Alte Frauen sagen was sie wollen - Socialnet
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Diplomarbeit Ältere <strong>Frauen</strong> <strong>sagen</strong> <strong>was</strong> <strong>sie</strong> <strong>wollen</strong><br />
Literatur<br />
Ich finde in den oben erläuterten Grundsatzüberlegungen aus den Pflegetheorien<br />
(s. Kapitel 3.1.1. bis 3.1.10) keine Äusserungen, die meinen persönlichen Vorstellungen<br />
von Pflege widersprechen würden. Jedoch gibt es einige Bereiche, die aus meiner Sicht<br />
fehlen. So wird das Thema Sterben und Sterbebegleitung nur einmal explizit erwähnt.<br />
Nach meiner Meinung ist Sterben mehr als eine Transition, wie <strong>sie</strong> Meleis (1999) erwähnt;<br />
demzufolge stellt <strong>sie</strong> für Pflegende eine grosse Herausforderung dar. Auch kommt zu<br />
wenig zum Ausdruck, dass die Pflege eine wichtige Drehscheibenfunktion besitzt; eine<br />
zentrale Aufgabe liegt ja im logistischen Bereich: d.h. zu koordinieren und organi<strong>sie</strong>ren<br />
und zwar nicht nur der eigenen Arbeit, sondern vernetzt mit allen Personen und Diensten,<br />
welche in die Betreuung der Patientin involviert sind. Dies ist eine zentrale Aufgabe von<br />
Pflegepersonen innerhalb der verschiedensten Organisationen inne hat, sei dies in der<br />
Langzeit- oder der Akutpflege.<br />
Die Äusserungen in der Literatur beziehen sich zu dem vor allem auf die Akutpflege, da in<br />
keiner Definition direkte Aus<strong>sagen</strong> zu den Aufgaben im Bereich von Lebens- und<br />
Alltagsgestaltung gemacht werden. Gerade im Langzeitbereich kommt der Pflege in<br />
diesem Bereich eine zentrale Rolle zu, sei dies zum Beispiel im psychosozialen oder<br />
geistigen Bereich situationsspezifische Angebote an zu bieten. Es erstaunt mich aber nicht,<br />
dass dies so ist, da ich die Behauptung aufstelle, dass gerade in diesen Alltagsbereichen ein<br />
grosses Defizit an Angeboten besteht.<br />
Was ich des Weiteren in der Literatur vermisse, ist die Nennung von berufs- und<br />
gesellschaftspolitischen Aufgaben. Für mich ist klar, dass ein Beruf, dessen Arbeit zu<br />
einem grossen Teil darin besteht, von der Gesellschaft übertragene Aufgaben auszuführen,<br />
in diesem Bereich auch entsprechende Fähigkeiten und Kompetenzen besitzen muss. Aus<br />
meiner Sicht braucht es gerade in der heutigen Zeit, welche vom Primat der Ökonomie<br />
geprägt ist, die Fähigkeit, ganz bewusst auch in diesen Dimensionen denken zu können.<br />
Bei einer reinen Funktionspflege (s. Kapitel 3.1.7.) ist mein Verständnis von Pflege nicht<br />
umsetzbar. Im Gegensatz dazu steht das Primary Nursing - System, welches viele meiner<br />
Vorstellungen als Voraussetzung integriert.<br />
Die Inhalte der SAMW Richtlinie haben für mich höchste Priorität. Es ist von zentraler<br />
Wichtigkeit, dass es diese Richtlinien gibt. Die grosse Frage aber ist - und das ist<br />
gleichzeitig auch ihre Schwäche - wie werden <strong>sie</strong> in die Realität umgesetzt? Ein<br />
Nichteinhalten der Richtlinien hat nämlich kaum Konsequenzen. Ausserdem sehe ich ihre<br />
Umsetzung aufgrund der aktuellen gesundheitspolitischen Strömungen und den<br />
ökonomischen Anforderungen, als kaum reali<strong>sie</strong>rbar.<br />
2.2.3. Zusammenfassung<br />
Zusammenfassend kann gesagt werden, dass Pflege eine höchst komplexe Aufgabe ist. Bei<br />
praktisch allen Definitionen spielen das Erhalten und die Förderung der Gesundheit eine<br />
Rolle. Was auffällt, ist dass das Thema Sterben, Tod und Sterbebegleitung in diesen<br />
Pflegeverständnissen nur einmal explizit genannt wird. Daneben wird in praktisch allen<br />
Definitionen aufgezeigt, dass die Pflege von den verschiedensten Faktoren beeinflusst wird<br />
und dass <strong>sie</strong> sich stets mit der aktuellen und individuellen Situation des zu pflegenden<br />
Menschen auseinander setzen muss. Es wird auch ersichtlich, dass die Thematik Defizite<br />
und Ressourcen als ein Kontinuum angesehen wird; das heisst, ein Mensch hat nie nur<br />
Defizite, es gibt immer auch mehr oder weniger sichtbare Ressourcen. Pflegen bedeutet<br />
also nicht immer einfach „übernehmen,“ sondern es müssen klar strukturierte<br />
Vorgehensweisen, welche durch wissenschaftliche Kenntnisse beeinflusst sind, eingehalten<br />
werden. Die Pflege findet überdies stets in einem Umfeld von Gesellschaft und Umwelt,<br />
aber auch interdisziplinär statt. Um den heutigen Ansprüchen in allen Bereichen gerecht zu<br />
Berner Fachhochschule BFH<br />
Hochschule für Sozialarbeit HSA Bern<br />
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