Friedrich Ani Tatort München - Boersenblatt.net
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FIT UND GESUND_INTERVIEW<br />
Gern wird über mangelnde Qualität von Lebensmitteln geklagt, doch die Verbraucher<br />
haben eine Mitschuld, weil alles möglichst billig sein soll, meint Starkoch Steffen Henssler.<br />
Qualität hat zwar ihren Preis, doch auf gutes und gesundes Essen muss niemand verzichten.<br />
„Mit ‚bio‘<br />
isst man<br />
besser“<br />
INTERVIEW: MEIKE DANNENBERG<br />
Gentechnik, Gammelfleisch, Dioxin – haben<br />
Sie noch Vertrauen in die Lebensmittel, die Sie<br />
kaufen?<br />
Steffen Henssler: Der jüngste Skandal<br />
um dioxinbelastete Nahrungsmittel<br />
stimmt mich schon nachdenklich. Trotzdem<br />
esse ich noch Eier! Für mich war es<br />
aber schon immer wichtig, die Herkunft<br />
der Produkte zu kennen. Ich weiß, dass<br />
mein Fisch aus Norwegen, Dänemark oder<br />
Frankreich kommt. Die Norweger zum Beispiel<br />
kontrollieren ihre Lachszuchten sehr<br />
genau, weil das ein großer und wichtiger<br />
Markt für sie ist.<br />
Achten Sie bei dem Fisch, den Sie verarbeiten,<br />
denn auch auf nachhaltige Fischerei?<br />
Es gibt eine Liste vom WWF, auf der<br />
steht, welche Arten gefährdet sind und<br />
welche sich gerade erholen, aus welcher<br />
Region man kaufen darf und aus welcher<br />
nicht. Biolachs aus Norwegen kann man<br />
bedenkenlos kaufen. Thunfisch ist für ein<br />
Sushi-Sashimi-Restaurant immer ein<br />
schwieriges Thema, aber wir haben den<br />
Verbrauch reduziert und ich habe ja auch<br />
eine wirtschaftliche Verantwortung meinen<br />
Mitarbeitern gegenüber.<br />
Kaufen Sie denn ausschließlich Bioprodukte?<br />
Nein, es gibt so viele Siegel, bei denen<br />
man gar nicht genau weiß, was „bio“ eigentlich<br />
bedeutet. Chemische Tests konnten<br />
teilweise keinen Unterschied zwischen<br />
herkömmlichem Huhn und Biohuhn feststellen.<br />
© Marc Eckardt<br />
Soll das heißen: Da man es ohnehin nicht kontrollieren<br />
kann, braucht man gar nicht erst<br />
Lebens mittel mit der Bezeichnung „bio“ zu<br />
kaufen?<br />
Nein, so würde ich das nicht sagen. Trotzdem<br />
hat „bio“ eine gewisse Beliebigkeit bekommen.<br />
Beim gezüchteten Steinbutt vom<br />
Fischmarkt bedeutet „bio“ zum Beispiel,<br />
dass auf dem Boden des Fischbeckens Sand<br />
gelegen hat – was ändert das denn jetzt am<br />
Produkt? Dennoch glaube ich, dass man<br />
sich mit „bio“ grundsätzlich besser ernährt<br />
als mit herkömmlichen Produkten.<br />
Nicht jede Familie kann sich die hochwertige<br />
Wurst aus dem Ökoladen leisten …<br />
Das ist zwar richtig, andererseits ist in<br />
den meisten Fällen genug Geld da, um sich<br />
einen neuen Computer zu kaufen und immer<br />
online zu sein. Ich bin überzeugt, dass<br />
an der mangelnden Qualität von Lebensmitteln<br />
die Verbraucher nicht ganz unschuldig<br />
sind – für die meisten gilt doch<br />
das Prinzip „Hauptsache, billig!“. Für Elektromärkte<br />
mag das ja richtig sein. Aber<br />
sich zu freuen, dass man die Butter beson-<br />
Zur Person<br />
Steffen Henssler, 1972 in Neuenbürg im Schwarzwald<br />
geboren, wurde in einem Sternelokal zum<br />
Koch ausgebildet und besuchte die renommierte<br />
California Sushi Academy in Los Angeles, die er<br />
als erster Deutscher mit Bestnote abschloss. 2001<br />
eröff<strong>net</strong>e er in Hamburg gemeinsam mit seinem<br />
Vater das Restaurant Henssler & Henssler, 2009<br />
folgte das Ono. Seit 2004 ist Henssler regelmäßig<br />
Gast in TV-Kochshows und moderiert seit August<br />
2010 das Kochquiz „Topfgeldjäger“ im ZDF. Sein<br />
jüngstes Buch „Hauptsache lecker!“ enthält kreative<br />
Rezeptideen für 100 leichte Gerichte.<br />
ders günstig kriegt, ist falsch. Das ist ja sozusagen<br />
das eigene Benzin. Ein Vergleich:<br />
Beim eigenen Auto tankt man Super Plus,<br />
damit es schneller fährt, sich selbst zieht<br />
man aber das miese Verbleite rein!<br />
Aber weiß der Verbraucher denn immer, was er<br />
kauft – und wird er von den Herstellern nicht<br />
auch gelegentlich in die Irre geführt?<br />
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buchjournal 1/2011