28.04.2013 Aufrufe

Ausgabe 07-08/2011 (PDF, 8364 kByte) - Landesärztekammer ...

Ausgabe 07-08/2011 (PDF, 8364 kByte) - Landesärztekammer ...

Ausgabe 07-08/2011 (PDF, 8364 kByte) - Landesärztekammer ...

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

Entscheidungen treffen zu können.“<br />

Weniger Zentralismus versprach der<br />

Minister auch bei der Vergütung. Die<br />

Bezahlung der Ärzte solle sich stärker<br />

an den tatsächlich erbrachten Leistun-<br />

gen orientieren. Eine entscheidende<br />

Rolle spielen dabei die Kassenärztlichen<br />

Vereinigungen, denen Bahr mehr<br />

Spielräume hinsichtlich der regionalen<br />

Staffelung von Vergütungen einräumen<br />

will. Viel wichtiger seien aber<br />

gerade den jungen Ärzten andere Fragen:<br />

Findet der Partner einen attraktiven<br />

Job? Wie sieht es mit der Kinderbetreuung<br />

aus? Gibt es ein vielfältiges<br />

kulturelles Angebot?<br />

Auch für Prof. Dr. Hoppe ist der Gesetzesentwurf<br />

ein Schritt in die richtige<br />

Richtung. Er erleichtert jungen Medizinern<br />

den Übergang vom Studium<br />

in die Niederlassung, sorgt für eine<br />

bessere Vereinbarkeit von Familie und<br />

Beruf und sichert die Freiberuflichkeit<br />

des Arztes. Für weniger gelungen hält<br />

er dagegen den Entwurf für einen Gemeinsamen<br />

Bundesausschusses (G-<br />

BA), der die Ärztekammern mit ihren<br />

besonderen Kompetenzen zu wenig<br />

berücksichtigt: „Nur sie verfügen über<br />

die übergeordnete Definitionskompetenz<br />

der Qualitätssicherung, mit der<br />

das Versorgungsangebot maßgeblich<br />

gesteuert werden kann.“ Die <strong>Landesärztekammer</strong>n<br />

sollten daher stärker an<br />

der sektorübergreifenden Koordinierung<br />

beteiligt werden.<br />

Rationierung ist längt<br />

Realität<br />

Erneut griff Prof. Dr. Hoppe das Thema<br />

Priorisierung auf, auch wenn er<br />

KammerInformatIonen/GesundheItspolItIK<br />

dafür nach eigenem Bekunden schon<br />

in der Vergangenheit von Freund und<br />

Feind „hart geprügelt“ worden sei.<br />

„Auch eine schwierige Symphonie will<br />

bis zum Ende gespielt werden. Dafür<br />

ist doch der Dirigent da.“ Und so forderte<br />

er unter dem Applaus der Anwesenden<br />

eine ehrliche Diskussion der Priorisierung<br />

als Fundament einer transparenten<br />

Verteilungsgerechtigkeit, an<br />

der in Zeiten begrenzter Ressourcen<br />

und steigender Lebenserwartung kein<br />

Weg vorbeiführe: „Keiner, der ernst<br />

genommen werden will, leugnet noch,<br />

dass es die Rationierung in der Versorgung<br />

gibt.“ Diesem klaren Urteil wollte<br />

sich der Gesundheitsminister allerdings<br />

nicht anschließen. Er habe den Ehrgeiz,<br />

„Rationierung zu vermeiden und genügend<br />

Menschen für diese Aufgabe zu<br />

finden.“<br />

Die GOÄ muss endlich<br />

kommen<br />

Damit lieferte Bahr selbst das beste<br />

Argument für die dringend notwendige<br />

Reform der Gebührenordnung<br />

(GOÄ). Die Politik drückt sich auf Kosten<br />

der Ärzte schon seit Jahren vor einer<br />

Lösung. „Zu lange schon bietet die<br />

