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Friedrich Ani Tatort München - Boersenblatt.net

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© Dan Morris<br />

ROMANE_FANTASY<br />

Hinter den Backsteinfassaden einer Reihenhaussiedlung<br />

lauert das Grauen: Hier schreibt Wolfgang Hohlbein –<br />

nachts, über Zombies, Vampire und andere Schattenwesen.<br />

Antje Deistler hat sich über die Schwelle getraut.<br />

Der Fürst<br />

der Finsternis<br />

Blutrünstige Fantasiewelten: Wer bei der Lektüre gern in düstere Sphären<br />

abtaucht, ist bei den Büchern von Wolfgang Hohlbein bestens aufgehoben<br />

56<br />

N euss-Hoisten,<br />

Stadtrand. Eine Reihenhauskolonie<br />

mit Blick ins niederrheinische<br />

Flachland: Äcker, Felder,<br />

ein paar Bäume, schwarzes Gekrächz von<br />

zahllosen Raben. Irgendwo hier wohnt<br />

Wolfgang Hohlbein. Backsteinfassaden<br />

dicht an dicht, eine sieht aus wie die andere.<br />

Gerade will man die Orientierung<br />

verlieren, als plötzlich alles klar ist: Vor<br />

dem Portal eines Reihenendhauses kauern<br />

zwei Steintrolle. Wer braucht Hausnummern?<br />

Nur hier kann sich der Fürst<br />

der deutschen Finsternis verbergen.<br />

Rund 200 Fantasyromane hat Wolfgang<br />

Hohlbein veröffentlicht, allein<br />

oder mit Koautoren. Seine mal märchenhaften,<br />

mal blutrünstigen Geschichten<br />

entführen in düstere Paral-<br />

leluniversen, in denen der ewige Kampf<br />

des Guten gegen das Böse tobt. Nibelungen<br />

schwingen ihre Runenschwerter,<br />

ganz normale Menschen stolpern in die<br />

Schattenwelt. Damit erreicht der<br />

57-Jährige ein riesiges, meist junges<br />

Publikum – nicht nur in Deutschland.<br />

Hohlbeins Weltauflage: 40 Millionen.<br />

In der Fantasyszene wird er wie ein<br />

Popstar verehrt, kreischende Mädchen<br />

inklusive.<br />

Doch bei ihm zu Hause ist von Ruhm<br />

oder gar Glamour nichts zu spüren. Und<br />

auch die Wohnung eines Schriftstellers<br />

stellt man sich anders vor. Wo bei anderen<br />

Vertretern seiner Branche Bücherregale<br />

bis zur Decke stehen, gucken einen<br />

in Hohlbeins Welt aus jeder Ecke die sagenhaftesten<br />

Nippesfiguren an: Monster,<br />

Ritter und Zombies aus Plastik,<br />

Holz, Gips oder Glas. Ein Drachenkopf<br />

ragt aus der Wand; unter dem Glastisch,<br />

der von einem gusseisernen Skorpion<br />

gestützt wird, schnarchen zwei übergewichtige<br />

Möpse.<br />

In eine Rauchwolke gehüllt sitzt<br />

Wolfgang Hohlbein am Esstisch und<br />

starrt in seinen Kaffeebecher. Es ist früher<br />

Nachmittag, gerade hat er sich aus<br />

dem Bett gequält. Die hüftlange Mähne<br />

zum Pferdeschwanz gebunden, die getönte<br />

Pilotenbrille aufgesetzt, erst mal<br />

eine anstecken.<br />

Zum Schreiben ist es ihm viel zu<br />

früh. Der Meister arbeitet nur im Dun-<br />

buchjournal 1/2011

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