Stratmanns Welt Schlecht geschlafen, schlecht gelaunt – das fängt ja gut an mit unserer neuen Buchjournal-Kolumnistin. Ein Spaziergang am Rhein und ein selbst genähtes Kleid bringen die Autorin aber schnell wieder in die Spur – und die Rehabilitierung eines unterschätzten Satzzeichens. Jetzt; schreibe; ich; TEXT: CORDULA STRATMANN Einen wunderschönen guten Tag allerseits. Ich möchte Sie aufs Allerherzlichste begrüßen und Ihnen einen großartigen Verlauf des heutigen Tages wünschen. Das mache ich natürlich, weil ich es grundsätzlich besser fi nde, wenn man gute Tage hat und wenn es Leute gibt, die einem das auch ausdrücklich wünschen und weil Sie mich beim Lesen meiner ersten Zeilen sofort zackzack ins Herz schließen sollen. Das müsste hoffentlich geklappt haben. Den Jan Weiler können Sie nämlich vergessen. Der kommt jetzt nicht mehr. Ich mache das jetzt. Und da wäre es natürlich gut, wenn Sie den Wechsel, der ja nicht ganz leicht für uns alle ist, mithilfe meiner freundlichen Worte gleich zu Beginn harmonisch vollziehen könnten. Mir gehen nur gerade die freundlichen Worte aus, weil ich heute mit einer üblen Übellaunigkeit geschlagen bin, dass es nur so eine Art hat. Ich musste mich für die Begrüßung schon immens am Riemen reißen. Dass ich mich hier nun aber versuche unter Kontrolle zu halten, steht Ihnen ganz einfach zu, denn ich bin absolut nicht der Meinung, dass Sie außer mir auch noch Leidtragende von dem Umstand werden sollten, dass ich heute Nacht saumäßig geschlafen habe, weil mir der rechte Arm eingeschlafen war, und zwar über mehrere Stunden. Das fi nde ich für jemanden, der sich nachts verdientermaßen eine Mütze Schlaf wünscht, zwar unzumutbar, der Rezipient eines Textes aber sollte doch unbedingt von Nachteilen, mit denen der erstellende Autor zu kämpfen hatte, unbehelligt bleiben. Meine Meinung. Zumal mein Arm schon längst keine Probleme mehr macht. Meine Laune schon. Weil ich ja wusste, dass ich mich heute an diese Kolumne setze, geriet ich natürlich in Panik, als ich so schlecht ausgestattet erwachte. Ich habe sofort sämtliche Maßnahmen ergriffen, die Abhilfe schaffen sollten: Ich habe gründlich gelüftet, auch mich, indem ich erst einmal eine Runde an den Rhein gegangen bin; ich habe mir nach meiner Rückkehr einen Kaffee, einen Tee und einen Kakao mit Sahne zubereitet; ich habe mir 41 Folgen „Sopranos“ auf DVD angeschaut; ich habe mir ein Kleid genäht. Das habe ich jetzt auch an, es kneift allerdings am Bauch, weil ich den Schnitt nicht in meiner Größe dahatte. Ansonsten steht es mir sehr gut, da ich einen roten Stoff verwandt habe – und Rot hebt ja bekanntlich die Stimmung. So langsam geht es jetzt auch wieder. »Jan Weiler kommt nicht mehr, ich mache das jetzt« Was mich fast auch schon vergnüglich stimmt, ist die Tatsache, dass ich in der obigen Aufzählung dreimal ein Semikolon einsetzen konnte. Das Semikolon ist ja bei vielen sehr in Vergessenheit geraten, ist uns aber doch vor allem in längeren Texten stets ein emsiger Helfer. In Aufzählungen zum Beispiel immer nur mit Kommata zu operieren überfordert diese und ignoriert wiederum die Möglichkeiten, die uns das Semikolon bietet. Nicht umsonst besteht das Semikolon aus Punkt UND Komma. Jetzt zählen Sie mal zusammen, was für einen tollen Job das Semikolon jahrein, jahraus macht! Die beiden Kollegen können nämlich jeder nur die Hälfte! Der Punkt macht Schluss mit dem Satz, das Komma unterteilt ihn. Das Semikolon wiederum unterteilt energischer, fährt den Satz aber nicht so vor die Wand wie der Punkt. Mensch, nun bin ich aber doch froh, dass ich so drangeblieben bin und nicht gleich hingeschmissen habe, als ich heute Morgen so schief gewickelt war; so haben Sie für die Zeit bis zur nächsten Ausgabe nämlich wichtige Anregungen bekommen für das Verfassen Ihrer Texte; ich helfe gern; herzlichst; Ihre; Cordula; Stratmann. ^ Cordula Stratmann, geboren 1963, zählt zu den erfolgreichsten deutschen Komikerinnen. Sie ist vielfach preis gekrönt: vom Deutschen Comedypreis über die Goldene Kamera bis zum Bayerischen Fernsehpreis. „Sie da oben, er da unten“ ist ihr erster Roman. http://cordula-stratmann.de Cordula Stratmann: Sie da oben, er da unten. Kiepenheuer & Witsch, 256 S., 13,95 € (D) • 14,40 € (A) • 21,90 sFr. 38 © Boris Breuer buchjournal 1/2011
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