronten, Kampflinien<br />

<strong>und</strong> befriedeten Hinterland zu<br />

bewegen, zu handeln <strong>und</strong> zu interagieren.<br />

Humanitäre Akteure sind demnach<br />

heute aktive Elemente auf dem modernen<br />

Gefechtsfeld. Folglich muss<br />

sich bei der Frage, wie die Unversehrtheit<br />

der Mitarbeiter zu gewährleisten<br />

ist, der Schwerpunkt von der<br />

Akzeptanzstrategie hin zu einer<br />

Schutzstrategie verschieben. Die Aktzeptanzstrategie<br />

geht davon aus, dass<br />

die Sicherheit der Helfer durch ihre<br />

Anwesenheit gegeben ist <strong>und</strong> im<br />

Zweifel, durch den Cordon der durch<br />

die Hilfeleistung betroffenen Bevölkerung<br />

garantiert wird, da der Ausfall<br />

oder Abzug der Helfer gleichzeitig<br />

das Ende der Vergünstigungen<br />

bedeuten. Folglich war die wesentliche<br />

Plattform dieser Strategie der<br />

Rückhalt in der Bevölkerung. Auf<br />

Gr<strong>und</strong> der oben beschriebenen Prozesse<br />

<strong>und</strong> Differenzierungen ist dieser<br />

Rückhalt nicht mehr so ungeteilt<br />

gegeben. Humanitäre Helfer werden<br />

folgerichtig zunehmend als direktes<br />

Ziel von Gewalt definiert <strong>und</strong> angegriffen.<br />

<strong>Der</strong> Cordon der Bevölkerung<br />

ist mithin durchlässig geworden <strong>und</strong><br />

erfüllt seinen Schutzauftrag nicht<br />

mehr ausreichend. Dementsprechend<br />

müssen Schutzstrategien entwickelt<br />

werden, die berücksichtigen,<br />

dass die humanitäre Hilfe nicht isoliert<br />

betrachtet werden kann, sondern<br />

immer in vielschichtigen <strong>und</strong> mehrdimensionalen<br />

Wechselwirkung zu<br />

allen Akteuren <strong>und</strong> Aktivitäten im<br />

humanitären Raum steht.<br />

Die Ansatzpunkte <strong>und</strong> Strategien<br />

konstruktiver Konfliktbearbeitung in<br />

der Staaten- <strong>und</strong> Gesellschaftswelt<br />

können in Anlehnung an die Trias<br />

„Prävention – Eindämmung – Nach-<br />

sorge“ in drei Handlungsfelder eingeteilt<br />

werden: Gewaltprävention,<br />

Krisen- <strong>und</strong> Konfliktmanagement <strong>und</strong><br />

Friedenskonsolidierung. 12 Die Problemlösungsansätze<br />

sind entsprechend<br />

den Herausforderungen komplexer<br />

geworden. <strong>Der</strong> Einsatz militärischer<br />

Mittel erfolgt in der Regel<br />

nicht mehr zeitlich als „ultima ratio“,<br />

sondern komplementär zu einem Policy-Mix<br />

aus Außen-, Innen-, Entwicklungs-,<br />

Finanz-, Rechts- <strong>und</strong> Justizpolitik.<br />

13 Die Fähigkeitsorientierung ist<br />

somit nicht allein auf das Einsatzspektrum<br />

militärischer Streitkräfte beschränkt,<br />

sondern soll alle sicherheitspolitischen<br />

Aufgaben <strong>und</strong> Akteure<br />

umfassen. 14 Ausdruck hier<strong>für</strong> ist<br />

der „Inter-Agency-Prozess“, das heißt<br />

die Vernetzung aller staatlichen Akteure<br />

<strong>und</strong> die mögliche Einbindung<br />

nichtstaatlicher Institutionen. Dies<br />

können wissenschaftliche Institute,<br />

Think-Tanks, Wirtschaftsunternehmen,<br />

Finanzdienstleister, aber auch<br />

Hilfsorganisationen sein. 15 In den<br />

Überlegungen aller sicherheitspolitischen<br />

Akteure, Methoden, Strategien<br />

<strong>und</strong> Strukturen zu entwickeln, um<br />

Krisenbewältigung durchzuführen<br />

<strong>und</strong> ein hohes Maß an Stabilität zu<br />

erhalten bzw. wiederherzustellen,<br />

stellen die Streitkräfte, neben anderen,<br />

insofern nur eine Komponente<br />

dar. 16 Militärische Stärke kann sich<br />

gegen asymmetrische Bedrohungen<br />

nur mehr im Verb<strong>und</strong> mit anderen<br />

staatlichen <strong>und</strong> internationalen Akteuren<br />

<strong>und</strong> Institutionen wirksam entfalten<br />

17 <strong>und</strong> umfassende militärische<br />

Fähigkeiten sind Teil eines mehrdimensionalen<br />

Ansatzes aus politischen,<br />

wirtschaftlichen, entwicklungspolitischen<br />

<strong>und</strong> sicherheitspolitischen<br />

Instrumenten, um im multilateralen<br />

Zusammenwirken mit Verbündeten<br />

<strong>und</strong> Partnern die regionale<br />

<strong>und</strong> / oder globale Sicherheit zu stärken.<br />

18 Gleichzeitig sind auch inner-<br />

Notfallvorsorge 4/2005 www.walhalla.de/notfallvorsorge 11

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