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Der 11. September 2001 - Bundesamt für Bevölkerungsschutz und ...

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anagement bei Hilfswerken<br />

vom Standpunkt einer effektiven Hilfeleistung<br />

aus auch nicht mehr sinnvoll.<br />

Ein Auseinanderhalten von Bedrohung<br />

<strong>und</strong> Verw<strong>und</strong>barkeit eröffnet<br />

nicht nur den Blick auf die eigenen<br />

Schwächen, sondern auch auf die<br />

Wechselwirkungen zwischen den<br />

beiden Bereichen, also darauf wie das<br />

Verhalten einer Organisation <strong>und</strong> ihrer<br />

Mitarbeitenden das Umfeld – <strong>und</strong><br />

auch umgekehrt – beeinflusst im Sinne<br />

einer Risikoerhöhung oder -minderung.<br />

Im Rahmen von human security,<br />

welche als umfassenderes<br />

Konzept von Sicherheit Begünstigte,<br />

Umfeld <strong>und</strong> auch Helfer miteinbezieht,<br />

ist eine do-no-harm-Analyse<br />

notwendig. Hier werden die vielfältigen<br />

Wechselwirkungen zwischen<br />

Projekt <strong>und</strong> Organisation einerseits<br />

sowie Umfeld <strong>und</strong> Akteuren andererseits<br />

untersucht mit dem Ziel, Projekte<br />

so zu gestalten <strong>und</strong> durchzuführen,<br />

dass sie Konflikt mindernd<br />

wirken. Hier trägt die Verminderung<br />

der eigenen Verw<strong>und</strong>barkeit, nämlich<br />

durch eine situationsgerechte Ausgestaltung<br />

der Projektarbeit, möglicherweise<br />

zur Reduktion der Bedrohung<br />

<strong>und</strong> somit zu mehr Sicherheit<br />

<strong>für</strong> die Organisation bei.<br />

Hintergründe der Verw<strong>und</strong>barkeit<br />

von Hilfswerken<br />

Die eigene Verw<strong>und</strong>barkeit manifestiert<br />

sich nicht nur in unangepassten<br />

Programmen <strong>und</strong> Projekten, sondern<br />

fast immer <strong>und</strong> überall im (teilweisen)<br />

Fehlen von Zeit <strong>und</strong> Ressourcen,<br />

Kontextkenntnissen, angepasstem<br />

Verhalten <strong>und</strong> individuellen<br />

Sicherheitskompetenzen, Führung,<br />

nachhaltigem HR-Management, geeigneten<br />

Standorten <strong>und</strong> Gebäuden,<br />

geeigneten Fahrzeugen sowie defensivem<br />

<strong>und</strong> vorausschauendem Fahrverhalten,<br />

Kommunikation (Mittel,<br />

Abläufe, Regeln), insgesamt also von<br />

effizientem <strong>und</strong> effektivem Sicherheitsmanagement.<br />

Diese eigenen Schwächen haben<br />

institutionelle wie auch persönliche<br />

bzw. individuelle Hintergründe. Auf<br />

institutioneller Ebene sind es vor allem<br />

weltanschauliche Standpunkte,<br />

Haltungen, Werte, Mentalitäten, jedoch<br />

auch innerbetriebliche <strong>und</strong> unternehmerische<br />

Gesichtspunkte. Aussagen<br />

wie: „Wir arbeiten ja nicht in<br />

der Nothilfe“, „Risiken gehören halt<br />

zu unserer Arbeit“, „Unsere Kompetenzen<br />

sind ausreichend, um ...“, „Es<br />

ist bisher nie etwas Schlimmes passiert“<br />

oder „Wir tun ja Gutes, also<br />

kann uns nichts passieren“ spiegeln<br />

wie im letzteren Fall nicht nur eine<br />

(beinahe absurd wirkende) Vorstellung<br />

der Immunität, sondern geradezu<br />

gefährliche Haltungen <strong>und</strong> Annahmen<br />

wider, wie: Risiken seien nur in<br />

Krisen- bzw. Konfliktgebieten virulent,<br />

das Arbeitsrisiko sei über all die Jahre<br />

gleich geblieben, eine Vergangenheit<br />

ohne Verluste sei eine Garantie<br />

<strong>für</strong> die Zukunft oder dass Risiken<br />

durch institutionelle Maßnahmen<br />

