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BfN -Skripten 146 - Bundesamt für Naturschutz

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kaempferi) aufgrund ihrer Krankheitsresistenz gegen den Lärchenkrebs (Dasyscypha willkommii)<br />

angebaut. Aus <strong>Naturschutz</strong>gründen gibt es keine erkennbaren Gründe <strong>für</strong> die Einbringung von<br />

Fremdländern. Ganz im Gegenteil ist das Einbringen von Neophyten unerwünscht, da sie einheimische<br />

Arten verdrängen, oftmals ungeregelte Massenbestände entwickeln und so regionale Besonderheiten<br />

(aus weltweiter Sicht) zerstören können (vgl. HEINK 2000).<br />

Die häufig zu beobachtenden Probleme mit Neophyten resultieren daraus, dass sie aus ihrem evolutiven<br />

Umfeld der Herkunftsländer gerissen werden und fast immer ohne ihre natürlichen Gegenspieler<br />

(Phytophage, Konkurrenten, Parasitoide, spezialisierte Räuber) eingeführt werden. Inzwischen ist<br />

mehrfach belegt, dass fremdländische (allochthone) Pflanzenarten zumeist weniger Tierarten eine<br />

Nahrungsgrundlage bieten können als heimische (KENNEDY & SOUTHWOOD 1991).<br />

Die an fremdländischen Pflanzenarten gefundenen Tiere können zudem nur Arten sein, die (zufällig<br />

oder bewusst) ebenfalls eingeführt wurden oder heimische Arten, die einen Futterpflanzenwechsel<br />

von einheimischen Arten auf die eingeführten mitgemacht haben. Dies ist bei wenig spezialisierten,<br />

polyphagen Arten eher zu erwarten. So kommen beispielsweise an der aus Nordamerika eingeführten<br />

Roteiche (Quercus rubra) wesentlich weniger Insekten- und Vogelarten vor (GOSSNER 2001) als an<br />

den heimischen Eichen (Quercus robur und Quercus petraea). Diese beherbergen mit rund 700 Insektenarten<br />

neben den Weiden (Salix spec.) mit 728 Arten die reichhaltigste Phytophagenfauna<br />

(HEYDEMANN 1982, BRÄNDLE & BRANDL 2001).<br />

Am Beispiel der Douglasie zeigen jüngere Untersuchungen (GOSSNER 2001) zwar, dass das an ihr<br />

vorkommende Insektenartenspektrum im Vergleich zur Fichte (Picea abies) kaum Unterschiede aufweist<br />

(Tab), sich das Bild aber bei den an Douglasie fressenden Insektenarten (GLATZ et al. 2003)<br />

und der Avifauna wiederum deutlich negativer darstellt. So weisen Fichtenkronen im Winter eine<br />

solche Arthropodendichte (v.a. Spinnen) auf, dass sie <strong>für</strong> überwinternde Vogelarten eine wichtige<br />

Nahrungsquelle darstellen (HAGVAR & HAGVAR 1975, JANSSON & BRÖMSSEN 1981, GUNNARSSON<br />

1983). Nach vorläufigen Ergebnissen von GOSSNER & UTSCHICK (2001) „sind Douglasienkronen in<br />

dieser Jahreszeit jedoch kein Nahrungsspender. Es ist zu be<strong>für</strong>chten, dass ein hoher Anteil von Douglasien<br />

in unseren Wirtschaftswäldern die Nahrungssuche <strong>für</strong> überwinternde Vögel extrem erschweren<br />

würde. Aus faunistisch-ökologischer und integrierter Sicht (z.B. Vögel als Schädlingsantagonisten)<br />

wäre dies nicht vertretbar. Überregionale und intensivierte Studien sind dringend erforderlich, um<br />

eine Übertragbarkeit dieser Ergebnisse zu testen“.<br />

Tab. 3: Vergleich der Anzahl an Käfern (Coleoptera) und Wanzen (Heteroptera) auf Fichte und Douglasie<br />

nach GOSSNER (2001).<br />

Arten 14<br />

Douglasienbestand Fichtenbestand Laubholzbestand<br />

Fichte Douglasie Fichte Douglasie Fichte Douglasie<br />

Käfer 78 84 65 79 76 98<br />

davon Koniferen-Arten<br />

30 29 29 25 28 32<br />

Wanzen 13 18 13 14 16 15<br />

Außerdem muss man berücksichtigen, dass die Fichte in Deutschland bis auf wenige Regionen nicht<br />

standortheimisch ist (so auch bei dieser Untersuchungsfläche im Forstamt FreisingFehler! Verweisquelle<br />

konnte nicht gefunden werden.). Somit kann nicht ausgeschlossen werden, dass die Insektenvielfalt<br />

an nicht standortheimischen Fichten im Vergleich zu autochthonen Fichten eine andere<br />

und unter Umständen bereits an Arten verarmt ist. Forschungsvorhaben, die diese These untersuchen,<br />

sind bis dato nicht bekannt. Hinzu kommt, dass die Fichte zwar auch außerhalb ihres natürlichen<br />

Areals als standortgerechte Baumart bezeichnet werden kann, sie dort aber die potenziell natürlichen<br />

Laubwaldgesellschaften verdrängt.<br />

14 Anzahl gefangener Arten auf Fichte und Douglasie in Beständen mit überwiegend Douglasie, Fichte und<br />

Laubholz.<br />

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