Der 11. September 2001 - Bundesamt für Bevölkerungsschutz und ...
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Unglückliche <strong>und</strong> missverständliche<br />
Formulierung im<br />
Koalitionsvertrag<br />
In diesem Zusammenhang muss<br />
auf die unglückliche <strong>und</strong> missverständliche<br />
Formulierung aus dem<br />
Koalitionsvertrag vom <strong>11.</strong><strong>11.</strong>2005<br />
hingewiesen werden, in dem es unter<br />
Ziffer 6713-15 heißt: „Auslandseinsätze<br />
der B<strong>und</strong>eswehr werden<br />
stets von politischen Konzepten flankiert<br />
<strong>und</strong> eng zwischen den beteiligten<br />
Ressorts der B<strong>und</strong>esregierung<br />
koordiniert.” Bei der Friedenskonsolidierung,<br />
bislang 99 % der B<strong>und</strong>eswehreinsätze<br />
im Ausland, kann das<br />
Militär nur eine flankierende Maßnahme<br />
sein <strong>und</strong> nicht umgekehrt die zivilen<br />
Aktivitäten, weil das Ziel eines<br />
sich selbst tragenden Friedensprozesses<br />
zivil ist <strong>und</strong> nicht durch militärische<br />
Mittel erreicht werden kann.<br />
Daher muss der Schwerpunkt bei der<br />
Friedenskonsolidierung auf den zivilen<br />
Aktivitäten mit dem entsprechenden<br />
personellen <strong>und</strong> finanziellen Aufwand<br />
liegen.<br />
Friedenskonsolidierung –<br />
Eine Herausforderung <strong>für</strong><br />
die „große Koalition”<br />
Es ist notwendig, dass sich die verantwortlichen<br />
Politiker der „großen<br />
Koalition” auch mit den Konsequenzen<br />
einer Friedenskonsolidierung in<br />
Afghanistan auseinander setzen <strong>und</strong><br />
dazu ein schlüssiges Gesamtkonzept<br />
vorlegen. Notfalls muss B<strong>und</strong>eskanzlerin<br />
Merkel von ihrer Richtlinienkompetenz<br />
Gebrauch machen. Schließlich<br />
handelt es sich beim deutschen<br />
Friedenseinsatz in Afghanistan nicht<br />
um beliebige Aktionen einzelner Ministerien,<br />
sondern um eine Gesamtleistung<br />
der B<strong>und</strong>esrepublik Deutschland.<br />
Eine weitere Schieflage bei der<br />
Friedenskonsolidierung in Afghanistan<br />
wird zwangsläufig bei den eingesetzten<br />
Soldaten zu mehr Frust <strong>und</strong><br />
Resignation führen. Das Vertrauen in<br />
die politische Führung steht auf dem<br />
Spiel. Man darf daher auf das neue<br />
Weißbuch zur Sicherheit der B<strong>und</strong>esrepublik<br />
<strong>und</strong> zur Lage <strong>und</strong> Zukunft<br />
der B<strong>und</strong>eswehr am Ende des Jahres<br />
2006 gespannt sein.<br />
Darfur –<br />
Bürgerkrieg <strong>und</strong>/<br />
Klaus Liebetanz, Fachberater <strong>für</strong><br />
Katastrophenmanagement, Verden<br />
Eine NGO zwingt<br />
den Sicherheitsrat zum<br />
Handeln im Sudan<br />
Am 20. Juli 2004 hat die Menschenrechtsorganisation<br />
Human Rights<br />
Watch an Hand von sudanesischen<br />
Regierungsdokumenten nachgewiesen,<br />
dass die Regierung in Karthum<br />
die Janjaweed-Milizen rekrutiert <strong>und</strong><br />
bewaffnet hatten. Diese „bewachten“<br />
auch die Flüchtlingslager innerhalb<br />
von West-Darfur <strong>und</strong> trieben weiter<br />
ihr Unwesen. Die sudanesische Regierung<br />
hatte bislang vehement bestritten,<br />
dass sie überhaupt etwas mit<br />
den paramilitärischen Janjaweed zu<br />
tun hätte. Als Folge der beweiskräftigen<br />
