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Alte Frauen sagen was sie wollen - Socialnet

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Diplomarbeit Ältere <strong>Frauen</strong> <strong>sagen</strong> <strong>was</strong> <strong>sie</strong> <strong>wollen</strong><br />

Mit den Fragestellungen betreffend den Befürchtungen sollte in Erfahrung gebracht<br />

werden, ob <strong>Frauen</strong> in Bezug auf die Pflegeleistungen befürchtet haben, dass bei einem<br />

Spital- oder Heimaufenthalt irgendwelche negative Ereignisse eintreffen könnten, welche<br />

ihren Handlungsspielraum, ihr Wohlbefinden, ihre Gesundheit etc. negativ beeinflussen<br />

könnten.<br />

2.6.3. Was ist Lebensgestaltung?<br />

Bei den Fragen betreffend den Erwartungen an das Pflegepersonal ging es darum,<br />

herauszufinden <strong>was</strong> die <strong>Frauen</strong> von den Pflegenden wünschen, damit <strong>sie</strong> ihren Alltag<br />

optimal gestalten können. Den Begriff Lebensgestaltung definiere ich in dem Sinn, dass<br />

sich die Pflege nicht nur an den Bedürfnissen und dem Pflegebedarf der Bewohnerinnen<br />

orientiert, sondern dass die beteiligten <strong>Frauen</strong> aktiv in die Betreuung und in die Gestaltung<br />

des Alltages einbezogen werden. Dörner (1994, zit.n. Mamerow, 2003 S.97) formuliert<br />

dies folgendermassen: „Jedem Menschen zu ermöglichen, sein Leben so normal und<br />

uneingeschränkt führen zu lassen, wie es Menschen ohne Einschränkungen reali<strong>sie</strong>ren<br />

können. Jeder behinderte Mensch ist demnach „aus seiner besonderen Lage aus seinem<br />

unterschiedlichen Sein heraus zu verstehen und zu fördern.“ Dies bedingt, dass die<br />

alltägliche und von ihnen mitbestimmte Lebens- und Verhaltensweise als Norm angesehen<br />

wird; dies bedingt auch, dass sich die Pflege an den Arbeitsabläufen und am<br />

Lebensrhythmus der Bewohnerinnen orientiert (s. Mamerow, 2003). Dies entspricht<br />

widerum dem Normali<strong>sie</strong>rungsgrundsatz, der davon ausgeht, dass psychischkranke, alte<br />

und behinderte Menschen immer noch die gleichen Bedürfnisse und Ansprüche wie<br />

gesunde Menschen haben, auch wenn <strong>sie</strong> in anderen Lebenssituationen oder Umfeldern<br />

leben. Dies sah Nirje (1969, zit.n. Gebert & Kneubühler, 2004) folgendermassen. „ Das<br />

Normali<strong>sie</strong>rungsprinzip besagt, dass richtig handelt, wer allen Menschen mit<br />

intellektuellen oder anderen Schäden oder Fähigkeitsstörungen jene Muster und<br />

Bedingungen des täglichen Lebens verfügbar macht, die den regulären Umständen und<br />

Lebensweisen in der Betreffenden Gemeinschaft und Kultur so nahe wie möglich kommen<br />

oder effektiv gleich wie diese sind.“<br />

Auch Böhm geht in seinem Pflegemodell, welches er primär für die Betreuung von<br />

dementen Menschen entwickelte, das aber durchaus auch Gültigkeit für die allgemeine<br />

Betreuung alter Menschen hat, von einer aktiven Mitgestaltung des alten Menschen aus. Er<br />

sagt, dass die <strong>Alte</strong>npflege primär eine seelische, emotionale und ressourcenorientierte<br />

Betreuung und nicht eine rein somatische sei. Böhm formuliert dies folgendermassen<br />

(2001, S.19) „ Ich betrachte die menschliche Energie der Seele („Elan vital“) als Ursprung<br />

des Lebendigen und damit unsere Motivationen. Die Grund- und Behandlungspflege ist<br />

somit für mich erst in zweite Linie wichtig. Ich denke, dass ein Mensch,<br />

• der kein Motiv mehr zum Leben hat,<br />

• dem kein „Elan vital“ mehr zur Verfügung steht,<br />

• auch keine Lust mehr hat, seine Beine zu bewegen, - wozu auch?<br />

Er wird sich aus Mangel an „Elan vital“ eben<br />

• nicht mehr <strong>was</strong>chen,<br />

• keine frischen Unterhosen anziehen,<br />

• nicht aus dem Bett heraus <strong>wollen</strong>, - wozu auch?“<br />

Damit diese „Elan vital“ erhalten bleiben kann, ist es von zentraler Bedeutung, dass der<br />

alte Mensch eine zentrale Mitsprache hat, bei der Gestaltung seines Alltagslebens hat, und<br />

dass er sich nicht primär in einer passiven Rolle befindet. Böhm schreibt dazu (2001, S.<br />

23) sagt dazu: „(…) „ der Mensch lebt nicht vom Brot alleine,“ wie selbst den Autoren der<br />

Bibel schon bekannt war! Er lebt aus seiner Seele, aus seinen Antrieben, aus seinem „Elan<br />

Berner Fachhochschule BFH<br />

Hochschule für Sozialarbeit HSA Bern<br />

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