Der 11. September 2001 - Bundesamt für Bevölkerungsschutz und ...
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Der 11. September 2001 - Bundesamt für Bevölkerungsschutz und ...
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Foto: Schubert<br />
Zivilschutzforsch<br />
oberirdischen Gefahrenbereiche bei<br />
Entschärfungen/Sprengungen existieren<br />
praktisch nicht. Die <strong>für</strong> die Gefahrenabwehr<br />
zuständigen Ordnungsbehörden<br />
müssen auf das Eintreffen<br />
der Fachdienststellen warten <strong>und</strong> sich<br />
in der Regel auf die Empfehlungen<br />
der Sprengmeister verlassen; diese<br />
legen aufgr<strong>und</strong> der örtlichen Gegebenheiten<br />
<strong>und</strong> unter Berücksichtigung<br />
der Munitionsart die notwendigen<br />
Sicherheitsmaßnahmen fest.<br />
Die heutige Generation der „verantwortlichen<br />
Personen” (Sprengmeister)<br />
ist überwiegend bei der B<strong>und</strong>eswehr<br />
oder im Rahmen einer Spezialausbildung<br />
bei der Polizei ausgebildet<br />
worden. Es werden daher in<br />
der Regel die Sicherheitsbestimmungen<br />
der B<strong>und</strong>eswehr angewendet,<br />
die aber an den Aufgaben der Schießplätze<br />
ausgerichtet sind. Diese<br />
Schießplätze liegen fern von Wohngebieten<br />
im freien, <strong>für</strong> Personen abgesperrten<br />
Gelände <strong>und</strong> lassen daher<br />
große Evakuierungsradien zu. Die<br />
wichtigste Verpflichtung der Feuerwerker<br />
auf den Schießplätzen besteht<br />
darin, nie den Lageort des Blindgängers<br />
zu verändern <strong>und</strong> diesen dann<br />
an Ort <strong>und</strong> Stelle berührungsfrei zu<br />
sprengen.<br />
Diese Vorschriften können bei der<br />
Gefahrenabwehr nicht als bindend<br />
angesehen werden, da in der Mehrzahl<br />
der Fälle die Kampfmittel vor der<br />
Entsorgung (Sprengung) zu transpor-<br />
Wirkung von 125 kg TNT auf eine<br />
Hauswand, Hamburg, <strong>September</strong> 1957<br />
tieren sind <strong>und</strong> deshalb entzündert<br />
werden müssen. Ist aus technischen<br />
Gründen eine Entschärfung (Entzünderung)<br />
nicht möglich, so muss das<br />
Kampfmittel an Ort <strong>und</strong> Stelle gesprengt<br />
werden.<br />
Eine Länderumfrage ergab, dass<br />
die jeweils angewandten Gefahrenbereiche<br />
bei gleichem Kampfmittel in<br />
den B<strong>und</strong>esländern nicht einheitlich<br />
sind <strong>und</strong> stark variieren. Ein Vergleich<br />
zu einigen NATO-Ländern ergab zudem,<br />
dass diese weitaus geringere<br />
Gefahrenbereiche bei Entschärfungen/Sprengungen<br />
anwenden.<br />
Auch halten die in Deutschland<br />
angewandten Sicherheitsbestimmungen<br />
einem internationalen Vergleich<br />
nicht stand, da diese in der Regel zu<br />
groß bemessen sind.<br />
Ferner besteht rechtliche Unsicherheit<br />
in der Risikobewertung <strong>und</strong> in<br />
der Risikoakzeptanz, die in vielen Fällen<br />
zu einem „Sicherheitszuschlag”<br />
in der Bemessung der Gefahrenbereiche<br />
führt.<br />
2. Forschungsbedarf<br />
In der zivilen Sprengtechnik wurden<br />
in den vergangenen Jahren neue<br />
Verfahren entwickelt, um die bei einer<br />
Sprengung auftretende Splitter-,<br />
Schleuder- <strong>und</strong> Luftdruckwirkung<br />
