02.03.2013 Aufrufe

Nr. 9 / September 2010 - Grossraumbüro (PDF, 2645 kb - KV Schweiz

Nr. 9 / September 2010 - Grossraumbüro (PDF, 2645 kb - KV Schweiz

Nr. 9 / September 2010 - Grossraumbüro (PDF, 2645 kb - KV Schweiz

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

Fehlende Freiheit<br />

Kioskverkäufer/innen sollen ihre Verkaufsstellen<br />

künftig selbstständig betreiben.<br />

Sie gehen damit gewisse Risiken ein.<br />

Das Kioskunternehmen Valora möchte<br />

einen Drittel seiner Verkaufsstellen in<br />

Agenturen umwandeln. Die Kioskverkäufer/innen<br />

sollen dabei zu selbstständigen<br />

Unternehmer/innen werden. Mit Einschränkungen:<br />

Sämtliche Ware muss bei<br />

Valora bezogen werden.<br />

Einerseits erhalten Arbeitnehmende<br />

so die Möglichkeit, ohne viel Eigenkapital<br />

– zum Start genügen 20 000 Franken –<br />

ein Geschäft zu eröffnen. Die Infrastruktur<br />

und die Ware werden zur Verfügung<br />

gestellt. Gewirtschaftet wird dann auf eigene<br />

Rechnung. Das heisst konkret: Valora<br />

zahlt den neuen Kios<strong>kb</strong>esitzer/innen<br />

eine am Umsatz ausgerichtete Provision.<br />

Andererseits wirft das Projekt Fragen<br />

auf. In den letzten Jahren musste Valora<br />

bei den Kiosken Umsatzrückgänge verzeichnen.<br />

Werden die neuen Besitzer/innen<br />

das Steuer herumreissen können? Sie<br />

lassen sich auf unsichere Verdienste ein.<br />

Wie hoch die Provision ist, ist nicht bekannt.<br />

Valora-Chef Kaspar Niklaus sagte<br />

am <strong>Schweiz</strong>er Fernsehen, das Risiko für<br />

die Besitzer/innen sei kalkulierbar.<br />

Zu denken gibt Barbara Gisi, Leiterin<br />

Angestelltenpolitik beim <strong>KV</strong> <strong>Schweiz</strong>, zudem<br />

die fehlende unternehmerische Freiheit,<br />

die eigentlich die Selbstständigkeit<br />

auszeichnet. «Wie steht es mit Aktionen,<br />

Sonderrabatten, für Stammkunden oder<br />

zur Werbung für neue Kunden? Wie mit<br />

Für den <strong>KV</strong> <strong>Schweiz</strong> steht mit den Entscheiden<br />

