KUNST
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Den Bauhausschwerpunkt in der Sammlung Winkler<br />
soll hier Marcel Breuers ‚Lattenstuhl‘ von 1922 vertreten.<br />
Der nahe liegende Vergleich mit dem Bild ‚Z-Kon 2‘ von<br />
1921 (Abb. 1 und 2) des Bauhausschülers Werner Graeff<br />
bietet sich an. Er macht Gemeinsamkeiten der reduktionistischen<br />
Bauhausarbeiten deutlich. So sehen die<br />
unverbundenen winkelförmigen Elemente in Graeffs<br />
Gemälde wie ein zum Versand zerlegter Lattenstuhl aus.<br />
Der ungefüllte Raum zwischen den vorhandenen Elementen<br />
wird bei beiden Kunstwerken zum Mitspieler.<br />
Neben dem funktionalen Aspekt hat die Welt modernen<br />
Produktdesigns durchaus ihre luxuriös-repräsentative<br />
Seite. Hierfür kann als popularisierte Variante<br />
des Art Déco Walter von Nessens ‚Coronet Coffee Urn<br />
Service Nr. 90121‘ von 1933-36 stehen. Der amerikanische<br />
Designer nutzt die reduktionistischen Form- und<br />
Materialansätze der Moderne, aber er kombiniert sie<br />
mit Assoziationsmomenten des Luxuriösen. Durch elfenbeinfarbene<br />
Griffe wird das glänzende Chrom zum<br />
‚Silber‘ und durch Riffelung die tragende Stütze unter<br />
dem ‚centre-piece‘ zum ‚Säulenstumpf‘. Wenn man das<br />
Service aber mit Walter Dexels ‚Weiße Scheibe‘von 1927<br />
Kölner MuseuM s - Bulletin 2|2008<br />
40 a u SStellunG en und aKtuelleS<br />
Abb. 3: Charles und Ray Eames:<br />
Schranksystem ‚ESU’ (Eames Storage Unit),<br />
1950, Holz, Metall und Kunststoff,<br />
1478 x 1200 x 430 cm,<br />
Museum für Angewandte Kunst Köln,<br />
Inv. Nr. A1947w.<br />
vergleicht, dann fällt auf, dass bei beiden Kugel und<br />
Kreis als in sich ruhende, aber auch potentiell rollende<br />
Form in eine Art von Auflager-System einbezogen sind.<br />
Und auch das Streifenmotiv gemahnt an die Riffelung<br />
technischer Geräte.<br />
Die technische Seite wird bei Charles und Ray Eames’<br />
Schranksystem ‚ESU‘ (Eames Storage Unit) von 1950<br />
(Abb. 3) deutlicher hervorgekehrt. Das funktionale Modulsystem<br />
mit in Metallschienen eingehängten Kastenelementen<br />
erfährt allerdings seine ‚kalifornische Belebung‘<br />
durch buntfarbige Oberflächen, die asymmetrisch<br />
verteilt werden. Hier zeigt sich in spielerischer Weise die<br />
popularisierte Adaption von Mondrians Gestaltungstendenzen,<br />
wie sie auch schon Theo van Doesburg etwa in<br />
‚Stijl Composition‘ von 1925 (Abb. 4) übernommen hatte.<br />
Van Doesburgs Ausrichtung vergleichbar übertragen<br />
die Eames Mondrians Gestaltungselemente in die dreidimensionale<br />
Alltagswelt. Wobei die Farbigkeit nicht nur<br />
dekorativ ist, sondern Funktionsteile kennzeichnet.<br />
Die gerundete Großform ist Basis vieler Designstücke der<br />
1960er Jahre. Peter Ghyczys Stuhl ‚Gartenei‘ von 1968 ist