Thomas v. Aqu<strong>in</strong>: De rationibus fidei DIALOG: Christentum - Islam TEXT 10: Epilog De rat.Fidei, cap. 98 [98] Haec igitur sunt, quae ad praesens visa sunt, de propositis quaestionibus conscribenda; quae tamen alibi diligentius pertractata sunt 1 . Kommentar: 1 Vorwiegend <strong>in</strong> der Schrift Summa contra Gentiles. Michelangelo Buonarroti: Das Jüngste Gericht, Fresco, Vatikan, 1536-41 Lat. OLYMPIADE 2007/08 28 © Claudia-Mart<strong>in</strong>a Perkounig
Thomas v. Aqu<strong>in</strong>: De rationibus fidei DIALOG: Christentum - Islam Anhang I: ErgÄnzungstext zum „JÇngsten Gericht“ (Text 8) Michelangelos JÄngstes Gericht <strong>in</strong> der Sixt<strong>in</strong>ische Kapelle (Rom, Vatikan) – Beschreibung von Radio Vatikan im Orig<strong>in</strong>alwortlaut: Das Jüngste Gericht steht am Ende e<strong>in</strong>er langen Entwicklung dieses Themas, das gewöhnlich auf der E<strong>in</strong>gangswand von Kirchen dargestellt wurde, um den aus der Kirche Heraustretenden e<strong>in</strong>e letzte Mahnung mitzuteilen. Dass das Weltgericht <strong>in</strong> der Sixt<strong>in</strong>ischen Kapelle <strong>in</strong> aufrüttelnder Weise auf die Altarwand gemalt wurde, ist e<strong>in</strong>e Folge des Schocks, den Rom während des so genannten Sacco di Roma erlitten hat, den Plünderungen der Söldnertruppen von Karl V. im Jahr 1527. Diese Katastrophe war wie e<strong>in</strong> Letztes Gericht über die Stadt here<strong>in</strong>gebrochen <strong>und</strong> von vielen Römern genauso empf<strong>und</strong>en worden. Das Thema war also weitaus präsenter als die Aufnahme Mariens <strong>in</strong> den Himmel, die die Altarwand eigentlich zierte. Michelangelo durfte also se<strong>in</strong>er auf der Decke vergegenwärtigten Geschichte vom Anfang der Menschheit nun ihr Ende gegenüberstellen. Wie bei der Deckenbemalung g<strong>in</strong>g er dabei auch hier von der architektonischen Form aus, die unter den Gewölbezwickeln rechts <strong>und</strong> l<strong>in</strong>ks zwischen dem Sockel der Jonasfigur je e<strong>in</strong>e bogenfömige Erweiterung freigeben. Die <strong>in</strong>sgesamt etwa 200 Quadratmeter große Bildfläche wird so gleichsam <strong>in</strong> zwei Spalten aufgeteilt - l<strong>in</strong>ks wird die Auferstehung des Fleisches thematisiert; Engelsgestalten helfen den Menschen, aus der Erde heraus wieder aufzustehen. Wie <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Sog werden diese Menschen emporgehoben, zu e<strong>in</strong>em von Engeln getragenen Kreuz <strong>und</strong> den himmlischen Heerscharen. Auf der rechten Seite f<strong>in</strong>det die Gegenbewegung statt. Abstürzend <strong>und</strong> gedrückt können die Menschen nicht verh<strong>in</strong>dern, dass sie der Tiefe <strong>und</strong> den dort lauernden Teufeln entgegenstreben. In der Mitte des Riesenfreskos ist e<strong>in</strong>e absolut beherrschende Christusgestalt. Mit e<strong>in</strong>er entschiedenen Bewegung se<strong>in</strong>er Arme sche<strong>in</strong>t es, dass dieser Weltenherrscher die Sogwirkung zum Himmel herauf bzw. <strong>in</strong> die Hölle h<strong>in</strong>unter hervorruft oder zum<strong>in</strong>dest unterstützt. In Michelangelos Darstellung des Weltenrichtes erkennt man die Bewegung des Laokoon wieder. Nur die Bewegung der Be<strong>in</strong>e ersche<strong>in</strong>t seitenverkehrt gegenüber denen der berühmten Skulpturengruppe, bei deren Entdeckung am 30. Januar 1506 Michelangelo zugegen war. Alle Figuren des riesigen Freskos stehen überraschend plastisch, wie Skulpturen, vor e<strong>in</strong>em lapisblauen H<strong>in</strong>tergr<strong>und</strong>. 