BfN -Skripten 146 - Bundesamt für Naturschutz
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zum Beispiel das Haselhuhn (Bonasa bonasia), spielen die Weichlaubhölzer als Winternahrung eine<br />
wichtige Rolle. So fordert etwa die Arbeitsgemeinschaft Raufußhühner Baden-Württemberg <strong>für</strong> ein<br />
optimales Haselhuhnhabitat einen Anteil von mindestens 10% Weichlaubhölzer auf der Fläche<br />
(AGR, o. J.). Da Weichlaubhölzer jedoch <strong>für</strong> den Waldbesitzer selten 16 einen wirtschaftlichen Wert<br />
entwickeln 17 , wurden diese jahrzehntelang vom Waldbau ausgeschlossen oder gar im Rahmen von<br />
Pflegemaßnahmen systematisch beseitigt.<br />
Tab. 4: Insektenartenzahlen an Gehölzen<br />
(aus: BRÄNDLE & BRANDL 2001)<br />
Baumart (Gattung) Insektenarten<br />
Weiden 728<br />
Eichen 699<br />
Birken 499<br />
Lärchen 104<br />
Handlungsempfehlungen:<br />
Aufgrund der oben beschriebenen hohen Bedeutung von Weichlaubhölzern, sowohl <strong>für</strong> die Baumartenvielfalt<br />
als auch <strong>für</strong> zahlreiche Insektenarten, ist ihre Förderung zur Erhöhung der natürlichen<br />
Biodiversität unbestritten positiv zu beurteilen (vgl. SCHMIDT 1998).<br />
Durch Vertragsnaturschutz kann diese Baumartengruppe auch bei wirtschaftlich uninteressanten<br />
Rahmenbedingungen gefördert werden. In der Regel stellen sich Weichlaubhölzer von ganz alleine<br />
auf Verjüngungsflächen (Pflanzung oder Naturverjüngung) ein (z.B. MÄRKL & EGLSEER 2001). Daher<br />
wird von einer Förderung etwa durch Pflanzung abgeraten.<br />
Vielversprechender erscheint eine Förderung von Weichlaubhölzern, indem eine Mindestanzahl bei<br />
der Waldverjüngung auf der Fläche - vorzugsweise gruppenweise - belassen wird. Durch eine frühe<br />
Kennzeichnung könnten die ausgewählten Weichlaubhölzer bis zu ihrer natürlichen Zerfallsphase im<br />
Bestand belassen bzw. herausgepflegt werden. So ergänzen sie in dieser Phase bereits nach wenigen<br />
Jahrzehnten ein umfangreiches Totholz-Management-Konzept (vgl. Kap. 3.1.3). Sie bieten gleichzeitig<br />
temporäre, naturschutzfachlich interessante (lichte) „Löcher“, die im weiteren Verlauf waldbaulich<br />
als erste Verjüngungskegel (Femel) genutzt werden können.<br />
Die genaue Mindeststückzahl an Weichlaubhölzern lässt sich aufgrund der derzeitig noch unzureichenden<br />
Kenntnisse, ähnlich wie bei der Totholzdiskussion, nicht genau quantifizieren. Es wird daher<br />
empfohlen, insbesondere in Hinblick auf die Rote-Liste-Arten (RL-Arten). Untersuchungen anzustellen,<br />
um abgeleitet von deren Lebensraumansprüchen, annähernd gewisse Mindestwerte <strong>für</strong> den<br />
Anteil an Laubweichhölzern zu erhalten.<br />
3.1.3 Sicherung eines ausreichenden Alt- und Totholzanteils<br />
Beschreibung und Diskussion:<br />
Aufgrund der Forstwirtschaftsmethoden in der jüngeren Vergangenheit sind derzeit sowohl die „Sukzessions-<br />
bzw. Verjüngungsphase“ als auch die „Alters- und Zerfallsphase“ in den Wäldern unterrepräsentiert.<br />
Dies hat verschiedene Auswirkungen auf das Ökosystem Wald. So fehlt eine <strong>für</strong> die Artenvielfalt<br />
der Wälder wichtige Ressource – das Totholz – in all seinen differenzierenden Ausprägungen<br />
(Mikroklima, Stärke, Baumart usw.). Gleiches gilt <strong>für</strong> spezielle, nur an Altholz auftretende<br />
Strukturen, die damit als Lebensraum(-requisiten) im Minimum sind.<br />
16<br />
Abgesehen von einigen Ausnahmen: so werden etwa Birken als wertvolle Furnierhölzer verkauft und die<br />
Vogelbeere gewinnt zunehmend an wirtschaftlichem Anreiz.<br />
17<br />
Hinzu kommt der Einkommensausfall, da an diesem Standort in der selben Zeit auch ökonomisch wertvollere<br />
Bäume hätten wachsen können. Auch müssen zur Sicherung des Weichlaubholzes angrenzende ökonomisch<br />
wertvollere Bäume frühzeitig geerntet werden (Lichthieb).<br />
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