Ausgabe 07-08/2011 (PDF, 8364 kByte) - Landesärztekammer ...
Ausgabe 07-08/2011 (PDF, 8364 kByte) - Landesärztekammer ...
Ausgabe 07-08/2011 (PDF, 8364 kByte) - Landesärztekammer ...
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
KammerInformatIonen/GesundheItspolItIK<br />
114. deutscher ÄrztetaG In KIel<br />
Delegierte aus Brandenburg ziehen Resümee<br />
Kontroverse Diskussionen,<br />
schwierige Beschlüsse und eine<br />
Präsidentenwahl mit fünf Kandidaten<br />
– der Ärztetag in Kiel ließ<br />
den Teilnehmern kaum Zeit für<br />
eine Atempause. Kurz vor dem<br />
Ende des 114. Deutschen Ärztetages<br />
sprach das Brandenburgische<br />
Ärzteblatt dennoch mit den<br />
acht Delegierten aus Brandenburg<br />
über ihre Eindrücke.<br />
MR Dr. med. Sigmar Scheerer,<br />
Facharzt für Allgemeinmedizin<br />
und Psychotherapeutische Medizin<br />
in Heinersdorf:<br />
Insgesamt ziehe ich eine positive Bilanz.<br />
Ich war vor allem von dem Auftritt<br />
des neuen Gesundheitsministers<br />
Daniel Bahr sehr angetan. Er ist zwar<br />
noch sehr jung, aber das muss nicht<br />
unbedingt ein Nachteil sein. Bahr hat<br />
ausdrücklich klar gemacht, dass er vor<br />
allen Dingen auf Kooperation und Dialog<br />
und das gemeinsame Gestalten<br />
setzt, anstatt auf Konfrontationskurs<br />
zu gehen.<br />
Inhaltlich fand ich die Diskussion um<br />
die PID besonders positiv. Obwohl das<br />
ein so schwieriges Thema ist, wurde<br />
auf allen Seiten sehr differenziert diskutiert<br />
und letztendlich auch verantwortungsvoll<br />
entschieden. Schlimm<br />
genug ist es allerdings, dass die Freiheit<br />
des Arztberufs leider immer wieder<br />
neu betont und verteidigt werden<br />
muss. Ein ähnlich leidiges Thema ist<br />
die überbordende Bürokratie. Darüber<br />
beklagt sich die Ärzteschaft schon seit<br />
Jahren, ohne dass sich etwas ändert.<br />
Für mich persönlich war als dritter<br />
Vorsitzenden der Deutschen<br />
Balintgesellschaft das Thema Weiterbildung<br />
besonders wichtig. Ich setzte<br />
mich auf dem Ärztetag dafür ein, die<br />
Selbsterfahrungsstunden für Psychotherapeuten<br />
wieder von 15 Stunden<br />
auf 35 Stunden zu erhöhen, wie das<br />
bereits vor Zehn Jahren schon einmal<br />
der Fall war. Der Ausgang der Präsidentenwahl<br />
hat mich nicht überrascht,<br />
auch wenn ich persönlich mir Dr. Jonitz<br />
als Sieger gewünscht hätte.<br />
Elke Köhler, Fachärztin für Allgemeinmedizin<br />
in Jüterbog, Vizepräsidentin<br />
der <strong>Landesärztekammer</strong><br />
Brandenburg, zum 23. Mal Delegierte:<br />
Ich fand es bemerkenswert, dass der<br />
neue Gesundheitsminister sich auf der<br />
Eröffnungsfeier persönlich vorgestellt<br />
hat, obwohl er gerade erst 19 Tage im<br />
Amt war. Ich kenne Daniel Bahr aus<br />
vielen Gesprächen beim Hartmannbund<br />
und habe daher die Hoffnung,<br />
dass mit ihm ein konstruktives und<br />
angenehmes Arbeiten möglich sein<br />
wird.<br />
Dieses Jahr wurden auf dem Ärztetag<br />
sehr viele wichtige Themen besprochen.<br />
Ich denke da zum Beispiel<br />
an die Palliativmedizin, die ja aufgrund<br />
der demografischen Entwicklung<br />
in Zukunft immer mehr an Bedeutung<br />
gewinnen wird. Ähnliches<br />
gilt auch für den Beschluss zur PID. Ich<br />
habe die größte Hochachtung vor Eltern,<br />
die behinderte Kinder betreuen.<br />
Aber wenn man dieses Leid auf eine<br />
ethisch vertretbare Weise verhindern<br />
kann, bin ich dafür. Ich bin auch froh,<br />
dass sich der Ärztetag so entschieden<br />
gegen den ärztlich assistierten Suizid<br />
ausgesprochen hat. Und mir liegt außerdem<br />
das Thema Organspende ganz<br />
besonders am Herzen. Ich finde es unerträglich,<br />
dass Jahr für Jahr viele Menschen<br />
in Deutschland sterben müssen,<br />
weil es nicht genügend Organspender<br />
gibt. Wir müssen dringend etwas dafür<br />
tun, dass sich das ändert. Auch dafür<br />
hat der Ärztetag die Weichen gestellt.<br />
Natürlich waren auch die Wahlen ein<br />
Highlight. Präsidentenwahlen sind immer<br />
etwas ganz Besonderes, vor allem,<br />
wenn so viele Kandidaten antreten. Mit<br />
dem Wahlausgang bin ich sehr zufrieden.<br />
Ich kenne Dr. Montgomery schon<br />
seit langer Zeit und ich bin mir sicher,<br />
dass wir den richtigen Mann gewählt<br />
haben. Jetzt hoffe ich, dass er die hohen<br />
Erwartungen auch erfüllen kann.<br />
Prof. Dr. Ulrich Schwantes, Facharzt<br />
für Allgemeinmedizin in<br />
Oberkrämer/OT Schwante, zum 3.<br />
Mal Delegierter:<br />
Insgesamt war dies aus meiner Sicht<br />
ein sehr gelungener Ärztetag. Die Kieler<br />
waren sehr gute Gastgeber, die uns<br />
freundlich empfangen und eine angenehme<br />
Atmosphäre geschaffen haben.<br />
Natürlich gab es wie überall hier und<br />
da auch kleinere organisatorische Mängel,<br />
aber die konnten das sehr positive<br />
Bild nicht trüben.<br />
Viel wichtiger sind aber die Beschlüsse.<br />
Mich haben die ehrlichen und engagierten<br />
Diskussionen zu schwierigen<br />
Fragen wie PID, Sterbehilfe und Palliativmedizin<br />
sehr bewegt. Ich halte es<br />
für ungemein wichtig, dass es hierzu<br />
klare Beschlüsse gibt. Die Bundesärztekammer<br />
hat hier, aber auch bei der<br />
Brandenburgisches Ärzteblatt 7 – 8 •<strong>2011</strong> | 9