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BfN -Skripten 146 - Bundesamt für Naturschutz

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Während die Kompensationskalkung aus bodenkundlicher Sicht meist positiv bewertet wird<br />

(DECKERT et al. 1990, BMVEL 2002), zeigen weitere Untersuchungen, dass mit negativen Auswirkungen<br />

auf Tierarten und mit Veränderungen der Biozönosen der Waldböden zu rechnen ist (Kasten<br />

1). Je nach Standort können Auswirkungen wie beispielsweise Nitratauswaschung, Mobilisierung<br />

von Schwermetallen oder auch das Risiko einer verstärkten Lachgas-Emission aus N-gesättigten Böden<br />

auftreten (REHFUESS 2000, FEGER et al. 2000), die eine Belastung des gesamten Ökosystems<br />

darstellen. Auf ungeeigneten Standorten angewendet, kann Kalkung darüber hinaus z.B. zur Aufbasung<br />

natürlich saurer Extrem- und Sonderstandorte führen.<br />

Handlungsempfehlungen:<br />

Angesichts der dargestellten negativen Folgen bzw. Risiken <strong>für</strong> zahlreiche Tierarten ist die Kompensationskalkung<br />

im Wald aus Sicht des Biotop- und Artenschutzes zumeist kritisch zu betrachten.<br />

Hierzu ist weitere Forschung nötig. Zudem kann eine Bodenversauerung durch Kompensationskalkung<br />

zum Teil nur verzögert werden, weshalb primär die eigentliche Schadensursache, der Eintrag<br />

von Luftschadstoffen, abgestellt werden muss. Die Forstwirtschaft kann ergänzend durch richtige<br />

Baumartenwahl (tiefwurzelnde Mischbestände) oder Vermeiden von Störungen (Kahlschlag) den<br />

Nährstoffhaushalt der Wälder günstig beeinflussen. Eine Förderung der Kalkung im Rahmen eines<br />

Vertragsnaturschutzprogramms kommt aus <strong>Naturschutz</strong>sicht nicht in Frage. Dies ist - wie bisher -<br />

Aufgabe der Waldbauförderprogramme bzw. Bestandteil einer anderweitig zu konzipierenden Entschädigungszahlung<br />

<strong>für</strong> den Waldbesitzer.<br />

3.1.7 Schonende Holzernte<br />

Beschreibung und Diskussion:<br />

Der Einsatz hochmechanisierter Holzernteverfahren, insbesondere mit Harvestern 36 und Rückeschleppern,<br />

kann je nach Standort diverse Gefahren <strong>für</strong> den Natur- und Umweltschutz im Wald mit sich bringen.<br />

So kann es u.a. zu einer direkten Gefährdung insbesondere des Edaphons durch Bodenverdichtungen<br />

oder eventuell austretende Kraft- und Schmierstoffe kommen.<br />

Tab.. 9: Ökologische Nachteile und Risiken beim Einsatz von Holzerntemaschinen<br />

(LÖFFLER 1982, BLAB 1993, REIF 1998, BORT 1999, HÄUSLER ET AL. 2000, WEHNER 2002 WILPERT<br />

1998 u.a.m.).<br />

Bodenverdichtung: Geringe Rückegassenabstände von 18 bis 25 Metern führen zu einem Flächenbedarf bis<br />

zu 25 Prozent, auf dem die Bodenbelastung besonders durch den beladenen Rückeschlepper hoch ist. Dadurch<br />

kommt es zu einer langanhaltenden Störung des Gashaushalts (Bodenatmung), was ein Nachlassen der<br />

bodenbiologischen Aktivität zur Folge hat. Außerdem entsteht in diesen Bodenpartien eine eingeschränkte<br />

Nutzbarkeit <strong>für</strong> die Ausbreitung des Wurzelwerkes von Bäumen Eine Bodenregeneration ist erst nach Jahrzehnten<br />

erreicht, wenn das befahrene Substrat seine Filter-, Puffer-, Transport- und damit seine ursprüngliche<br />

Wurzelraumeignung wieder aufweist. Eine Ausnahme bilden hier die Sandböden.<br />

Vermehrter Oberflächenabfluss und Erosion.<br />

Verstärkte Schäden an der Vegetation.<br />

Oftmals keine Berücksichtigung von kleinstandörtlichen Besonderheiten möglich.<br />

Nährstoffverarmung im Bestand, da Reisig auf der Gasse konzentriert wird und nicht im Bestand verrotten<br />

kann. Dies bedeutet zudem auch ein Verlust von Mikrostrukturen.<br />

Gefahr von Leckagen an den Hydraulikschläuchen und damit verbundenes Austreten von Hydraulikflüssigkeit.<br />

Erhöhter Energie- und Rohstoffverbrauch bei der Herstellung und beim Einsatz von Holzerntemaschinen.<br />

Entsorgungsproblematik (Altöle, Abgase).<br />

Zu Zielkonflikten mit dem <strong>Naturschutz</strong> kommt es außerdem bei schematischem Vorgehen bei der Holzproduktion,<br />

was aus wirtschaftlichen Zwängen heraus oftmals auf großflächigen Bearbeitungseinheiten<br />

vollzogen wird. Dabei kann vielfach keine Rücksicht auf die kleinstandörtlichen Besonderheiten genommen<br />

werden. Diese industriemäßige Produktion, verbunden mit Mechanisierung und Rationalisierung<br />

(Harvestereinsatz), erfordert zudem hinsichtlich der Baumarten und des Baumalters möglichst<br />

homogene Bestände. Strukturreiche Mischbestände (vgl. Kap. 3.1.2.1) können hierdurch in<br />

ihrem Bestand gefährdet sein.<br />

36<br />

Auch Vollerntemaschine genannt, d.h. Fällung, Entastung, Vermessung und Vorliefern wird von einer<br />

selbstfahrenden Maschine durchgeführt.<br />

39

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