Ausgabe 07-08/2011 (PDF, 8364 kByte) - Landesärztekammer ...
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Entscheidungen treffen zu können.“<br />
Weniger Zentralismus versprach der<br />
Minister auch bei der Vergütung. Die<br />
Bezahlung der Ärzte solle sich stärker<br />
an den tatsächlich erbrachten Leistun-<br />
gen orientieren. Eine entscheidende<br />
Rolle spielen dabei die Kassenärztlichen<br />
Vereinigungen, denen Bahr mehr<br />
Spielräume hinsichtlich der regionalen<br />
Staffelung von Vergütungen einräumen<br />
will. Viel wichtiger seien aber<br />
gerade den jungen Ärzten andere Fragen:<br />
Findet der Partner einen attraktiven<br />
Job? Wie sieht es mit der Kinderbetreuung<br />
aus? Gibt es ein vielfältiges<br />
kulturelles Angebot?<br />
Auch für Prof. Dr. Hoppe ist der Gesetzesentwurf<br />
ein Schritt in die richtige<br />
Richtung. Er erleichtert jungen Medizinern<br />
den Übergang vom Studium<br />
in die Niederlassung, sorgt für eine<br />
bessere Vereinbarkeit von Familie und<br />
Beruf und sichert die Freiberuflichkeit<br />
des Arztes. Für weniger gelungen hält<br />
er dagegen den Entwurf für einen Gemeinsamen<br />
Bundesausschusses (G-<br />
BA), der die Ärztekammern mit ihren<br />
besonderen Kompetenzen zu wenig<br />
berücksichtigt: „Nur sie verfügen über<br />
die übergeordnete Definitionskompetenz<br />
der Qualitätssicherung, mit der<br />
das Versorgungsangebot maßgeblich<br />
gesteuert werden kann.“ Die <strong>Landesärztekammer</strong>n<br />
sollten daher stärker an<br />
der sektorübergreifenden Koordinierung<br />
beteiligt werden.<br />
Rationierung ist längt<br />
Realität<br />
Erneut griff Prof. Dr. Hoppe das Thema<br />
Priorisierung auf, auch wenn er<br />
KammerInformatIonen/GesundheItspolItIK<br />
dafür nach eigenem Bekunden schon<br />
in der Vergangenheit von Freund und<br />
Feind „hart geprügelt“ worden sei.<br />
„Auch eine schwierige Symphonie will<br />
bis zum Ende gespielt werden. Dafür<br />
ist doch der Dirigent da.“ Und so forderte<br />
er unter dem Applaus der Anwesenden<br />
eine ehrliche Diskussion der Priorisierung<br />
als Fundament einer transparenten<br />
Verteilungsgerechtigkeit, an<br />
der in Zeiten begrenzter Ressourcen<br />
und steigender Lebenserwartung kein<br />
Weg vorbeiführe: „Keiner, der ernst<br />
genommen werden will, leugnet noch,<br />
dass es die Rationierung in der Versorgung<br />
gibt.“ Diesem klaren Urteil wollte<br />
sich der Gesundheitsminister allerdings<br />
nicht anschließen. Er habe den Ehrgeiz,<br />
„Rationierung zu vermeiden und genügend<br />
Menschen für diese Aufgabe zu<br />
finden.“<br />
Die GOÄ muss endlich<br />
kommen<br />
Damit lieferte Bahr selbst das beste<br />
Argument für die dringend notwendige<br />
Reform der Gebührenordnung<br />
(GOÄ). Die Politik drückt sich auf Kosten<br />
der Ärzte schon seit Jahren vor einer<br />
Lösung. „Zu lange schon bietet die<br />
GOÄ keine wirkliche Rechtssicherheit<br />
mehr und zu lange schon werden wir<br />
wegen der notwendigen Interpretationen<br />
und Analogbestimmungen in eine<br />
kriminelle Ecke gestellt“, kritisierte Prof.<br />
Dr. Hoppe. Er wandte sich auch gegen<br />
die privaten Krankenkassen. Ihre Forderungen<br />
nach der Öffnung der GOÄ<br />
sei nichts anderes als Preistreiberei zu<br />
Lasten der Ärzte: „Die Fondsmanager<br />
der PKV-Unternehmen wollen die<br />
Rechtsverbindlichkeit der GOÄ auflösen<br />
und über die Öffnungsklausel<br />
die Ärzte gegeneinander ausspielen.“<br />
Er forderte den Gesundheitsminister<br />
auf, diesem Treiben einen Riegel vorzuschieben:<br />
„Was wir dringend brauchen,<br />
ist endlich die lange angekündigte<br />
Reform der amtlichen Gebührenordnung.“<br />
Die Bundesärztekammer habe<br />
einen sauber durchkalkulierten Vorschlag<br />
gemacht – nun erwarte man<br />
von der Politik „am besten noch in dieser<br />
Legislaturperiode“ die versprochene<br />
GOÄ-Novelle auf Grundlage dieses<br />
Vorschlages - und ohne Öffnungsklausel.<br />
Der Gesundheitsminister versprach,<br />
sein Möglichstes für eine zügige Verabschiedung<br />
zu tun. Im gleichen Atemzug<br />
wies er jedoch auch darauf hin,<br />
dass die Entscheidung darüber nicht<br />
allein in seinen Händen läge.<br />
Kammerpräsident<br />
appelliert an die Solidarität<br />
der Ärzte<br />
Der scheidende Präsident ermutigte<br />
die Ärztinnen und Ärzte, auch in Zukunft<br />
geschlossen aufzutreten und gemeinsam<br />
gegen schlechte Arbeitsbedingungen<br />
in den Krankenhäusern und<br />
gegen ausufernde Bürokratie in den<br />
Praxen zu kämpfen: „Mit dieser ärzt-<br />
lichen Solidarität über alle Sektorengrenzen<br />
hinweg haben wir uns gesellschaftspolitisch<br />
neu positioniert. Wir<br />
haben den Sprung vom Einzelkämpfer<br />
zum Teamplayer geschafft.“ Nur im engen<br />
Schulterschluss könne es gelingen,<br />
die Rahmenbedingungen für Ärzte zu<br />
verbessern und Therapiefreiheit und<br />
Freiberuflichkeit zu erhalten – nicht zuletzt<br />
auch zum Wohle der Patienten.<br />
Besonders am Herzen liegen Prof. Dr.<br />
Hoppe die jungen Ärztinnen und Ärzte,<br />
um die sich die Ärztekammern in<br />
Zukunft stärker bemühen sollten. „Wir<br />
müssen sie mehr interessieren, mehr<br />
motivieren, nur dann werden sie sich<br />
auch engagieren“, sagte Prof. Dr. Hoppe.<br />
Dafür und für die vielen weiteren<br />
anstehenden Herausforderungen<br />
wünschte er seinem Nachfolger die nötige<br />
Kraft und Beharrlichkeit. Am Ende<br />
der bewegenden Abschiedsrede erhoben<br />
sich die Delegierten von ihren Sitzen<br />
und spendeten einen langen und<br />
warmen Applaus.<br />
n Mark Berger, LÄKB<br />
Brandenburgisches Ärzteblatt 7 – 8 •<strong>2011</strong> | 7<br />
Bild links:<br />
Daniel Bahr gab seinen<br />
Einstand als Bundesgesundheitsminister<br />
Foto: Mark Berger<br />
v. l. n. r.: Peter Harry<br />
Carstensen, Daniel Bahr,<br />
Prof. Dr. Jörg-Dietrich<br />
Hoppe<br />
Foto: Mark Berger