nicht zu begegnen sei. Spürbar ist<br />

die Tendenz, das gefährlicher gewordene<br />

Arbeitsumfeld der Hilfswerke<br />

als Tatsache hinzunehmen.<br />

Zudem kostet Sicherheitsmanagement<br />

Geld <strong>und</strong> generiert in der Regel<br />

keinen Umsatz. Einmal aufgestellte<br />

Sicherheitsregeln können aus vermeintlichen<br />

Ressourcengründen<br />

nicht umgesetzt werden (z. B. wegen<br />

fehlender Fahrzeuge, Kommunikationsmittel<br />

usw.). Fehlende Zuständigkeiten<br />

<strong>und</strong> mangelnde leadership<br />

schwächen das Sicherheits- <strong>und</strong> Krisenmanagement.<br />

Institutionelle Sicherheitsberater,<br />

falls überhaupt vorhanden,<br />

haben nicht immer ein leichtes<br />

Leben, da sie zum einen meist<br />

keine Weisungsbefugnis haben <strong>und</strong><br />

andererseits ihre Arbeit oft als Einmischung<br />

in die Projektarbeit betrachtet<br />

wird.<br />

Die Verw<strong>und</strong>barkeit einer Organisation<br />

hat auch Ursachen, die in der<br />

Persönlichkeit <strong>und</strong> im Verhalten der<br />

Mitarbeitenden begründet liegen.<br />

Rambos, Eiferer <strong>und</strong> Besserwisser<br />

gefährden nicht nur sich selbst, sondern<br />

auch andere <strong>und</strong> schaden damit<br />

der humanitären Sache selbst.<br />

<strong>Der</strong> Lebensstil vor Ort <strong>und</strong> die Beziehungen,<br />

die man dort pflegt, können<br />

<strong>für</strong> die Sicherheit von entscheidender<br />

Bedeutung sein. Humanitäre Arbeit<br />

in Krisengebieten ist ein hartes<br />

<strong>und</strong> anforderungsreiches Geschäft,<br />

bei dem es nicht in erster Linie um<br />

die Befriedigung der persönlichen<br />

Abenteuerlust gehen kann. Die Auswahl<br />

geeigneter Leute ist vordringlich.<br />

Karrieredenken, die Angst zu<br />

versagen <strong>und</strong> auch eine bestimmte<br />

Gruppendynamik führen dazu, dass<br />

Vorfälle oder Ängste verschwiegen<br />

werden. Nur ein offener Diskurs innerhalb<br />

der Organisation <strong>und</strong> zwischen<br />

den Mitarbeitenden kann jedoch<br />

zu mehr Sicherheit führen.<br />

Anforderungen an das<br />

Sicherheitsmanagement<br />

Sicherheitsmanagement muss auf<br />

einem der Organisation <strong>und</strong> ihren<br />

Bedürfnissen angepassten Sicherheitskonzept<br />

fußen. Sicherheitsmanagement<br />

sollte innerhalb der Organisation<br />

verschiedene Ebenen ansprechen,<br />

<strong>und</strong> es sollte so einfach<br />

<strong>und</strong> prägnant wie möglich sein.<br />

Eine Policy regelt nicht nur institutionelle<br />

Belange <strong>und</strong> Abläufe, sondern<br />

bringt auch die Wichtigkeit der Sicherheit<br />

der Mitarbeitenden <strong>und</strong> Verpflichtung<br />

der Organisation, Verantwortung<br />

zu übernehmen <strong>und</strong> entsprechende<br />

Ressourcen zur Verfügung zu stellen<br />

zum Ausdruck. Lokale Sicherheitspläne<br />

regeln alle relevanten Sicherheitsbelange<br />

in Einsatzgebieten <strong>und</strong> sind<br />

verbindlich. Dokumente sind nur so<br />

viel wert, wie sie gelesen <strong>und</strong> gelebt<br />

werden <strong>und</strong> als Führungsgr<strong>und</strong>lage<br />

verbindlich dienen. Wichtig ist auch,<br />

über ein Sicherheitshandbuch zu verfügen,<br />

welches Gr<strong>und</strong>lagen, Empfehlungen<br />

<strong>und</strong> Hinweise <strong>für</strong> situationsgerechtes<br />

Handeln enthält.<br />

Notfallvorsorge 4/2005 www.walhalla.de/notfallvorsorge 21

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