Untitled - Hessisches Landestheater Marburg
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don juan<br />
oPEn aIr-SPEKTaKEL<br />
von moLIÈrE (1622–1673)<br />
PrEmIErE 17. JunI 2011, marKTPLaTZ<br />
rEgIE maTTHIaS faLTZ<br />
Für die Männer ist er ein Freigeist, ein Frauengewinner<br />
und Glücksjunge. Für die Damen das<br />
Ziel ihrer Eroberungen. Don Juan ist Gott, lebt<br />
kompromisslos und lässt die Mädchen fallen,<br />
selbst nach dem Termin vor dem Traualtar. Er ist<br />
getrieben von den Erwartungen an seine eigene<br />
Schöpfung, provoziert die Opfer zum Widerstand<br />
gegen seine Zerstörungswut und braucht den<br />
Affront zum Überleben. Vielleicht ist die Niederlage<br />
im fi nalen Kampf gegen die Moralvorstellungen<br />
der anderen nur die erhoffte Befreiung<br />
von seiner Angst vor dem Weib und die Flucht vor<br />
der eigenen Normalität.<br />
In einem Open Air-Spektakel muss der Spielort<br />
zum Mitspieler und wichtigen Baustein des<br />
Abends werden. Der <strong>Marburg</strong>er »Don Juan« wird<br />
vor dem historischen Rathaus an der Seite von<br />
Musikern und Artisten seinen Untergang lustvoll<br />
vorantreiben und prominenten Gegenspielern<br />
aus der obersten Rathausetage gegenüber<br />
stehen.<br />
48<br />
THEaTEr gEHörT InS frEIE!<br />
von Alexander Leiffheidt<br />
Den wohl kürzesten Kommentar zu diese Thema<br />
hat Thomas Mann in seinem Essay »Die künstlerischen<br />
und kulturellen Möglichkeiten des Freilichttheaters«<br />
verfasst, den wir hier gerne in<br />
voller Länge wiedergeben wollen: Leider fehlt es mir<br />
an Muße, Ihr Schreiben und Ihre Rundfrage ausführlicher<br />
zu beantworten. Ich muss mich darauf beschränken, zu<br />
versichern, dass ich der Idee des Freilichttheaters die<br />
herzlichste Sympathie entgegenbringe.<br />
Thomas Mann ging mit seiner Notiz, veröffentlicht<br />
im Jahre 1909 in der Zeitschrift »Die Freilicht-Bühne«,<br />
wahrscheinlich bewusst auf<br />
Abstand zu den Bemühungen einiger Zeitgenossen,<br />
ein germanisch gesinntes Naturtheater<br />
ins Leben zu rufen. Vom Völkischen abgesehen,<br />
dürfte Manns Interesse an dieser Theater- und<br />
Bühnenform aber durchaus echt gewesen sein.<br />
Das lässt sich ohne weiteres nachvollziehen,<br />
wenn man bedenkt, dass Theater im Freien immerhin<br />
die älteste und, kulturhistorisch betrach-<br />
tet, eigentlich auch die am weitesten verbreitete<br />
Theaterform der Welt ist. Von der Geburt des<br />
europäischen Dramas im antiken Griechenland<br />
bis zu den Wanderbühnen und Mysterienspielen<br />
des Mittelalters oder der Shakespeare-Bühne<br />
des 16. und 17. Jahrhunderts fand Theater beinahe<br />
immer schon unter freiem Himmel statt.<br />
Und wenn wir den Bogen noch weiter spannen,<br />
zum Beispiel bis zu den vorantiken Kultspielen<br />
der Ägypter oder den Faleaitu, den traditionellen<br />
Stehgreifkomödien der Samoaner, fi nden wir<br />
bei aller Unterschiedlichkeit von Bühnen, Darstellungsformen<br />
und Bedeutungen doch immer<br />
wieder eine Gemeinsamkeit: den offenen<br />
Himmel. In Indien, Japan und im fernen Osten<br />
gab es zwar schon von frühester Zeit an auch<br />
überdachte Theaterbauten. Zumindest aber<br />
was das abendländische Theater angeht, könnte<br />
man überspitzt formulieren: Theater gehört<br />
ins Freie!<br />
So, wie wir es heute kennen – im geschlossenen<br />
Raum, mit Bühne, Beleuchtung, Bestuhlung<br />
und Theatermaschinerie – gibt es das Theater<br />
erst seit einigen hundert Jahren. Der erste<br />
massive, abgeschlossene Theaterbau Europas