Aussagen von HRW hat sowohl<br />
der amerikanische Kongress als auch<br />
das Repräsentantenhaus einen Stopp<br />
des Völkermords in West-Dafur verlangt.<br />
<strong>Der</strong> Sicherheitsrat (SR) konnte<br />
endlich am 29. Juli 2004 eine Resolution<br />
gegen den Sudan verabschieden,<br />
in der dieser aufgefordert wurde, die<br />
genozidären Umtriebe innerhalb von<br />
30 Tagen zu beenden. <strong>Der</strong> amerikanische<br />
Resolutionsantrag enthielt eine<br />
Sanktionsandrohung bei Nichtbefolgung.<br />
Dem haben sieben Mitglieder<br />
des SR nicht zugestimmt. Im Sicherheitsrat<br />
gibt es unterschiedliche Interessen.<br />
Die Russische Föderation<br />
sieht seine Waffenlieferungen an den<br />
Sudan gefährdet, China treibt intensiven<br />
Handel mit dem Sudan <strong>und</strong> westliche<br />
Staaten (vor allem Frankreich)<br />
sehen ihre Ölinteressen im Sudan in<br />
Gefahr. Hierzu passt die Auffassung<br />
des deutschen Generals Manfred Eisele,<br />
dem ehemaligen Assistenten<br />
von Kofi Annan im Peacekeeping<br />
Department der Vereinten Nationen:<br />
„Die Vereinten Nationen <strong>und</strong> speziell<br />
der Sicherheitsrat sind keine Gemeinschaft<br />
der ,gutwilligen Menschen’,<br />
sondern eine Zweckgemeinschaft von<br />
Staaten zur Durchsetzung ihrer jeweiligen<br />
nationalen Interessen.”<br />
Untersuchung<br />
der USA vor Ort<br />
Aufgr<strong>und</strong> der beunruhigenden<br />
Meldung von „Human Rights Watch”<br />
setzte die amerikanische Regierung<br />
im Juli 2004 ein Expertenteam ein, das<br />
nach den Kriterien der „UN-Konvention<br />
über die Verhütung <strong>und</strong> Bestrafung<br />
des Völkermordes” (Art. 2) Untersuchungen<br />
vor Ort anstellen sollten.<br />
Von dieser Untersuchungskommission<br />
wurden im Ost-Tschad in 19 Flüchtlingslagern<br />
insgesamt 1.136 zufällig ausgewählte<br />
Personen befragt.<br />
Wesentliche Ergebnisse<br />
der Befragung<br />
Ca. 50 % der Befragten gaben an,<br />
dass reguläre sudanesische Streitkräfte<br />
zusammen mit den arabischen<br />
Reitermilizen Janjaweed ihre Dörfer<br />
<strong>und</strong> Städte angegriffen hätten. Diese<br />
Angriffe seien in der Regel mit einem<br />
Luftbombardement eröffnet worden.<br />
Weitere 25% sagten aus, dass nur<br />
sudanesische Streitkräfte angegriffen<br />
hätten, während 14% berichteten, es<br />
wären ausschließlich Janjaweed-Milizen<br />
gewesen. Alle Angriffe hätten<br />
zur Folge gehabt, dass angegriffene<br />
Dörfer <strong>und</strong> Städte mehr oder weniger<br />
komplett zerstört <strong>und</strong> das persönliche<br />
Eigentum der Bewohner <strong>und</strong><br />
deren Vieh von den Angreifern geraubt<br />
worden wären. 61% der Befragten<br />
berichteten, dass Mitglieder ihrer<br />
Familien ermordet <strong>und</strong> zahlreiche<br />
Vergewaltigungen vorgenommen<br />
worden wären. Die Angreifer hätten<br />
rassistische Parolen gerufen.<br />
Artikel 2 der<br />
UN-Genozidkonvention<br />
„In dieser Konvention bedeutet Völkermord<br />
eine der folgenden Handlungen,<br />
die in der Absicht begangen wird,<br />
eine nationale, ethnische, rassistische<br />
oder religiöse Gruppe als solche ganz<br />
oder teilweise zu zerstören:<br />
(a) Tötung von Mitgliedern der<br />
Gruppe;<br />
40 www.walhalla.de/notfallvorsorge<br />
Notfallvorsorge 4/2005