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Nr. 9 / September 2010 - Grossraumbüro (PDF, 2645 kb - KV Schweiz

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20<br />

Dossier <strong>Grossraumbüro</strong><br />

context 9 – <strong>2010</strong><br />

Das <strong>Grossraumbüro</strong> wird zur Arbeitsloft und erhält wieder Industriecharakter (Beispiel aus dem Best Office Award 2006).<br />

habe, was rund um ihn herum passierte.<br />

Das bestätigt Sandra Studers Eindruck.<br />

Sie berichtet, sie habe während der Arbeit<br />

im <strong>Grossraumbüro</strong> ständig das Gefühl<br />

gehabt, beobachtet zu werden und «am<br />

Schluss hatte ich sogar Hemmungen, das<br />

Telefon entgegen zu nehmen aus ungeklärter<br />

Angst, ich könnte etwas Falsches<br />

sagen, was direkt zum Chef gehen<br />

würde.»<br />

Soraya Moana stellt in ihrem Kommentar<br />

fest, seit ihr Mann im <strong>Grossraumbüro</strong><br />

arbeite, leide er unter Rückenproblemen<br />

und sei am Abend viel müder und<br />

gereizter als vorher. Peter Schwehr von<br />

der Hochschule Luzern sagte in der NZZ:<br />

«Büroplanung ist wie ein Medikament; sie<br />

wird zu einem guten Teil verschrieben –<br />

Nebenwirkungen inklusive.» Ganz klar<br />

sind hier die Seco­Studienergebnisse: Bei<br />

Arbeitnehmenden in <strong>Grossraumbüro</strong>s<br />

treten vermehrt gesundheitliche Symptome<br />

auf.<br />

Viel Platz, gleiche Probleme<br />

Natürlich wissen die Arbeitgeber von all<br />

diesen Befindlichkeiten. Trotzdem erlebt<br />

das <strong>Grossraumbüro</strong> eine Renaissance –<br />

einfach unter anderen Namen, da der alte<br />

mit (zu) vielen negativen Eindrücken behaftet<br />

ist. Die Architekten nennen sie Arbeitslofts,<br />

Gemeinschaftsarbeitsräume<br />

oder «open spaces». Zu finden sind diese<br />

unter anderem beim Möbelhersteller Vitra,<br />

bei der Credit Suisse, bei Swisscom<br />

oder in der Zürcher Flughafenverwaltung<br />

Unique One, die an eine umgenutzte Industriehalle<br />

erinnert.<br />

Aus der Seco­Studie geht hervor, dass<br />

mehr als 70 Prozent der <strong>Schweiz</strong>er Angestellten<br />

kein Büro mehr für sich haben,<br />

sondern im Gruppen­ oder <strong>Grossraumbüro</strong><br />

arbeiten. Vielerorts sitzt sogar der<br />

Chef im gleichen Boot. Die Baukosten pro<br />

Arbeitsplatz in diesen neuen Bürowelten<br />

sind halb so hoch wie in «konventionellen»<br />

Bürobauten.<br />

Das <strong>Schweiz</strong>er Arbeitsgesetz überlässt<br />

es den Arbeitgeber/innen, wie viel Platz sie<br />

ihren Mitarbeitenden gewähren. Immerhin<br />

besagt die schweizerische Gesundheitsvorsorge­Verordnung,<br />

dass jeder Beschäftigte<br />

12m³ Luftraum an seinem<br />

Arbeitsplatz haben muss. Die Seco­Studie<br />

zeigt auf, dass rund der Hälfte des Büropersonals<br />

kein Raum für spontane Besprechungen<br />

zur Verfügung steht, und auch<br />

Rückzugsmöglichkeiten, um anspruchsvolle<br />

oder vertrauliche Arbeiten erledigen<br />

zu können, kennt nur eine Minderheit.<br />

Pharmariese Novartis probiert auf<br />

seinem Campus­Gelände in Basel das sogenannte<br />

Multi­Space­Konzept aus: Der<br />

grosse Büroraum ist ansprechend gestaltet,<br />

offeriert genügend Platz für die Mitarbeitenden,<br />

denen offene Pausen­ und<br />

Besprechungszonen, buchbare Sitzungszimmer<br />

sowie frei verfügbare Kleinräume<br />

für vertrauliche Gespräche zur Verfügung<br />

weiter auf Seite 22

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