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Zu den Aufgaben der deutschen Friedensbewegung beim ... - DSS

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nächste Akt, <strong>der</strong> <strong>den</strong> Konflikt mit Rußland verschärft und uns tiefer in einen<br />

Kalten Krieg stößt, wird die zweite Phase <strong>der</strong> Ostexpansion <strong>der</strong> NATO sein,<br />

mit <strong>der</strong> sich das westliche Militärbündnis direkt an die Grenzen <strong>der</strong> Russischen<br />

Fö<strong>der</strong>ation vorschiebt.<br />

Man kann angesichts dieser bedrohlichen Aussichten Dieter S. Lutz, wissenschaftlicher<br />

Direktor des Instituts für Frie<strong>den</strong>sforschung und Sicherheitspolitik<br />

an <strong>der</strong> Universität Hamburg, nur zustimmen, wenn er schreibt: „ Gemessen<br />

an <strong>der</strong> Jahrhun<strong>der</strong>tchance des Epochenbruchs von 1989/90 ist die Fortführung<br />

<strong>der</strong> NATO ein grundlegen<strong>der</strong> Fehler. Diese Feststellung muß um so<br />

mehr für die Ausweitung <strong>der</strong> NATO nach Osten gelten. Militärbündnisse wie<br />

NATO o<strong>der</strong> WEU umschließen - mit o<strong>der</strong> ohne Osterweiterung - immer nur<br />

einen Teil des europäischen Kontinents. Sie führen die Spaltung Europas in<br />

sichere und unsichere, stabile und instabile Zonen fort. Konflikte außerhalb<br />

ihrer Grenzen können sie nicht präventiv bearbeiten, wie das Beispiel des<br />

vormaligen Jugoslawien zeigt. Sie haben an<strong>der</strong>s als ein System kollektiver Sicherheit<br />

nicht die Mittel und Mechanismen hierfür.“ Aber nicht nur das, sie<br />

för<strong>der</strong>n geradezu ein politisches und militärisches Verhalten, wie wir es aus<br />

dem Kalten Krieg kennen, <strong>den</strong>n, wie Dieter S. Lutz weiter schreibt, „sind Militärbündnisse<br />

selbst ein latenter Faktor für Isolierungs- o<strong>der</strong> gar Bedrohungswahrnehmungen<br />

<strong>der</strong> von <strong>der</strong> Mitgliedschaft ausgeschlossenen Staaten.<br />

Gegen-Bündnisse, Rüstungseskalationen und Abschreckungs<strong>den</strong>ken können<br />

die Folge sein. Und wie die Realität zeigt: immer wie<strong>der</strong> Krieg.“ 7<br />

Die richtigen Erkenntnisse sind also durchaus vorhan<strong>den</strong> und wer<strong>den</strong> von<br />

renommierten Instituten und Persönlichkeiten öffentlich vertreten. Wi<strong>der</strong>stand<br />

gegen die eingeschlagene verhängnisvolle Entwicklung in <strong>der</strong> Lebensfrage<br />

von Frie<strong>den</strong> und Sicherheit formiert sich zuerst geistig und muß im<br />

Ringen um Einfluß auf die öffentliche Meinung ausgefochten wer<strong>den</strong>. Wir<br />

sollten die Kraft <strong>der</strong> Frie<strong>den</strong>sbewegung nicht so sehr daran messen, wieviele<br />

Menschen sie auf die Straße bringt, wieviele sich an Ostermärschen und an<strong>der</strong>en<br />

Aktionen beteiligen. Die Frie<strong>den</strong>sbewegung ist in erster Linie Träger einer<br />

geistigen Strömung. Sie ist existent, indem sie einen Platz besetzt im gesellschaftlichen<br />

Bewußtsein. Die Bewegung für <strong>den</strong> Frie<strong>den</strong> ist gebun<strong>den</strong> an die<br />

Präsenz von Frie<strong>den</strong>sbewußtsein. Dieses muß in <strong>den</strong> Köpfen sein als Bedürfnis<br />

und als ein Komplex von Werten, Wissen und Wollen. Je mehr Köpfe es<br />

erfaßt, je mehr es die Meinung von vielen prägt, um so stärker ist die Frie<strong>den</strong>skraft,<br />

die Einfluß auf Politik auszuüben vermag. Nur über ihren Einfluß<br />

auf die Politik kann sie etwas ausrichten für <strong>den</strong> Frie<strong>den</strong>.<br />

7 D. S. Lutz, Frie<strong>den</strong>sdienst als Son<strong>der</strong>weg, in: Freitag, Berlin, vom 17.10.1999, S. 12.<br />

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