Wir bauen Emotionen
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Nachhaltiges <strong>Wir</strong>t -<br />
schaften im Tourismus<br />
Für Seilbahnunternehmen wurde<br />
der Umgang mit der Windkraft als<br />
alternative Energieform dann direkt<br />
vor der eigenen Haustüre zum Thema.<br />
2007 wurde im Auftrag der<br />
Salzstieglbahnen um rund 2,1 Mio.<br />
Euro eine Windkraftanlage gebaut,<br />
von der sich der Betreiber eine<br />
Amortisation innerhalb von 15 Jah-<br />
ren erhoffte. Errichtet wurde der<br />
Windgenerator in unmittelbarer<br />
Nähe der Bergstation der Speiklifte<br />
an der Grenze zu Hirschegg auf<br />
über 1 800 m Seehöhe. Damit war<br />
diese Anlage die 3. höchste im Bereich<br />
der MW-Klasse weltweit. Mit<br />
der Energie, die der Windgenerator<br />
liefert, wollte man die Seilbahnanlagen<br />
und die Infrastruktur des Skigebietes<br />
wie Hotel und Almhütten versorgen,<br />
überschüssiger Windstrom<br />
sollte in das lokale Stromnetz der<br />
STEWEAG eingespeist und vergütet<br />
werden. „<strong>Wir</strong> erhoffen uns, dass wir<br />
etwa 30 bis 50 % des eigenen<br />
Stromverbrauches decken und außerdem<br />
so viel Strom erzeugen,<br />
dass wir die Windkraftanlage bezahlen<br />
können“, so Friedl Kaltenegger,<br />
Besitzer und Betriebsleiter der Salzstieglbahnen,<br />
damals im Gespräch<br />
mit dem Mountain Manager.<br />
Nach 2 Wintersaisonen mit der<br />
Windkraftanlage in Betrieb, ist man<br />
in Salzstiegl ausgesprochen zufrieden<br />
mit den Erfahrungen, die Er-<br />
wartungen werden erfüllt. „<strong>Wir</strong><br />
können rund die Hälfte unseres Eigenbedarfs<br />
an Kilowattstunden<br />
Strom aus der Windkraftanlage decken.<br />
Unser Skigebiet benötigt rund<br />
600 000 kW/h im Jahr, d. h. wir erzeugen<br />
für uns rund 300 000 kW/h.<br />
Finanziell gesehen erwirtschaften<br />
wir damit rund ein Drittel der Kosten.“<br />
Und auch die Meinung der<br />
Touristen zeige, dass die Windkraft<br />
Auch auf der Interalpin in Innsbruck waren Windkraft und Seilbahnen ein Thema.<br />
Foto: dwl<br />
auch in touristisch genutzten alpinen<br />
Regionen durchaus ihre Berechtigung<br />
habe: „Die Reaktionen unserer<br />
Gäste sind sehr positiv“, so Friedl<br />
Kaltenegger, „wenn die Anlage<br />
läuft, dann sind alle zufrieden.<br />
Wenn sich die Rotorblätter nicht<br />
drehen, werden alle nervös. Interessanterweise<br />
wird die Windkraftanlage<br />
von Skifahrern extrem positiv angenommen,<br />
weil es sich um eine<br />
saubere Energieform handelt. Einige<br />
wenige Wanderer und Langläufer<br />
hingegen sind skeptisch, hier ist<br />
man nicht so technikfreundlich eingestellt.“<br />
In Salzstiegl hat man die<br />
Erfahrungen jedenfalls zum Anlass<br />
genommen, die Planung für eine<br />
weitere Anlage in Auftrag zu geben.<br />
Die Einsichten, die man in Salzstiegl<br />
im direkten Gästekontakt gewonnen<br />
hat, werden durch die Ergebnisse<br />
von touristischen Befragungen<br />
in Deutschland und Österreich gestützt,<br />
die Mag. Alfred König, ecowatt<br />
erneuerbare energien GmbH,<br />
Ende 2008 in einer Informationsver-<br />
MAGAZIN<br />
ENERGIE & ÖKOLOGIE<br />
anstaltung für Seilbahnbetreiber, dem „daWindSchi<br />
Workshop“, präsentiert hat. Im Bundesland Schleswig<br />
