Reader zur Tagung - Deutsches Polen Institut
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Seit 2005 werden an der Europa-Universität<br />
Viadrina in Frankfurt (Oder) Forschungen <strong>zur</strong><br />
Rekonstruktion der Oder als ein europäischer<br />
Kulturraum geführt. Es sind bereits zwei Konferenzbände,<br />
jeweils in dt. und in pol. Sprache<br />
erschienen sowie eine große zweisprachige<br />
Ausstellung »Oder Panorama | Panorama<br />
Odry – Bilder von einem europäischen<br />
Strom«, die sich auf Tournee im Oder-Raum<br />
befindet und dieses Jahr im Stettiner Nationalmuseum<br />
gezeigt wird.<br />
Die gesammelten Erfahrungen führten uns zu<br />
der Erkenntnis, dass in der Oderforschung<br />
noch zahlreiche »weiße Flecken« existieren<br />
und dass es an der Oder eine Reihe interessanter<br />
Initiativen gibt, die bislang unvernetzt<br />
blieben, weil sie verschiedenen Fachdisziplinen<br />
und Interessenkreisen zugehörig sind.<br />
Deswegen haben wir das neue Forschungsprojekt<br />
bei der Deutsch-polnischen Wissenschaftsstiftung<br />
beantragt. Es ist Teil eines größeren<br />
Vorhabens, dessen Ziel die Gründung<br />
eines Oder-Museums in Frankfurt (Oder) ist,<br />
einer <strong>Institut</strong>ion, die neben der Ausstellungstätigkeit<br />
auch eine Funktion als Projektagentur<br />
für Politik und Verwaltung, Wissenschaft,<br />
Bildung, Umwelt und Kultur im gesamten<br />
Oderraum ausüben soll. Dazu gehört insbesondere<br />
die Etablierung einer »Forschungsstelle<br />
Oder-Odra«, die neben der Realisierung<br />
eigener Forschungen weitere, in der Regel<br />
grenzüberschreitende Initiativen <strong>zur</strong> Erforschung<br />
der Oderregion initiieren, koordinieren<br />
und beraten soll.<br />
<br />
Dr. Robert Żurek (Berlin)<br />
»My, berlińczycy«. Ausstellungsprojekt in Berlin<br />
22<br />
Neben den Forschungen zu einzelnen Themen<br />
(Habilitationsprojekt von Beata Halicka<br />
zu Migrationen und <strong>zur</strong> kulturellen Aneignung<br />
des Oder-Raums nach 1945 sowie Doktorarbeiten<br />
im Rahmen des Graduiertenkollegs für<br />
transnationale Räume an der EUV) ist die<br />
Ausarbeitung eines Handbuches <strong>zur</strong> Kulturgeschichte,<br />
Umwelt und Wirtschaft des Oderraumes<br />
das Hauptziel des Projektes. Das<br />
Handbuch soll aus drei Teilen bestehen und<br />
eine umfangreiche Publikation mit zahlreichen<br />
Bildern und Karten darstellen. Es wird<br />
eine Gruppe von Beratern und Rezensenten<br />
gebildet, die bei methodischen Fragen und<br />
der Festlegung der endgültigen Form des<br />
Handbuches sowie der Auswahl der Autoren<br />
zu einzelnen Kapiteln beteiligt werden. Für<br />
diesen Teil des Projektes suchen wir nach interessierten<br />
Forschern zu einzelnen Disziplinen.<br />
Das Projekt soll im Herbst 2009 beginnen und<br />
3,5 Jahre dauern. Außer Workshops zum<br />
Oder-Handbuch soll einmal im Jahr eine<br />
Oder-Akademie organisiert werden, eine<br />
Schifffahrt auf dem Fluss, zu der Studenten<br />
und Doktoranden mit den an unserem Projekt<br />
beteiligten Forschern sowie eingeladenen<br />
Gästen zusammenkommen, um Seminare<br />
zu ausgewählten Oder-Themen zu halten.<br />
Mehr <strong>zur</strong> Oder-Forschung unter:<br />
http://www.kuwi.euv-frankfurt-o.de/de/<br />
lehrstuhl/g/osteu-ropa/projekte/odraoder/<br />
index.html. – Leitung des Projektes: Prof. Karl<br />
Schlögel, Koordination: Dr. Beata Halicka.<br />
Robert Żurek (geb. 1970) studierte Geschichte und katholische Theologie an der Freien Universität<br />
in Berlin. Magisterarbeit über die Staat-Kirche-Beziehungen in <strong>Polen</strong> 1945-1956. Im Januar 2003 Verteidigung<br />
der Doktorarbeit über die Beziehungen zwischen den deutschen und polnischen Kirchen<br />
1945-1956. In den Jahren 2003-2006 arbeitete er im Auftrag des Deutschen Historischen <strong>Institut</strong>s<br />
in Warschau am Forschungsprojekt Die katholische Kirche und die Oder-Neiße-Gebiete 1945-<br />
1948. Gegenwärtig wissenschaftlicher Mitarbeiter des Zentrums für Historische Forschung der Polnischen<br />
Akademie der Wissenschaften. Sein wissenschaftliches Interesse gilt vor allem den deutschpolnischen<br />
Beziehungen nach 1945, dem gegenseitigen Verhältnis der deutschen und polnischen<br />
Kirchen im 20. Jahrhundert und den Staat-Kirche-Beziehungen <strong>zur</strong> Zeit der Totalitarismen.<br />
Die Öffentlichkeit von heute ist sich nicht bewusst,<br />
wie vielfältig und intensiv die Beziehungen<br />
von <strong>Polen</strong> mit Berlin waren und<br />
welch großen Einfluss die polnischen Einwanderer<br />
auf die Entwicklung der Metropole hatten.<br />
Hunderttausende von Ankömmlingen<br />
aus <strong>Polen</strong> gestalteten das wirtschaftliche Le-<br />
ben der Stadt mit. Ehe sie sich in das Stadtleben<br />
völlig integrierten, hatten sie zahlreiche<br />
polnische Vereinigungen, Arbeiter-, Partei-<br />
und Gewerkschaftsorganisationen gegründet.<br />
Darüber hinaus bereicherten zahlreiche<br />
polnische Kulturschaffende und Wissenschaftler<br />
das geistige Leben Berlins. Hinzu