Pilotprojekt Eilsum - Amtliche Materialprüfungsanstalt
Pilotprojekt Eilsum - Amtliche Materialprüfungsanstalt
Pilotprojekt Eilsum - Amtliche Materialprüfungsanstalt
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
6 SCHLUSSBETRACHTUNG<br />
6.1 EMPFEHLUNGEN ZUR WANDMALEREI<br />
Die bis dato durchgeführten Untersuchungen und deren Ergebnisse zeigen,<br />
daß die Restaurierung nicht nur auf die Malerei beschränkt sein darf. Es müssen<br />
Klima und Wasserhaushalt der Wand berücksichtigt und ermittelt werden.<br />
Ohne eine Regulierung und Kontrolle des Raum- und Wandklimas ist sie<br />
nutzlos. Künstlich oder natürlich hervorgerufene Klimaveränderungen im Raum<br />
oder an der Wand können innerhalb kurzer Zeiträume (2 - 4 Wochen) zu einem<br />
explosionsartigen Wachstum von Pilzen und Bakterien, aber auch zu erneuten<br />
Salzkristallisationsschüben auf und hinter der Wandmalerei führen.<br />
6.1.1 Aufschüttung der Kalotte<br />
1995 durchgeführte Untersuchugen der Chemie HH haben gezeigt, daß die<br />
Kalotte sehr stark mit Chloriden und Nitraten belastet sind (genauere Ergebnisse<br />
liegen bis dato noch nicht vor). Die höchsten Salzkonzentrationen findet<br />
man in dem Fugenmörteln. Die Konzentrationen der Ionen nehmen mit der<br />
Tiefe zu. Es ist sehr wahrscheinlich, daß die Chloride über das Regenwasser<br />
durch die einem "Mutterboden" ähnliche Aufschüttung in die Malerei gelangt<br />
sind. Die Nitrate sind aller Wahrscheinlichkeit biologischen Ursprungs.<br />
Die Aufschüttung, die erst durch die Schallukenverschließung getrocknet ist,<br />
stellt immer noch ein großes Gefahrenpotential dar, so daß ein Abtragen der<br />
Aufschüttung empfohlen und auch schon angedacht wird. Um ein ungewolltes<br />
zu schnelles Austrocknen der Kalotte zu vermeiden, dies kann zu erneuten<br />
Salzsprengung in der Wandmalerei führen, muß die Kalotte klimatechnisch<br />
gedämmt werden. Um starken Salzkristallisationsschüben vorzubeugen sollte<br />
die Kalotte mittels herkömmlicher Entsalzungsmethoden entsalzt werden, allerdings<br />
von der Kalottenoberfläche aus (Aufschüttungsseite). Hat diese bis<br />
dato noch nicht durchgeführte Entsalzungsmaßnahme Erfolg, sollte eine<br />
Lehmschicht auf die Kalotte aufgetragen werden. Diese Beschichtung verhindert<br />
eine zu rasche Austrocknung.<br />
Um eine möglichst klimatechnisch gute Dämmung zu erzielen, sollte die Kalotte<br />
anschließend mit einem Streugut (z.B. Perlite, Blähton) erneut aufgeschüttet<br />
werden. Dieser Eingriff sollte durch klimatechnische Meßeinrichtungen<br />
kontrolliert werden.<br />
6.1.2 Klimaregulierung (1)<br />
Der Verlust der Wandmalerei durch Salzkristallisation und mikrobiellen Befall<br />
könnte auf lange Sicht dadurch reduziert werden, daß der Wassergehalt des<br />
Mauerwerks verringert wird, und ein Raumklima sich einstellt, daß sowohl die<br />
Mobilität der Salze als auch die Aktivitäten der Mikrobiologie unterbindet.<br />
Die Unterbindung der Feuchtezufuhr könnte durch einen Witterungsschutz der<br />
Außenwände erreicht werden. Ein erster Schritt in dieser Richtung wurde<br />
durch Instandsetzung der Außenfassade erreicht, indem defekte Ziegel ausgetauscht<br />
und die Fugen erneuert werden. Diese Maßnahme erfolgte schon<br />
am Ende der meßtechnischen Untersuchung.<br />
Untersuchungsbericht 1995, <strong>Pilotprojekt</strong> <strong>Eilsum</strong> W-2947 Seite<br />
53