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Der 11. September 2001 - Bundesamt für Bevölkerungsschutz und ...

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Humanitäre Hilfe<br />

Lebensrettende Hilfe<br />

Klaus Liebetanz, Fachberater <strong>für</strong> Katastrophenmanagement, Verden<br />

Im Rahmen von Ergebnisprüfungen hat unser Autor <strong>und</strong> Fachberater <strong>für</strong><br />

Katastrophenmanagement humanitäre Projekte der ADRA (Adventistische<br />

Entwicklungs- <strong>und</strong> Katastrophenhilfe) <strong>und</strong> der Johanniter-Unfall-Hilfe e.V.<br />

(JUH) in der afghanischen Provinz Herat <strong>und</strong> in Kabul überprüft.<br />

ADRA sorgt <strong>für</strong><br />

sauberes Trinkwasser<br />

Nach Angaben von UNICEF haben<br />

nur 13 % der afghanischen Bevölkerung<br />

Zugang zu sauberem Trinkwasser.<br />

Die Kindersterblichkeit ist erschreckend<br />

hoch. Ein Viertel aller Kinder<br />

erreicht das fünfte Lebensjahr<br />

nicht. <strong>Der</strong> Herstellung von sauberem<br />

Trinkwasser kommt daher eine hohe<br />

Priorität zu. Das Auswärtige Amt unterstützt<br />

das Brunnenprojekt von<br />

ADRA Deutschland in der Provinz<br />

Jowzjan im Dristrikt Sheberghan<br />

(150 km westlich von Mazar e Sharif<br />

im Norden von Afghanistan).<br />

Sorgfältige Vorgehensweise<br />

der ADRA<br />

Die Brunnenbauweise der ADRA<br />

AFG zeichnet sich durch besondere<br />

Sorgfalt <strong>und</strong> Nachhaltigkeit aus:<br />

Zunächst werden die Brunnenstandorte<br />

mit dem zuständigen „Ministerium<br />

<strong>für</strong> ländliche Rehabilitierung <strong>und</strong><br />

Entwicklung” (MRRD) festgelegt.<br />

Dann wird die Bevölkerung der geplanten<br />

Standorte an dem Aushub<br />

des Brunnenschachtes bis zur Wasser<br />

führenden Schicht beteiligt. Dies<br />

kann auf zweifache Weise geschehen:<br />

Zum einen kann die betroffene<br />

Bevölkerung das Brunnenloch<br />

(Durchmesser 1,10 Meter) selbst graben<br />

oder einen Spezialisten <strong>für</strong> 4.000<br />

Afghani (80 USD) = pro Familie 1,5<br />

USD beauftragen. Fünf Orte haben<br />

diese Selbstbeteiligung abgelehnt<br />

<strong>und</strong> daher keinen Brunnen erhalten.<br />

In einer zweiten Phase werden von<br />

einer professionellen afghanischen<br />

Firma perforierte Stahlrohre so in den<br />

Boden getrieben, dass das Ende des<br />

letzten Stahlrohres bis zur Kiesschicht<br />

vordringt <strong>und</strong> somit in der Wasser<br />

führenden Schicht liegt. Dann wird<br />

ein ca. drei Zentimeter dickes PVC-<br />

Rohr eingeführt <strong>und</strong> durch eine Elektropumpe<br />

sichergestellt, dass<br />

mindestens 24 St<strong>und</strong>en ständig Wasser<br />

fließt. Danach wird der Brunnenschacht<br />

wieder mit Erde aufgefüllt,<br />

so dass der Brunnenschacht nicht<br />

durch extreme Witterungsschwankungen<br />

von 45 Grad plus bis 30 Grad<br />

minus einbrechen kann. Außerdem<br />

wird so das eventuell kontaminierte<br />

Oberflächenwasser gefiltert. Abschließend<br />

wird der Brunnenschacht<br />

durch eine Zement-Plattform abgeschlossen<br />

<strong>und</strong> mit einer Handpumpe<br />

mit Schwengel versehen.<br />

Nachhaltigkeit der Brunnen<br />

Alle 50 überprüften Brunnen waren<br />

funktionsfähig, auch die kontrollierten<br />

Brunnen, die vor vier Jahren<br />

von ADRA gebaut wurden. Dagegen<br />

wurden auch Brunnen von anderen<br />

Organisationen gesehen, die nicht<br />

funktionsfähig waren, weil der Brunnenschacht<br />

eingestürzt war <strong>und</strong>/oder<br />

die Brunnen nicht tief genug angelegt<br />

waren. Insgesamt hat ADRA 96<br />

neue Brunnen in 2005 erstellt.<br />

Notwendige ergänzende<br />

Hygieneausbildung<br />

In Zusammenarbeit mit der amerikanischen<br />

NGO „Crosslink Development<br />

International” (CDI) <strong>und</strong> der holländischen<br />

Organisation „ZOA”, die<br />

sich beide mit der Hygieneerziehung<br />

im Distrikt Sheberghan beschäftigen,<br />

führt ADRA im Bereich der Brunnenstandorte<br />

eine wasserbezogene Hygieneausbildung<br />

durch.<br />

Bei Notmaßnahmen zur Versorgung<br />

mit sauberem Trinkwasser sollte<br />

stets eine entsprechende Hygieneausbildung<br />

durchgeführt werden.<br />

Dies ergibt sich aus der wissenschaftlich<br />

erwiesenen Tatsache, dass die<br />

Versorgung mit sauberem Trinkwasser<br />

allein zu einer Verbesserung der<br />

Ges<strong>und</strong>heit um 30 % führen <strong>und</strong> die<br />

Hygieneerziehung allein einen Wert<br />

von 45 % erreichen kann. Beide Faktoren<br />

zusammen können eine Verbesserung<br />

der ges<strong>und</strong>heitlichen Situation<br />

von bis zu 60 % bewirken.<br />

Prekäre Lage<br />

der Rückkehrer<br />

Im Zusammenhang mit den Brunnenbesichtigungen<br />

kann man in den<br />

entferntesten Winkeln des Distrikts<br />

Sheberghan wahrnehmen, wo die<br />

Rückkehrer aus Pakistan <strong>und</strong> Iran „untergebracht”<br />

werden. Diese haben<br />

teilweise 15 Jahre lang mit einer gewissen<br />

Alimentierung durch den UN-<br />

HCR in Flüchtlingslagern im benachbarten<br />

Ausland gelebt <strong>und</strong> besitzen<br />

zahlreiche Kinder. Diese Menschen<br />

werden jetzt auf Druck der bisherigen<br />

Gastländer in die „befriedete<br />

Heimat” abgeschoben. Sie werden<br />

einfach in einer unwirtlichen Landschaft<br />

(Sandsteppe mit verstreuten<br />

dornigen Kleingewächsen) abgesetzt<br />

34 www.walhalla.de/notfallvorsorge<br />

Notfallvorsorge 4/2005

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