Ausgabe 07-08/2011 (PDF, 8364 kByte) - Landesärztekammer ...
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Das frisch gewählte<br />
Präsidium der Deutschen<br />
Ärztekammer:<br />
Dr. Martina Wenker,<br />
Dr. Frank Ulrich<br />
Montgomery,<br />
Dr. Max Kaplan<br />
Foto: Mark Berger, LAEKB<br />
KammerInformatIonen/GesundheItspolItIK<br />
114. deutscher ÄrztetaG In KIel<br />
spannende präsidentenwahl mit erwartetem Ausgang<br />
Antrag, Referat, Diskussion, Abstimmung<br />
– Ärztetage schnurren<br />
wie gut gepflegte Viertaktmotoren.<br />
Doch alle vier Jahre, wenn<br />
die Wahl des Präsidenten ansteht,<br />
erhöht sich die Drehzahl. Insbesondere<br />
dann, wenn wie diesmal<br />
in Kiel gleich fünf Kandidaten ins<br />
Rennen gehen.<br />
Auf den ersten Blick ist an diesem<br />
Donnerstag alles wie an den Tagen<br />
zuvor. Auf der Tagesordnung steht<br />
der Haushaltsvoranschlag für das Jahr<br />
2012. Obwohl bei Tortengrafiken zu<br />
Etatposten und Aufwandsblöcken<br />
kaum ein Medizinerherz in Wallung<br />
gerät, ist jeder in der Sparkassen-Arena<br />
hellwach. Auf den Gängen stecken<br />
Delegierte die Köpfe zusammen und<br />
zwingen die Hostessen, die seit drei<br />
Tagen unermüdlich neue Anträge verteilen,<br />
zum Slalomlauf. Alles spekuliert<br />
über den Wahlausgang. Es ist kaum<br />
möglich, einen Delegierten zu finden,<br />
der nicht auf Dr. Montgomery tippt.<br />
Und im nächsten Satz nachschiebt,<br />
dass diesmal auch eine Überraschung<br />
denkbar ist.<br />
Stehende Ovationen<br />
für den scheidenden<br />
Präsidenten<br />
Um 10 Uhr 27 ist die Rednerliste zum<br />
Haushalt 2012 abgearbeitet. „Bevor<br />
wir den Tagesordnungspunkt Wahlen<br />
aufrufen, möchte ich mich von hier<br />
oben verabschieden“, verkündet der<br />
12 | Brandenburgisches Ärzteblatt 7 – 8 • <strong>2011</strong><br />
Noch-Präsident Prof. Dr. Hoppe. So<br />
uneitel, wie er zwölf Ärztetage geleitet<br />
hat, möchte er auch seine Amtszeit beenden.<br />
Doch so einfach kommt er den<br />
Delegierten nicht davon. Sie bedanken<br />
sich mit stehenden Ovationen für sein<br />
35-jähriges berufspolitisches Engagement.<br />
Dann geht es los. Helfer tragen<br />
die Wahlkabinen in den Saal, über den<br />
sich eine gespannte Ruhe legt, als der<br />
Hauptgeschäftsführer Prof. Dr. Christoph<br />
Fuchs – so viel Zeit muss sein –<br />
die Regularien der Wahlprozedur verliest.<br />
Fünf Kandidaten treten an<br />
Auf Wunsch der Delegierten stellen<br />
sich alle Bewerber noch einmal persönlich<br />
vor. Dies ist gerade für die als Außenseiter<br />
gehandelten Kandidaten die<br />
Chance, eine letzte Duftmarke zu setzen<br />
und unentschiedene Delegierte für<br />
sich zu gewinnen. Martin Grauduszus,<br />
der Präsident der Freien Ärzteschaft,<br />
präsentiert sich als „Polier der deutschen<br />
Ärzte“, der ihre Interessen auf<br />
allen Baustellen vertreten möchte. Dr.<br />
Gottfried von Knoblauch zu Hatzbach<br />
legt den Schwerpunkt auf die praxisnahe<br />
Aus- und Weiterbildung, während<br />
der Präsident der Ärztekammer Westfalen-Lippe<br />
Dr. Theodor Windhorst vor<br />
allem die neue Gebührenordnung zügig<br />
durchfechten möchte.<br />
Aber eigentlich ist die Wahl ein Duell<br />
zwischen Dr. Frank Ulrich Montgomery<br />
und seinem Herausforderer Dr. Günther<br />
Jonitz aus Berlin. Der präsentiert<br />
sich in seiner Rede als „unkonventioneller<br />
Netzwerker“ jenseits der Political<br />
Correctness. Dagegen gibt sich Dr.<br />
Montgomery deutlich zurückhaltender.<br />
Er ruft die Ärzteschaft zur Geschlossenheit<br />
auf. Nur gemeinsam ließen<br />
sich Ziele wie die neue Gebührenordnung<br />
oder der Abbau der Bürokratie<br />
erreichen.<br />
Um 11 Uhr 30 wird es ernst. Vor den<br />
Wahlkabinen bilden sich lange Schlangen.<br />
Unmut kommt auf, weil sich einige<br />
Wähler in den Kabinen nicht ausreichend<br />
vor fremden Blicken geschützt<br />
fühlen. „Das ist doch keine geheime<br />
Wahl“, schimpft einer. Zwanzig Minuten<br />
später wird aus dem Fünf- ein Dreikampf.<br />
Dr. Montgomery erhält 111,<br />
Dr. Jonitz 74 Stimmen. Dritter wird Dr.<br />
Windhorst mit 31 Stimmen. Martin<br />
Grauduszus und Dr. von Knoblauch zu<br />
Hatzbach, die 22 bzw. 9 Stimmen erhielten,<br />
treten zum zweiten Wahlgang<br />
nicht mehr an.<br />
Entscheidung im zweiten<br />
Wahlgang<br />
Der bringt dann die Entscheidung. In<br />
den inzwischen sichtgeschützt platzierten<br />
Wahlkabinen machen 128 Delegierte<br />
ihr Kreuz bei Dr. Montgomery.<br />
Dr. Jonitz folgt mit 94, Dr. Windhorst<br />
mit 24 Stimmen. Um 12 Uhr 23 hat<br />
die Deutsche Ärztekammer offiziell<br />
einen neuen Präsidenten. Während<br />
die Delegierten ihre Arbeit getan haben,<br />
beginnt für die Fotografen jetzt<br />
der stressigste Teil ihres Arbeitstages.<br />
Im Kampf um das beste Foto kommt<br />
es auf und vor dem Podium zu tumultartigen<br />
Szenen. Dann richtet sich<br />
Dr. Frank Ullrich Montgomery, noch<br />
sichtlich aufgewühlt, erstmals als Präsident<br />
an den Ärztetag. „Wir brauchen<br />
jetzt Arbeitsbedingungen, unter denen<br />
Familie und Job miteinander vereinbar<br />
sind. Und wir müssen endlich<br />
den bürokratischen Wildwuchs beseitigen,<br />
um den Weg wieder frei zu<br />
machen für Arzt und Patienten“, ruft<br />
er in den Saal. Wirklich zu Ende ist der<br />
Wahlmarathon erst am Nachmittag,<br />
als die niedersächsische Kammerpräsidentin<br />
Dr. Martina Wenker und der<br />
bayerische Kammerpräsident Dr. Max<br />
Kaplan als Vizepräsidenten gewählt<br />
sind. Das neue Präsidium geht sofort<br />
an die Arbeit. Antrag, Referat, Diskussion,<br />
Abstimmung – der Motor schnurrt<br />
wieder.<br />
n Mark Berger, LAEKB