Anlagespiegel für Berater 2013 - Das eMagazin!
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Garantien in der Krise<br />
Der <strong>für</strong> Lebens- und Rentenversicherungen vorgeschriebene<br />
Höchstrechnungszins beträgt aktuell nur<br />
noch 1,75 %. Doch selbst diese Größe stellt im aktuellen<br />
Anlageumfeld zunehmend eine Herausforderung<br />
dar. Zumal zeitgleich Bestandsverträge mit einem<br />
Rechnungszins von bis zu 4 % bedient werden müssen.<br />
Durch den Trend zur Rentenversicherung müssen<br />
die Versicherer nicht wie früher mit Vertragslaufzeiten<br />
von im Schnitt 20 bis 30 Jahren im Voraus kalkulieren,<br />
sondern mit bis zu 60 Jahren. Verbunden mit der notwendigen<br />
Eigenkapitalunterlegung und der verordneten<br />
Zinszusatzreserve lässt dies den Versicherern nicht<br />
viele Anlagespielräume. Attraktive Renditen sind somit<br />
auch längerfristig kaum zu erwarten. Aus dieser<br />
Zwickmühle wird man nur mit neuen Produktkonzepten<br />
heraus kommen.<br />
Neue Modelle müssen individuellen Ansprüchen<br />
gerecht werden<br />
Wenn hohe Sicherheit, Rendite und Flexibilität durch<br />
veränderte Rahmenbedingungen nicht mehr unter<br />
einen Hut passen, müssen neue Produktkonzepte<br />
Schwerpunkte ermöglichen oder einen gangbaren<br />
Kompromiss zwischen ihnen finden. Ein Weg, dem<br />
Korsett der Anlagevorschriften <strong>für</strong> klassische Produkte<br />
zu entkommen und somit auf der Renditeseite<br />
Spielräume zu öffnen, ist es, das Anlagespektrum zu<br />
erweitern. Auch könnten bisherige Garantiemodelle<br />
überdacht werden. Lebenslange Garantien in relevanter<br />
Höhe werden unter den gegebenen Umständen<br />
jedenfalls nicht mehr lange haltbar sein.<br />
Denkbare Alternativen sind rein endfällige Beitragsgarantien<br />
oder zeitlich befristete Garantien. Dies wäre<br />
zwar ein Abstrich gegenüber der heutigen Garantie-<br />
Quelle: © JENS - Fotolia.com<br />
VERSICHERUNG (Einmalbeitragsversicherungen) | <strong>Anlagespiegel</strong> <strong>2013</strong><br />
leistung, aber immer noch deutlich mehr als alternative<br />
Vorsorgeprodukte bieten. Ganz ohne Garantien<br />
fehlt die steuerliche Anerkennung als Lebens- und<br />
Rentenversicherung und auch die Mehrzahl der Kunden<br />
wird solche Verträge nicht akzeptieren. Es scheint<br />
also besser, ein machbares Maß zu finden, als aus den<br />
Garantien zu fliehen. Der Verbraucher ist hierbei der<br />
entscheidende Faktor. Um seine Bedürfnisse müssen<br />
sich das Produkt und vor allem die Beratung drehen.<br />
Und die muss mehr Transparenz schaffen als bisher.<br />
Nicht Schweigen, sondern Informieren ist Gold<br />
Der Kunde sollte immer vor dem Hintergrund der<br />
wichtigsten Fakten entscheiden. <strong>Das</strong> geht aber nur,<br />
wenn diese bekannt sind. Transparenz wird dabei am<br />
wenigsten durch gut lesbare Bedingungen erreicht,<br />
denn das setzt voraus, dass Bedingungen überhaupt<br />
gelesen werden. Es muss vielmehr klar sein, wo<strong>für</strong> ein<br />
Produkt taugt und wo<strong>für</strong> nicht. Und man muss über<br />
Kosten reden. Zwar sind sie in vertretbarer Höhe an<br />
sich nicht das Problem, haben aber – front up eingerechnet<br />
– weitreichende Folgen.<br />
Eine niedrige Investitionsquote in den ersten Jahren<br />
kann Renditechancen verschenken, niedrige Rückkaufswerte<br />
machen unflexibel. Front up eingerechnete<br />
Kosten führen aktuell sogar dazu, dass Garantien<br />
bei kurzen Laufzeiten unterhalb der Beitragssumme<br />
liegen. <strong>Das</strong> sollte gut erklärt werden, sonst ist Ärger<br />
vorprogrammiert. Speziell die Kosten <strong>für</strong> Beratungs-<br />
und Vermittlungsleistungen sind eine Thema, das von<br />
der Branche zu lange nicht offen angesprochen wurde.<br />
Vermittlern und Verbrauchern muss klar sein, dass<br />
es sich bei Vorsorgefragen um langfristige Entscheidungen<br />
handelt, die Beratungsaufwand erfordern.<br />
Wer Zeit und Beratung bereitstellt, muss da<strong>für</strong> vergütet<br />
werden – in welcher Form auch immer. Dieser<br />
Realismus sollte künftig auch <strong>für</strong> die Abwägung von<br />
Rendite und Sicherheit in der Lebens- und Rentenversicherung<br />
gelten. „Alleskönner“ wird es nicht mehr<br />
geben. Wer als Kunde auf hohe Renditen setzt, sollte<br />
daher die Garantie auf ein <strong>für</strong> das eigene Sicherheitsbedürfnis<br />
zugeschnittenes Maß reduzieren können.<br />
Was die da<strong>für</strong> nötigen Garantiemodelle angeht, ist<br />
sich die Branche noch uneins und hüllt sich in Schweigen,<br />
wo sie besser offensiv spielen sollte. Tarifwerke<br />
liegen bereits in den Schubladen der Versicherer.<br />
Entscheidend ist nun, dass sie bald aus der Deckung<br />
kommen.<br />
Autor: Michael Franke, Geschäftsführer Franke und Bornberg GmbH<br />
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