Holstein, das über rund 2 700 Windkraftanlagen verfügt<br />
und 36 % des Stromverbrauchs aus Windenergie<br />
deckt, wurden dazu 3 500 Fragebögen verschickt und<br />
2 000 Menschen direkt befragt. Die Auswertung ergab,<br />
dass Windkraftanlagen von der großen Mehrheit<br />
der Urlauber nicht als störend empfunden würden.<br />
„Eine Abschreckung der Urlauber findet nicht statt. Im<br />
Gegenteil: Verschiedene Windkraftstandorte entwickeln<br />
sich geradezu zu Touristenattraktionen.“<br />
Ähnliche Ergebnisse zeigt eine Befragung von 269 Personen<br />
im Lachtal und in Salzstiegl selbst. Die Umfrage<br />
ergab hier eine sehr hohe Akzeptanz der Windkraftanlagen<br />
in den beiden Skigebieten, ein Großteil der Befragten<br />
sei für den Ausbau der Windkraft auch im alpinen<br />
Bereich. Aus touristischer Sicht würden sich dadurch,<br />
so Mag. König, sogar Vorteile ergeben. So würde<br />
sich die Destination nicht nur als Eigenversorger<br />
darstellen, die Windenergie signalisiere ökologische<br />
Sensibilität und Modernität. Daraus könne dann auch<br />
ein Imagegewinn gezogen werden. Allerdings sei dabei<br />
eine sensible Vorgehensweise erforderlich, die<br />
Windkraftanlagen müssten in ein touristisches Konzept<br />
eingebunden sein.<br />
Erfolgreiche Projekte<br />
Für LEITWIND war 2008 ein Jahr, mit dem sich die Unternehmensleitung<br />
sehr zufrieden zeigt. So wurden<br />
insgesamt 9 Anlagen errichtet. Drei Projekte konnten<br />
in Bulgarien realisiert werden, 5 Anlagen in Italien und<br />
ein weiteres Windkraftprojekt in Indien. Auch für 2009<br />
stehen die Weichen neuerlich auf Erfolg.<br />
So wurde Mitte April der erste Windpark von<br />
LEITWIND im toskanischen Montecatini eröffnet. Der<br />
Park in der Nähe von Volterra ist der erste von zwei<br />
Windparks, die von der Öffentlichen Hand in dieser<br />
Region errichtet werden, die Investitionssumme für<br />
die Projekte beträgt insgesamt 30 Mio. Euro. Darüber<br />
hinaus ist Montecatini die erste Windfarm Italiens, deren<br />
Turbinen von einem heimischen Unternehmen<br />
entwickelt und produziert wurden. Dazu Anton Seeber,<br />
GF LEITWIND: „<strong>Wir</strong> haben diesen Windpark dank<br />
der Professionalität unserer Techniker in weniger als<br />
4 Monaten errichtet. Der Direktantrieb der 1,5 MW<br />
Windgeneratoren geht auf die bewährte Seilbahntechnologie<br />
von LEITNER zurück.“ Die Windkraftanlagen<br />
produzieren bei Vollfunktion ca. 15 600 MWh<br />
elektrische Energie, was einem durchschnittlichen Jahresverbrauch<br />
von 6 000 Familien sowie einer Einsparung<br />
von 3 715 t Erdöl bzw. 10 000 t CO2 entspricht.<br />
Dazu soll 2009 als Weiterentwicklung der LTW77 die<br />
erste LTW80 errichtet werden, wobei auch neu entwickelte<br />
Flügel zum Einsatz kommen werden. Einige Projekte<br />
in Europa und in Übersee sind bereits fixiert. So<br />
rechnet man allein in Italien mit voraussichtlich 14 Anlagen,<br />
in Bulgarien sollen weitere 7 LTW77 dazukommen<br />
und in Frankreich sind 2 Anlagen geplant. Im Juli<br />
2009 wird man dann in Vancouver neuerlich eine<br />
Windkraftanlage mit Vorbildcharakter in Betrieb nehmen.<br />
dwl<br />
3/2009 MOUNTAINMANAGER<br />
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