Der 11. September 2001 - Bundesamt für Bevölkerungsschutz und ...
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olidierung<br />
Koalition”<br />
der Funktion einer „Art Parkplatzwächter”<br />
in den USA fungierten.<br />
Deutschland kann es sich als „Leadnation<br />
<strong>für</strong> den Polizeieinsatz in Afghanistan”<br />
nicht ein zweites Mal (nach<br />
Bosnien Herzegowina) erlauben, trotz<br />
gewaltiger Militärausgaben ein Land<br />
in den Händen des organisierten Verbrechens<br />
zu hinterlassen.<br />
Deutschland muss seine<br />
wirtschaftliche Zusammenarbeit<br />
mit Afghanistan<br />
verstärken<br />
<strong>Der</strong> wirtschaftliche Auf- <strong>und</strong> Ausbau<br />
ist von entscheidender Bedeutung<br />
<strong>für</strong> die weitere Stabilisierung in<br />
Afghanistan.<br />
Solange u.a. Kabul nur alle zwei<br />
Tage <strong>für</strong> vier St<strong>und</strong>en Elektrizität hat,<br />
wird sich kaum Gewerbe <strong>und</strong>/oder<br />
Industrie ansiedeln. Wenn es jedoch<br />
nicht gelingt, genügend Arbeitsplätze<br />
zu schaffen, wird die politische<br />
Lage weiterhin instabil bleiben. Dies<br />
gilt auch <strong>für</strong> die Landwirtschaft: Vor<br />
dreißig Jahren war Afghanistan noch<br />
weltweit der größte Produzent von<br />
Trockenfrüchten. Heute führt Afghanistan<br />
diese Früchte aus Pakistan <strong>und</strong><br />
dem Iran ein. Die o.g. Probleme lassen<br />
sich durch einen verstärkten wirtschaftlichen<br />
Wiederaufbau des komplexen<br />
Bewässerungssystems lösen.<br />
Auch hier gibt es eine Schieflage in<br />
der deutschen Unterstützung.<br />
Deutschland verwendet nur ein Viertel<br />
der Summe, die es auf die militärische<br />
Absicherung verwendet, auf<br />
Entwicklungshilfe. Das ist <strong>für</strong> eine<br />
deutsche Schwerpunktaufgabe zu<br />
wenig. Damit werden die deutschen<br />
Soldaten in Afghanistan zu Lückenbüßern<br />
einer fehlenden Gesamtstrategie.<br />
Die deutsche Gemeinde gedenkt am Volkstrauertag auf dem einzigen christlichen<br />
Friedhof in Kabul der <strong>für</strong> den Frieden in Afghanistan gefallenen Soldaten <strong>und</strong> der<br />
getöteten zivilen Aufbauhelfer.<br />
Deutschland sendet zu<br />
wenige Friedensfachkräfte<br />
Zurzeit setzt der „Deutsche Entwicklungsdienst”<br />
(DED) lediglich vier<br />
Friedensfachkräfte (FFK) in Afghanistan<br />
ein. Das ist eindeutig zu wenig.<br />
Nach einer ersten Evaluierung von<br />
FFK im Auftrag des BMZ im Jahr<br />
2002 wurde nachgewiesen, dass Friedensfachkräfte<br />
in einer bestimmten,<br />
genügend starken Anzahl eingesetzt<br />
werden müssten, um eine flächendeckende<br />
<strong>und</strong> nachhaltige Wirkung zu<br />
erzielen, ansonsten würde die Arbeit<br />
der FFK „verpuffen”. Andererseits<br />
kann ein gesellschaftlicher Wandel<br />
nur von innen her den Friedensprozess<br />
auf Dauer erhalten. Das Militär<br />
ist <strong>für</strong> diese Aufgabe weniger geeignet.<br />
Die „große Koalition” sollte daher<br />
die vermehrte Ausbildung <strong>und</strong><br />
den Einsatz deutscher Friedensfachkräfte<br />
unterstützen <strong>und</strong> sie schwerpunktmäßig<br />
einsetzen, anstatt wie<br />
bisher weltweit im Gießkannenprinzip<br />
ohne nachhaltige Wirkung.<br />
Eigenverantwortung<br />
der Afghanen<br />
Natürlich muss von der afghanischen<br />
Regierung <strong>und</strong> Bevölkerung<br />
auch eine eigene angemessene Leistung<br />
erbracht werden. Dies geschieht<br />
nach Aussagen von Entwicklungsfachleuten<br />
in erforderlichem Maße,<br />
zumal diese Eigenleistung unabdingbarer<br />
Bestandteil einer professionellen<br />
Entwicklungshilfe ist.<br />
Extrem schwierige<br />
Aufbaubedingungen<br />
Darüber hinaus darf nicht vergessen<br />
werden, dass Afghanistan nach<br />
dreißig Jahren verheerendem Bürger-<br />
krieg <strong>und</strong> zusätzlicher ausländischer<br />
Interventionen gründlich zerstört ist.<br />
Das trifft sowohl <strong>für</strong> alle staatlichen<br />
Institutionen als auch <strong>für</strong> das einstmals<br />
gut funktionierende Bewässerungssystem<br />
zu. Aus der Vogelperspektive<br />
gleicht Afghanistan größtenteils<br />
einer „braunen Mondlandschaft”.<br />
Am Boden wächst verstreut ein distelähnliches,<br />
kleines Gewächs, das<br />
auch in extremer Dürre existieren<br />
kann. Es dient den Ziegen als Nahrung.<br />
Große Teile des Landes haben<br />
nicht mehr als 30 bis 40 cm Regenfall<br />
pro Jahr, so dass ohne Bewässerung<br />
keine Landwirtschaft möglich ist.<br />
Zudem besitzt Afghanistan keine nennenswerten<br />
Bodenschätze. Das einzige,<br />
was (mehr oder weniger heimlich)<br />
exportiert wird, ist Rohopium,<br />
womit über 50 % des Bruttonationaleinkommens<br />
erzielt werden können.<br />
<strong>Der</strong> afghanische Staat ist zurzeit dabei,<br />
ein Steuersystem zur Finanzierung der<br />
öffentlichen Aufgaben einzuführen.<br />
Ohne internationale Hilfe kommt Afghanistan<br />
nicht auf die Beine. Nach<br />
Aussagen eines leitenden Mitarbeiters<br />
der GTZ benötigt das Land weitere<br />
20 bis 25 Jahre um den Stand von<br />
1970 zu erreichen.<br />
Unverzichtbarer Einsatz der<br />
B<strong>und</strong>eswehr in Afghanistan<br />
Die B<strong>und</strong>eswehr leistet in Afghanistan<br />
als ein Teil von ISAF (International<br />
Security Assistance Force) einen<br />
unverzichtbaren Einsatz.<br />
Nach Auffassung von Ministerialdirigent<br />
Hans-H. Dube würde Afghanistan<br />
nach einem sofortigen Abzug<br />
der B<strong>und</strong>eswehr/ISAF innerhalb von<br />
sieben Tagen im Chaos versinken.Insofern<br />
ist der B<strong>und</strong>eswehreinsatz<br />
derzeit eine „Conditio sine qua non” <strong>für</strong><br />
den Friedensprozess in Afghanistan.<br />
Notfallvorsorge 4/2005 www.walhalla.de/notfallvorsorge 39<br />
Foto: Klaus Liebetanz