Pilotprojekt Eilsum - Amtliche Materialprüfungsanstalt
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abgeführt. Zudem ist die Ziegelstruktur der Ostwand, aber auch der Südwand<br />
im Vergleich zu der Nordwand stark geschädigt und ausgelaugt (Verlust einer<br />
intakten mineralischen Oberfläche), so daß eine mikrobiologische Kontamination<br />
nicht mehr existent und damit nicht nachweisbar ist. Die Verteilungsmuster<br />
mit einem tendenziell abnehmendem starker Bewuchs von der Nord bis zu der<br />
Südwand konnten durch die Respirations-Messungen bestätigt werden.<br />
Zusammenfassend kann gesagt werden, daß die starke bakterielle Kontamination<br />
sowohl durch die Feuchtebelastung des Gebäudes und durch alkalische<br />
pH-Werte, aber auch durch die große Oberfläche des Ziegels hervorgerufen<br />
werden. Durch den so stimulierten starken Bakterienbefall wird im allgemeinen<br />
ein ausgeprägtes Pilzwachstum unterdrückt, worauf die Ergebnisse der Untersuchungen<br />
hinweisen.<br />
Bedingt durch den hohen Feuchtegehalt der Wand und einer ständigen Wasserzufuhr<br />
vom Dach und Schlagregen aber auch durch die Struktur des Ziegels<br />
selbst wird das Algenwachstum ebenfalls begünstigt. Überdies schafft die<br />
Algen- und Flechtenbiomasse zusätzliche Nährstoffquellen für die chemoorganotrophe<br />
Mikroflora durch Ausbildung von Biofilmen an der Ziegeloberfläche,<br />
man redet in diesem Fall von einem symbiontischen Effekt.<br />
Biofilme beschleunigen durch Bindung von Schmutzpartikeln in ihre Matrix die<br />
Genese schwarzer Krusten. Dieses Phänomen konnte an der Südwand beobachtet<br />
werden. Desweiteren können diese Vorgänge die natürlichen physikochemischen<br />
Eigenschaften des Ziegels stark verändern (kapillare Wasseraufnahme,<br />
Porenraumverengung)<br />
Im Gegensatz dazu, zeigten Ziegel die nicht witterungabhängig exponiert sind<br />
(Ziegel des Turmaufganges) keine mikrobielle Kontamination. Actinomyceten<br />
(Bakterien), typische Anzeiger für Bodenmilieus und somit einer niedrigen Mineralisationsstufe,<br />
treten an diesem Gebäude nur in mittleren Zahlen (10 3 - 10 4<br />
Keime/g Material) an der Nordwand auf. Ihr Auftreten steht in einem direkten<br />
Zusammenhang mit der erhöhten Feuchtigkeit des Mauerwerks und dem alkalischen<br />
Milieu des Ziegels.<br />
Die untersuchten Putz- und Mörtelproben wiesen im Vergleich zu den Ziegelproben<br />
eine höhere Bewuchsdichte (10 6 Keime/g Material) als der Ziegel (10 3 -<br />
10 6 Keime/g Material). Die höchsten Keimzahlen konnten im Übergangsbereich<br />
von Mörtel zu Ziegel beobachtet werden.<br />
Durchgeführte chemische Analysen (GCMS) von Ziegeloberflächen hinsichtlich<br />
ihrer organischen Komponenten weisen darauf hin, daß unter günstigen Bedingungen<br />
die mikrobielle Aktivität extrem stark ist. So konnten auf den Zieg eloberflächen<br />
Stoffwechselprodukte wie kurz- und langkettige Fettsäuren, Fettalkohole<br />
und Kohlenwasserstoffe nachgewiesen werden. Die Vielzahl der<br />
Fettsäuren gehören zu den Detergenzien (oberflächenaktive Substanzen), die<br />
die Oberflächenspannung des Wassers herabsetzen und damit das zusätzliche<br />
Eindringen von Wasser in den Ziegel erleichtern. Dieser Reaktionen können<br />
zu einer Beschleunigung der Wasseraufnahme in extremen Fallen aber<br />
auch zu einer Steigerung der Wasseraufnahmekapazität des Ziegels führen.<br />
Untersuchungsbericht 1995, <strong>Pilotprojekt</strong> <strong>Eilsum</strong> W-2947 Seite<br />
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