Untitled - Hessisches Landestheater Marburg
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PRometHeus.<br />
die titanenscHlacHt<br />
von franZ füHmann (1922–1984)<br />
In EInEr büHnEnfaSSung von anETTE STraubE<br />
PrEmIErE 25. fEbruar 2011, büHnE<br />
rEgIE HanS-JocHEn mEnZEL<br />
Gaja, die Erde, und Uranos, der Himmel, haben<br />
sieben Söhne und sieben Töchter: die Titanen,<br />
die Urgötter und Herrscher über die Gestirne. Ursprünglich<br />
war die Macht zwischen ihnen geteilt.<br />
Doch nun sorgt der Titanenfürst Kronos, der<br />
alle Gewalt auf sich vereint hat, mit eiserner Faust<br />
für Ordnung. So ist das Chaos gebannt. Und<br />
so soll es auch, wenn es nach Kronos ginge, bis<br />
in alle Ewigkeit bleiben.<br />
Einer, der weiß, dass sich bald alles ändern<br />
wird, ist Prometheus, dem seine Großmutter<br />
die Gabe der Voraussicht geschenkt hat. Gaja<br />
prophezeit Kronos, dass er von seinen eigenen<br />
Kindern gestürzt werden wird. Kaum sind diese<br />
geboren, frisst der Titanenfürst sie daher alle<br />
auf. Allerdings schiebt ihm seine Frau anstelle<br />
des letzten Kindes, Zeus, einen goldenen Stein<br />
unter. Beschützt von Prometheus und Gaja,<br />
wächst Zeus versteckt auf der Erde auf. Schließ-<br />
lich befreit er die Geschwister und führt sie an<br />
im Kampf gegen das Titanengeschlecht. Mit<br />
dem Sieg der neuen Götter erfüllt sich Gajas<br />
Prophezeiung. Der Untergang der Titanen ist be-<br />
siegelt. Prometheus, Retter und Verbündeter<br />
des Zeus’, wird als einziger der Titanen nicht in<br />
der Unterwelt eingesperrt. Mit Zeus zusammen<br />
entwickelt er das Programm der neuen Göttergeneration:<br />
Pflichten und Rechte, Freiheit und<br />
Träume, Hoffnung und Spaß für alle. Doch als<br />
Prometheus nach Jahren wieder in den Himmels-<br />
palast zurückkehrt, stellt er fest, dass sich<br />
nicht viel geändert hat. Die Götter sind in ewigen<br />
40<br />
Streit und Intrigen verwickelt, jeder schläft mit<br />
jedem, und wie einst sein Vater Kronos bleibt<br />
Zeus nur durch Willkür und rohe Gewalt an der<br />
Macht. Zum Beweis seiner Überlegenheit verbrennt<br />
Zeus die Erde mit einer furchtbaren neuen<br />
Waffe, dem Blitz. Als Prometheus protestiert,<br />
wird er von Zeus verbannt. Und so schafft sich<br />
der letzte der Titanen, allein auf der Erde, einen<br />
Gefährten aus Lehm: den Menschen.<br />
Der Mythos von Prometheus ist einer der großen<br />
Stoffe der Literatur- und Kulturgeschichte. In<br />
Fühmanns »Prometheus. Die Titanenschlacht«<br />
haben wir es daher mit einer ausschnitthaften<br />
Vergrößerung des antiken Mythos zu tun, einem<br />
›Zoom‹, der den Blick vor allem auf die Ablösung<br />
der einen Götterordnung durch die andere<br />
richtet. Damit wird der Stoff zugleich auf ein<br />
Thema fokussiert, das Fühmann selbst ab Anfang<br />
der siebziger Jahre zunehmend beschäftigte:<br />
das der Macht, des Machtmissbrauchs und der<br />
Eigenverantwortlichkeit im Prozess politischer<br />
Veränderungen. Du musst was tun für Dein Glück,<br />
sagt Fühmanns Prometheus, und lässt den<br />
Worten geschickte, sorgfältig eingefädelte<br />
Taten folgen. So finden wir hier eine Prometheus-Figur,<br />
die vielleicht weniger Revolutionär<br />
oder Weltenschöpfer als vielmehr ein kluger<br />
Unterwanderer von Ordnungen ist – ein Außenseiter,<br />
der das eigene Glück im Selbsterschaffenen<br />
sucht.<br />
Autor<br />
Franz Fühmann war ein erfolgreicher<br />
Erzähler, Essayist, Kinder- und<br />
Drehbuchautor der DDR. Sein<br />
besonderes Interesse galt den<br />
Mythen, Sagen und Märchen des<br />
Altertums. In einer Reihe meisterhafter<br />
Nachdichtungen versuchte<br />
er, weltliterarische Stoffe wie das<br />
Nibelungenlied oder die Mythen<br />
der Antike vor dem Hintergrund der<br />
Gegenwart neu zu interpretieren<br />
und sie dabei zugleich auf ihr kritisches<br />
Potential hin zu überprüfen.<br />
Regie<br />
Der Puppenspieler, Autor, Regisseur<br />
und Dozent Hans-Jochen<br />
Menzel wurde 1956 im Erzgebirge<br />
geboren. Nach einer Lehre als<br />
Baufacharbeiter wurde er Puppenspielstudent<br />
in Ostberlin. Unter<br />
anderem arbeitete er als Gast<br />
am Deutschen Nationaltheater<br />
Weimar, am Maxim-Gorki Theater<br />
Berlin, am Schauspielhaus Zürich<br />
und am Schauspiel Frankfurt. Seit<br />
2003 ist Hans-Jochen Menzel<br />
Professor und Leiter der Abteilung<br />
Puppenspielkunst an der Hochschule<br />
für Schauspielkunst »Ernst<br />
Busch« Berlin.