390 s<strong>in</strong>d es an der Zahl, e<strong>in</strong>ige von ihnen messen über zwei Meter. Das Bild war von Papst Clemens VII. <strong>in</strong> Auftrag gegeben worden. Dem Papst also, der sich während des Sacco di Roma nur mit Mühe <strong>in</strong> die Engelsburg retten konnte <strong>und</strong> den die Söldnertruppen so gerne gezwungen hätten, e<strong>in</strong> Konzil e<strong>in</strong>zuberufen, um die Trennung der Christenheit seit dem Wittenberger Thesenanschlag zu überw<strong>in</strong>den. Papst Clemens VII. zögerte genauso, wie Karl V. sich weigerte, ihn zu e<strong>in</strong>em derartigen Schritt zu zw<strong>in</strong>gen. Allerd<strong>in</strong>gs starb der Papst, bevor Michelangelo mit der Umsetzung se<strong>in</strong>es Auftrages anfangen konnte. Der Nachfolgerpapst, Paul III., bestätigte den Auftrag für das Jüngste Gericht <strong>und</strong> begann außerdem sehr bald mit den Vorbereitungen für das Konzil von Trient. Die Themen, die dort behandelt werden sollten, kl<strong>in</strong>gen <strong>in</strong> Michelangelos Darstellung vom Weltenende bereits an. Beispielsweise die Frage der Rechtfertigung. Michelangelo war überzeugt, dass neben der Gnade Gottes auch die Verdienstlichkeit des Menschen zu se<strong>in</strong>er Rettung beiträgt. Deshalb stellte er die Märtyrer alle mit ihren Marterwerkzeugen dar. Etwa Bartholomäus mit der abgezogenen Haut, der Michelangelo se<strong>in</strong>e eigenen Gesichtszüge verleiht. Oder Laurentius mit dem Rost, Kathar<strong>in</strong>a mit dem Rad <strong>und</strong> Sebastian mit dem Pfeil. Aber auch andere auf dem Konzil behandelte Themen, wie etwa die Verehrung Mariens werden hier betont. So darf Michelangelos Maria im Schatten ihres Sohnes ebenfalls <strong>in</strong> der Gloriole stehen. E<strong>in</strong>ige Figuren tragen das Porträt bekannter, zeitgenössischer Personen. E<strong>in</strong> Beispiel ist Biagio da Cesena, päpstlicher Zeremonienmeister. Er war Michelangelo unangenehm aufgefallen, als er sich abwertend über das noch nicht vollendete Bild des Jüngsten Gerichts äußerte: Es sei gegen alle Schicklichkeit. Soviel Nacktheit gehöre - wenn überhaupt - <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e Badestube oder e<strong>in</strong> Wirtshaus. Der Kunstkritiker Giorgio Vasari schreibt dazu: "Michelangelo malte den Zeremonienmeister, sobald er fort war, als M<strong>in</strong>os <strong>in</strong> der Hölle, die Be<strong>in</strong>e von e<strong>in</strong>er großen Schlange umw<strong>und</strong>en, umgeben von e<strong>in</strong>er Schar von Teufeln". Allerd<strong>in</strong>gs wurden Michelangelos Figuren im 16. Jahrh<strong>und</strong>ert dann doch so übermalt, dass die Körperlichkeit <strong>in</strong> den H<strong>in</strong>tergr<strong>und</strong> geriet <strong>und</strong> die Figuren mehr den Moralvorstellungen der Zeit entsprachen. Quelle: http://www.radiovaticana.org/tedesco/Vatikanlexikon/arte/cappella_sist<strong>in</strong>a_michealangelo.htm [Stand: 14.8.2007]. Lat. OLYMPIADE 2007/08 29 © Claudia-Mart<strong>in</strong>a Perkounig