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PDF - Handbuch Arbeitsrecht

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Bundesrepublik Deutschland seit 1998: Rot-grüne Regierung<br />

Angleichung verzichtet, obwohl die frei gewählte Volkskammer im Sommer 1990 ein von<br />

kommunistischen Inhalten freies Arbeitsgesetzbuch verabschiedet hatte (vgl. Rn. 115). Stattdessen<br />

haben später die beiden neuen Bundesländer Sachsen und Brandenburg demonstrativ<br />

Gesetzesvorschläge im Bundesrat eingebracht, diese jedoch ebenso wenig ernsthaft weiterverfolgt<br />

wie die entsprechenden Parteien auf Bundesebene. 335<br />

Als Folge der deutschen Einheit wurde 1992 beschlossen, den Sitz des BAG nach Erfurt zu<br />

verlegen. Dazu wurde zunächst die Möglichkeit von Sitzungen des BAG in Erfurt gesetzlich<br />

geregelt. 336 Mit Gesetz vom 11.3. 1996 (BGBl. I, S. 454) wurde sein Sitz endgültig nach Erfurt<br />

verlegt mit der Möglichkeit, bis zum Umzug Sitzungen in Kassel abzuhalten (§ 40Abs. 1, 1a<br />

ArbGG; vgl. <strong>Handbuch</strong>, § 144 Rn. 3). Das BAG hat seine Arbeit in Erfurt am 22.11. 1999 aufgenommen.<br />

337<br />

VIII. Bundesrepublik Deutschland seit 1998: Rot-grüne Regierung<br />

1. Erste Legislaturperiode: Ausbau von Arbeitnehmerrechten<br />

Nach der Bundestagswahl 1998 kam es zum Regierungswechsel nach 16 Jahren der Regierung<br />

Kohl. Die neue rot-grüne Regierungskoalition unter Bundeskanzler Gerhard Schröder 338<br />

verabschiedete als allererste Maßnahme das »Gesetz zu Korrekturen in der Sozialversicherung<br />

und zur Sicherung von Arbeitnehmerrechten« vom 19.12. 1998 (BGBl. I, S. 3843). Mit<br />

ihm wurden die Änderungen bei der Entgeltfortzahlung im Krankheitsfalle (vgl. <strong>Handbuch</strong>,<br />

§39) und beim Kündigungsschutz (vgl. <strong>Handbuch</strong>, § 72 Rn. 13) zurückgenommen und außerdem<br />

eine Vermutungsregel zur Bekämpfung der sog. Scheinselbstständigkeit eingeführt<br />

(vgl. <strong>Handbuch</strong>, § 3 Rn. 15). Mit Gesetz vom 24. 3.1999 (BGBl. I, S. 388) wurden geringfügige<br />

Beschäftigungsverhältnisse (damals »630-Mark-Jobs«) der teilweisen Sozialversicherungspflicht<br />

unterworfen (vgl. <strong>Handbuch</strong>, § 121 Rn. 92). In diesem Zusammenhang steht auch das<br />

Gesetz über Teilzeitarbeit und befristete Arbeitsverhältnisse vom 21.12. 2000 (BGBl. I,<br />

S. 1426). Mit ihm wurde ein Rechtsanspruch auf Reduzierung der persönlichen Arbeitszeit<br />

geschaffen (vgl. <strong>Handbuch</strong>, § 121) und das BeschFG 1985 unter Kodifizierung der bisherigen<br />

Rechtsprechung zum »sachlichen Grund« für eine Befristung dauerhaft verlängert (vgl.<br />

<strong>Handbuch</strong>, § 114). Eine Verstärkung des Kündigungsschutzes brachte das im Arbeitsgerichtsbeschleunigungsgesetz<br />

(Rn. 123f.) enthaltene Schriftformgebot für die Beendigung von Arbeitsverhältnissen<br />

(§ 623 BGB, vgl. <strong>Handbuch</strong>, § 11 Rn. 44).<br />

Weitere Gesetze mit Bezug zum Arbeitsleben betrafen<br />

– die Ablösung der bisherigen Rente wegen Berufs- und Erwerbsunfähigkeit durch eine<br />

Rente wegen verminderter Erwerbsfähigkeit mit Gesetz vom 20. 12.2000 (BGBl. I, S. 1827;<br />

vgl. eingehend <strong>Handbuch</strong>, § 15 Rn. 131ff.),<br />

– die Reform des Schwerbehindertenrechts zunächst durch das Gesetz zur Bekämpfung<br />

der Arbeitslosigkeit Schwerbehinderter vom 29. 9.2000 (BGBl. I, S. 1394) mit einer Neukonzeption<br />

der Schwerbehindertenabgabe und danach dessen Überführung zusammen mit<br />

dem reformierten Rehabilitationsrecht in das neu geschaffene SGB IX durch Gesetz vom<br />

19. 6.2001 (BGBl. I, S. 1046; vgl. eingehend <strong>Handbuch</strong>, § 110),<br />

– die Neuregelung des Erziehungsurlaubs durch das Dritte Gesetz zur Änderung des Bundeserziehungsgeldgesetzes<br />

vom 12.10. 2000 (BGBl. I, S. 1425) mit der Möglichkeit der Tei-<br />

335 Sachsen: BR/Drs. 293/95; hierzu vgl. Neumann,<br />

DB 1995, 2013; Brandenburg: BR-Drs.<br />

671/96; hierzu vgl. Griese, NZA 1996, 803; vgl.<br />

den Professoren-Entwurf des »Arbeitskreises<br />

Deutsche Rechtseinheit im <strong>Arbeitsrecht</strong>« zum<br />

59. Deutschen Juristentag 1992; hierzu Däubler,<br />

AuR 1992, 129; Hromadka, NJW 1992, 1985;<br />

Richardi, NZA 1992, 769; Steinmeyer/Jürging,<br />

NZA 1992, 777; Wank, DB 1992, 1826.<br />

336 Vgl. Gesetz vom 14. 9. 1994 (BGBl. I, S. 2323);<br />

zur vorherigen Terminierung in den neuen<br />

Bundesländern noch ohne gesetzliche Grundlage<br />

vgl. BAG 4. 2. 1993, BB 1993, 444;<br />

10. 3.1993, 731; hierzu Däubler und Jost, BB<br />

1993, 660.<br />

337 Vgl. VO vom 8. 10.1999 (BGBl. I, S. 1954).<br />

338 Zu ihrer arbeitsrechtspolitischen Planung vgl.<br />

Bundesarbeitsminister Riester, AuR 1999, 1.<br />

Kittner 43<br />

120<br />

121<br />

122

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