GOÄ keine wirkliche Rechtssicherheit<br />

mehr und zu lange schon werden wir<br />

wegen der notwendigen Interpretationen<br />

und Analogbestimmungen in eine<br />

kriminelle Ecke gestellt“, kritisierte Prof.<br />

Dr. Hoppe. Er wandte sich auch gegen<br />

die privaten Krankenkassen. Ihre Forderungen<br />

nach der Öffnung der GOÄ<br />

sei nichts anderes als Preistreiberei zu<br />

Lasten der Ärzte: „Die Fondsmanager<br />

der PKV-Unternehmen wollen die<br />

Rechtsverbindlichkeit der GOÄ auflösen<br />

und über die Öffnungsklausel<br />

die Ärzte gegeneinander ausspielen.“<br />

Er forderte den Gesundheitsminister<br />

auf, diesem Treiben einen Riegel vorzuschieben:<br />

„Was wir dringend brauchen,<br />

ist endlich die lange angekündigte<br />

Reform der amtlichen Gebührenordnung.“<br />

Die Bundesärztekammer habe<br />

einen sauber durchkalkulierten Vorschlag<br />

gemacht – nun erwarte man<br />

von der Politik „am besten noch in dieser<br />

Legislaturperiode“ die versprochene<br />

GOÄ-Novelle auf Grundlage dieses<br />

Vorschlages - und ohne Öffnungsklausel.<br />

Der Gesundheitsminister versprach,<br />

sein Möglichstes für eine zügige Verabschiedung<br />

zu tun. Im gleichen Atemzug<br />

wies er jedoch auch darauf hin,<br />

dass die Entscheidung darüber nicht<br />

allein in seinen Händen läge.<br />

Kammerpräsident<br />

appelliert an die Solidarität<br />

der Ärzte<br />

Der scheidende Präsident ermutigte<br />

die Ärztinnen und Ärzte, auch in Zukunft<br />

geschlossen aufzutreten und gemeinsam<br />

gegen schlechte Arbeitsbedingungen<br />

in den Krankenhäusern und<br />

gegen ausufernde Bürokratie in den<br />

Praxen zu kämpfen: „Mit dieser ärzt-<br />

lichen Solidarität über alle Sektorengrenzen<br />

hinweg haben wir uns gesellschaftspolitisch<br />

neu positioniert. Wir<br />

haben den Sprung vom Einzelkämpfer<br />

zum Teamplayer geschafft.“ Nur im engen<br />

Schulterschluss könne es gelingen,<br />

die Rahmenbedingungen für Ärzte zu<br />

verbessern und Therapiefreiheit und<br />

Freiberuflichkeit zu erhalten – nicht zuletzt<br />

auch zum Wohle der Patienten.<br />

Besonders am Herzen liegen Prof. Dr.<br />

Hoppe die jungen Ärztinnen und Ärzte,<br />

um die sich die Ärztekammern in<br />

Zukunft stärker bemühen sollten. „Wir<br />

müssen sie mehr interessieren, mehr<br />

motivieren, nur dann werden sie sich<br />

auch engagieren“, sagte Prof. Dr. Hoppe.<br />

Dafür und für die vielen weiteren<br />

anstehenden Herausforderungen<br />

wünschte er seinem Nachfolger die nötige<br />

Kraft und Beharrlichkeit. Am Ende<br />

der bewegenden Abschiedsrede erhoben<br />

sich die Delegierten von ihren Sitzen<br />

und spendeten einen langen und<br />

warmen Applaus.<br />

n Mark Berger, LÄKB<br />

Brandenburgisches Ärzteblatt 7 – 8 •<strong>2011</strong> | 7<br />

Bild links:<br />

Daniel Bahr gab seinen<br />

Einstand als Bundesgesundheitsminister<br />

Foto: Mark Berger<br />

v. l. n. r.: Peter Harry<br />

Carstensen, Daniel Bahr,<br />

Prof. Dr. Jörg-Dietrich<br />

Hoppe<br />

Foto: Mark Berger

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!