Zu den Aufgaben der deutschen Friedensbewegung beim ... - DSS
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Bedrohliches tut. So blieben wir meistens unter uns. Unsere Kassandrarufe<br />
konnte die Öffentlichkeit gar nicht wahrnehmen, <strong>den</strong>n nur was in <strong>den</strong> Medien<br />
ist dringt ins öffentliche Bewußtsein. Die einflußreichen Medien - ganz zu<br />
schweigen vom beherrschen<strong>den</strong> Massenmedium Fernsehen - nahmen aber<br />
keine Notiz von dem, was wir, die Ergebnisse von Frie<strong>den</strong>sforschern aufnehmend,<br />
in <strong>den</strong> zahllosen Frie<strong>den</strong>sgruppen taten und dachten. Und ihre<br />
sträfliche Ignoranz logen die Meinungsmacher um in <strong>den</strong> Schlaf <strong>der</strong> Frie<strong>den</strong>sbewegung.<br />
Wieviele <strong>der</strong> Dresdner Bürger beispielsweise kennen <strong>den</strong>n die Sächsische<br />
Frie<strong>den</strong>sinitiative, und wer, außer <strong>den</strong> hun<strong>der</strong>t Teilnehmern, erfuhr je, was wir<br />
auf unseren Frie<strong>den</strong>ssymposien mitzuteilen hatten? Wir, die wir drin sind in<br />
<strong>der</strong> Frie<strong>den</strong>sbewegung, wissen aus unserem langjährigen <strong>Zu</strong>sammenwirken<br />
und unserer selbst entwickelten Kommunikation, wieviele Frie<strong>den</strong>sgruppen,<br />
Initiativen, Trägerkreise, Vereinigungen und Kampagnen es in <strong>der</strong> Bundesrepublik<br />
gibt und wieviele Menschen sich in ihnen gegen Kriegsrüstung und militärische<br />
Gewalt tatkräftig engagieren. Vor allem aber kennen wir das Frie<strong>den</strong>s<strong>den</strong>ken<br />
in seiner heutigen Ausprägung, die Konzepte für eine alternative<br />
Sicherheitspolitik <strong>der</strong> Abrüstung und zivilen Konfliktaustragung. Wir wissen,<br />
daß eine vielfältige und beweiskräftige geistige Auseinan<strong>der</strong>setzung mit dem<br />
Militarismus und <strong>der</strong> Kriegsideologie in ihren heutigen Erscheinungsformen<br />
geführt wird. Aber wer weiß es außer uns, wenn nahezu die gesamte Presse<br />
und die öffentlich-rechtlichen Medien ihrer Informationspflicht nicht nachkommen<br />
und das nach wie vor vitale Frie<strong>den</strong>s<strong>den</strong>ken totschweigen?<br />
„Reißen wir die Menschen aus dem Schlaf <strong>der</strong> Vernunft, <strong>der</strong> Ungeheuer gebiert!<br />
Wir wissen doch, was Krieg ist. Malen wir sie an die Wand, die Schrecken<br />
künftiger Kriege, damit wir ihnen entgehen!“ Das war meine Auffor<strong>der</strong>ung<br />
am Schluß unseres Siebenten Frie<strong>den</strong>ssymposiums im Vorkriegsmonat<br />
des Jahres 1999. Sie dramatisierte nichts. Das Dramatische war in <strong>der</strong> Situation<br />
begründet: Der Aktivierungsbefehl für <strong>den</strong> NATO-Angriff war gegeben,<br />
bestätigt vom neu gewählten Bundestag. General Klaus Naumann, Vorsitzen<strong>der</strong><br />
des Militärausschusses <strong>der</strong> NATO, hatte gerade erst hier in Dres<strong>den</strong> an<br />
<strong>der</strong> Offizierschule des Heeres Klartext geredet über die Diplomatie mit gewaltsamen<br />
Mitteln. Unwi<strong>der</strong>sprochen durfte General a.D. Kielmannsegg im<br />
Deutschlandfunk for<strong>der</strong>n, die NATO solle nicht ihre Politik <strong>der</strong> Nadelstiche<br />
fortsetzen, son<strong>der</strong>n <strong>der</strong> Kosovo-Konflikt sei nur lösbar mit massiven Luftangriffen<br />
und Bo<strong>den</strong>truppen. Das konnte je<strong>der</strong> hören, <strong>der</strong> es hören wollte. Und<br />
je<strong>der</strong> konnte wissen: Das ist die Gewöhnung <strong>der</strong> Öffentlichkeit an Krieg. Das<br />
ist die Rückkehr des gewöhnlichen Militarismus.<br />
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