Friedrich Ani Tatort München - Boersenblatt.net
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Er ist einer der Besten – nur in Deutschland ist<br />
Elmore Leonard kaum bekannt. Höchste Zeit,<br />
dass sich das ändert.<br />
Elegant, leicht und<br />
unvorhersehbar<br />
TEXT: TOBIAS GOHLIS<br />
E r<br />
ist einer der besten lebenden Kriminalschriftsteller<br />
und dazu noch ein<br />
Mann, dessen Bücher in Hollywood heiß<br />
begehrte Ware sind. Und doch könnte es<br />
sein, dass dieser Elmore Leonard, geboren<br />
1925 in New Orleans, einfach zu gut ist für<br />
den deutschen Krimimarkt.<br />
Zu diesem Schluss kam der Kritiker Thomas<br />
Wörtche vor mehr als 16 Jahren. Wörtche<br />
damals: „‚Alligator‘ ist ein guter Roman,<br />
weil er erzählökonomisch meisterhaft<br />
gebaut ist, weil die Dialoge stimmen<br />
und Leonard verschiedene Handlungsstränge<br />
virtuos zu handhaben weiß. (...) Typologisierungen<br />
gibt es nicht. Solche uneindeutigen<br />
Verhältnisse sind wahrscheinlich<br />
auch der Grund, warum Leonards<br />
Bücher hier nicht allzu beliebt sind. Er repräsentiert<br />
keinen Standpunkt, er steht für<br />
nichts anderes als für seine dichterische<br />
Wahrheit. Und er produziert keinen Kitsch,<br />
will heißen: kein geschlossenes Weltbild<br />
nebst ideologischem Wertmaßstab.“<br />
Leider trifft das ebenfalls auf sein neues<br />
Buch zu, das der Eichborn Verlag mit der<br />
heroischen Absicht herausgebracht hat,<br />
Elmore Leonard auch in Deutschland<br />
einem breiteren Publikum bekannt zu<br />
machen. „Road Dogs“ heißt das Stück.<br />
„Road Dogs. Das war so ein Knastding.<br />
Wenn man nicht zu einer der Gangs gehörte,<br />
für die alle anderen automatisch<br />
Feinde waren, tat man sich zu zweit zusammen.“<br />
Im Knast von Miami sind es Jack Foley,<br />
der so um die 200 Banken ausgeraubt hat,<br />
und der kleine kubanische Dealer Cundo<br />
Rey. Der sucht Unterstützung beim großen<br />
coolen Bankräuber, obwohl er sie vielleicht<br />
gar nicht braucht. Denn Cundo ist<br />
so reich, das er anderen Gefälligkeiten erweisen<br />
kann. So auch Foley. Ganz ohne<br />
Not verschafft und bezahlt er ihm eine<br />
buchjournal 1/2011 31<br />
DUNKELKAMMER_DIE KRIMIKOLUMNE<br />
Tobias Gohlis<br />
schlaue Anwältin, der es im Handumdrehen<br />
gelingt, aus 30 Jahren Knast 30 Monate<br />
zu machen. Das Ergebnis: Im Abstand<br />
von nur zwei Wochen werden Cundo<br />
und Foley freikommen.<br />
Foley ist der Erste, und da er nicht weiß,<br />
was er sonst machen soll, reist er nach Venice<br />
in Kalifornien und quartiert sich in<br />
einem von Cundos Häusern ein. Im rosa<br />
Haus gegenüber wohnt Cundos Ehefrau<br />
Dawn Navarro, die geschworen hat, ihrem<br />
Gatten sieben Knastjahre lang treu zu sein.<br />
Was von dem Schwur zu halten ist, erfährt<br />
Foley am zweiten Tag. Alles kommt –<br />
und das ist große Kunst, wie Leonard über<br />
kleine Andeutungen und viel Dialog<br />
erzählt – so ein bisschen ins Rutschen: die<br />
Freundschaft der beiden Road Dogs, die<br />
Ehe, Dawns andere Liebschaften. Wer<br />
ist auf wessen Seite? Was ist wahr? Was gelogen?<br />
Foley, der es auch nicht weiß, hat eins gelernt:<br />
nur so gierig zu sein, wie er es verkraften<br />
kann. Deshalb wird er überleben. Und<br />
vielleicht auch noch einmal von George<br />
Clooney dargestellt werden, wie schon in<br />
der Verfi lmung des Vorgängerbands „Out of<br />
Sight“ (der deutsche Titel des Buchs ist „Zuckerschnute“).<br />
In seiner Eleganz, Leichtigkeit<br />
und Unvorhersehbarkeit ist „Road<br />
Dogs“ äußerst charmant. <br />
^ Tobias Gohlis ist Sprecher der<br />
KrimiWelt-Bestenliste.<br />
www.arte.tv/krimiwelt<br />
Elmore Leonard: Road Dogs.<br />
Übersetzt von Conny Lösch und<br />
Kirsten Riesselmann. Eichborn,<br />
304 S., 19,95 € (D) • 20,60 € (A) •<br />
30,50 sFr.<br />
© Marco Grundt<br />
Urknall<br />
PETER ZEINDLER liest an der<br />
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Ab 1. März 2011 im Handel erhältlich.