sowie die entstehende Hitze zu minimieren.<br />
Als Synergieeffekt war eine<br />
Verringerung des Gefahrenbereichs<br />
zu verzeichnen. Aufgr<strong>und</strong> der Erkenntnisse<br />
eines Sprengversuches mit einer<br />
500 lb. Fliegerbombe (mit einer<br />
„Sandpyramide”) in Hamburg im Mai<br />
<strong>2001</strong> sowie Erfahrungsaustausch mit<br />
Experten aus England, Südafrika <strong>und</strong><br />
den USA ist erkennbar, dass Splitter<br />
vom Munitionskörper durch ein Medium<br />
in unmittelbarer Nähe des<br />
Spreng-/Entschärfungsortes (Sand,<br />
Wasser, Schaum) aufgefangen werden<br />
können <strong>und</strong> danach durch die<br />
Detonationswelle in einen nur nahen<br />
Bereich geschleudert werden. Ferner<br />
ist erfahrungsgemäß davon auszugehen,<br />
dass durch die Präsenz eines<br />
Mediums die Einwirkung von Luftdruckwellen<br />
<strong>und</strong> Hitze auf Menschen<br />
<strong>und</strong> Materialien in der näheren Umgebung<br />
des Spreng-/Entschärfungsortes<br />
erheblich gemindert wird.<br />
Empirische Gewinnung von Daten<br />
Hier<strong>für</strong> müssen gesicherte Daten<br />
durch experimentelles Sprengen im<br />
Nahbereich von verschiedenen Kampfmitteln<br />
(z. B. Granaten, Bomben) gewonnen<br />
werden:<br />
Splitterdichte, -größe <strong>und</strong> -gewicht<br />
ballistisches Verhalten der Splitter<br />
(Anfangsgeschwindigkeit, Querschnittsbelastung)<br />
Endballistik der Splitter bei bestimmten<br />
Rückhaltesystemen<br />
(-medien)<br />
Prüfung von vorhandenen <strong>und</strong> neuen<br />
Medien, die geeignet sind,<br />
Sprengstücke <strong>und</strong> Splitter am Entschärfungs-/Sprengortaufzufangen<br />
Bestimmung der Sek<strong>und</strong>ärwurfweite<br />
(der zurückgehaltenen Splitter<br />
<strong>und</strong> des Rückhaltemediums)<br />
durch den Detonationsdruck des<br />
Kampfmittels<br />
Daten über die zu erwartende Reduzierung<br />
der Luftdruckwellen <strong>und</strong><br />
Hitze bei bestimmten Medien<br />
(Schaum/Wasser/Sprengstoffmatten<br />
etc.)<br />
Implementierung<br />
Mathematische Aufbereitung der<br />
Daten (Splitterballistik, Durchdring<strong>und</strong><br />
Abbremsverhalten der beprobten<br />
Medien, zu erwartende<br />
Schäden an Bauten etc.); rechnerische<br />
Zuordnung der Daten zu bestimmten<br />
Kampfmittelarten oder<br />
anderen Kriterien<br />
mögliche Implementierung obiger<br />
Forschungsergebnisse in bereits<br />
vorhandene (militärische) PC-Anwendungen<br />
(z. B. Ausbreitungsmodelle<br />
von Explosionen, Schutzbereiche<br />
bei der Lagerung von Munition)<br />
oder Entwicklung eines neuen<br />
Computerprogramms, Bewertung<br />
der Sprengexperimente aus w<strong>und</strong>ballistischer<br />
Sicht<br />
Operationalisierung<br />
Entwicklung <strong>und</strong> Erprobung von<br />
praxisnahen <strong>und</strong> wirtschaftlichen<br />
Verfahren zur Platzierung der Rückhaltesysteme<br />
am Einsatzort einschließlich<br />
geeigneter Behältnisse<br />
Überprüfung der Empfehlungen<br />
anhand von Sprengversuchen mit<br />
F<strong>und</strong>munition verschiedener Arten<br />
<strong>und</strong> Größen<br />
16 www.walhalla.de/notfallvorsorge<br />
Notfallvorsorge 4/2005