des nationalrates fest, dass nun<br />

auch die zweite Auflage der 11. AHV-Revision<br />

zu einer politisch unhaltbaren Abbauvorlage<br />

verkommen ist.<br />

Der Kaufmännische Verband <strong>Schweiz</strong><br />

ist von den Entscheiden des Nationalrates<br />

bei der 11. AHV-Revision enttäuscht.<br />

Bei der Flexibilisierung des vorzeitigen<br />

Altersrücktritts ist die Erwartung, dass<br />

dieser Schritt für untere und mittlere Einkommen<br />

abgefedert wird, nur minimal<br />

erfüllt. Höchst unbefriedigend ist zudem,<br />

dass nur eine zeitlich befristete Übergangsregelung<br />

beschlossen wurde. «Ein<br />

altes Versprechen ist damit nicht eingelöst<br />

worden, nämlich dass die Erhöhung<br />

des Rentenalters für Frauen von 64 auf 65<br />

context 9 – <strong>2010</strong><br />

Nischenprodukten und gebietstypischen<br />

Sortimentsergänzungen? Das was kleine<br />

Läden auszeichnet und abhebt, wird den<br />

Kios<strong>kb</strong>esitzerinnen verwehrt.»<br />

Gisi stellt fest, dass Franchising eine<br />

Modebewegung geworden ist. Sie verweist<br />

u.a. auf die Coop-Pronto- und Migrolino-Geschäfte.<br />

«Die Arbeitnehmenden<br />

geben in Franchising-Unternehmen<br />

viel Schutz her für Profit, der sich eventuell<br />

nicht als das erweist, was man erhofft,<br />

und der erst noch nur dem/r Geschäftsführer/in<br />

zu Gute kommt.» Das Arbeitsgesetz<br />

werde bei solchen Firmen häufig<br />

gerade knapp eingehalten. Oft würden<br />

sehr tiefe Löhne bezahlt und die Ferien<br />

sowie etwa Lohnfortzahlungen bei<br />

Krankheit bewegen sich auf dem absoluten<br />

Minimum.<br />

Die Gewerkschaft Syna hat eine Umfrage<br />

unter Kioskangestellten gemacht.<br />

Diese äussern sich mehrheitlich negativ<br />

über die Idee. Seitens Valora heisst es,<br />

man akzeptiere Entscheidungen gegen<br />

das neue Modell. Neue Agenturleiter/innen<br />

sagen aber, es sei ein Anreiz, an den<br />

Umsatzsteigerungen mitzuverdienen.<br />

Mit Valora ist ein guter Gesamtarbeitsvertrag<br />

ausgearbeitet worden. Für die<br />

Agenturen gilt er aber nur ein Jahr, danach<br />

können die Besitzer/innen ihren Angestellten<br />

Mindestlöhne bezahlen. Und an<br />

die 43-Stunden-Woche müssen sie sich<br />

auch nicht mehr halten. Barbara Gisi fragt<br />

sich deshalb, ob mit der neuen Idee schlicht<br />

der GAV unterwandert werden soll. ajm<br />

Zur Abbauvorlage verkommen<br />

mit einer ausreichenden sozialen Abfederung<br />

gekoppelt würde», sagt Hansueli<br />

Schütz, volkswirtschaftlicher Mitarbeiter<br />

des <strong>KV</strong> <strong>Schweiz</strong>.<br />

Noch gravierender ist aus seiner Sicht<br />

die ebenfalls beschlossene Abschwächung<br />

des Rentenanpassungsmechanismus.<br />

Der Weg, Lücken in der AHV-Finanzierung<br />

auf die Rentner abzuwälzen, ist<br />

sozialpolitisch nicht akzeptabel. Denn<br />

bis heute sind die AHV/IV-Renten trotz<br />

des nach wie vor bestehenden Verfassungsauftrags<br />

nicht existenzsichernd. Hansueli<br />

Schütz: «Die 11. AHV-Revision läuft<br />

durch die heutigen Beschlüsse mittelfristig<br />

auf eine klare Schwächung der Alterssicherung<br />

hinaus. Das nächste Referendum<br />

steht somit vor der Tür.» ibo<br />

KoLUMnE<br />

Bundesrat komplett<br />

Von Mario Fehr<br />

Seit einer Woche ist der Bundesrat wieder<br />

komplett. Endlich, werden nicht wenige<br />

sagen. Bundesratswahlen sind immer<br />

etwas Besonderes. Es gibt weltweit kein<br />

anderes Land, in dem die Neubesetzung<br />

eines Ministerpostens eine solche breite<br />

öffentliche Diskussion auslöst. Die Wahlen<br />

selbst sind dann aber ohne jede Überraschung<br />

verlaufen. Das allerdings war<br />

zu erwarten. Alle Parteien wissen, dass<br />

die nächsten Bundesratswahlen bereits<br />

im Dezember 2011 stattfinden. Zudem<br />

gibt es im Parlament ein ausgeprägtes<br />

Bedürfnis nach mehr Ruhe rund um unsere<br />

Landesregierung. Wir wollen einen<br />

Bundesrat, der besser zusammenarbeitet<br />

und sich kollegialer verhält.<br />

Obwohl die Debatte der letzten Monate<br />

geprägt war von diesen Wahlen, ging die<br />

Arbeit im Parlament fast unbeeinflusst<br />

weiter. In der vergangenen Session haben<br />

wir uns auch mit Geschäften wie dem<br />

Hunde- und dem Sportförderungsgesetz<br />

beschäftigt. Im Bundeshaus wurden zudem<br />

mit den Revisionen von AHV und<br />

CO2-Gesetz wichtige sozialpolitische und<br />

ökologische Weichenstellungen debattiert.<br />

Das spricht für die Qualität des<br />

schweizerischen Parlamentes.<br />

Ich bin trotzdem froh, dass der Wahlzauber<br />

vorbei ist. Jetzt kann sich das Parlament<br />

noch besser auf die Erledigung<br />

seiner wichtigen inhaltlichen Arbeit konzentrieren.<br />

Aus Sicht des <strong>KV</strong> <strong>Schweiz</strong> sind<br />

dies unter anderem die Reform der Sozialwerke,<br />

die Verstärkung der Aus- und<br />

Weiterbildung und die Bekämpfung der<br />

Jugendarbeitslosigkeit. Wir haben in den<br />

letzten Jahren ein Netz mit den uns verbundenen<br />

Par lamentariern geknüpft.<br />

Gemeinsam werden wir auch in Zukunft<br />

dafür einstehen, dass die Anliegen des<br />

<strong>KV</strong> <strong>Schweiz</strong> im Parlament Gehör finden.<br />

Mario Fehr ist Nationalrat und<br />

Präsident des <strong>KV</strong> <strong>Schweiz</strong>.<br />

mario.fehr@kvschweiz.ch<br />

9

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!