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Zu den Aufgaben der deutschen Friedensbewegung beim ... - DSS

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und darunter nicht zuletzt auch die Existenz zweier deutscher Staaten. Heute<br />

wissen wir, daß sich im KSZE-Prozeß vor allem die Auflösung <strong>der</strong> Sowjetunion<br />

und <strong>der</strong> von ihr geführten politisch-ökonomischen und militärischen<br />

Bündnissysteme vollzog, was nicht nur das Ende <strong>der</strong> Block-Konfrontation<br />

zur Folge hatte, son<strong>der</strong>n mit dem Sieg des NATO-Imperialismus auch die<br />

Infragestellung <strong>der</strong> nach dem II. Weltkrieg in Europa entstan<strong>den</strong>en Staatsgrenzen.<br />

Vergangenheit - aus heutiger Sicht<br />

Die Beurteilung einer neuen Situation muß mit <strong>der</strong> erneuten Beurteilung jener<br />

beginnen, aus <strong>der</strong> die neue entstan<strong>den</strong> ist. Was müssen wir an unserer Einschätzung<br />

<strong>der</strong> vergangenen Situation im Frie<strong>den</strong>skampf vor allem hinterfragen<br />

- und gegebenenfalls korrigieren?<br />

Ich möchte das einmal auf einige Fragen zuspitzen: Ist <strong>der</strong> Krieg, auf dessen<br />

Verhin<strong>der</strong>ung wir über Jahrzehnte all unsere Anstrengungen konzentriert hatten,<br />

- ein alles vernichten<strong>der</strong> Raketenkernwaffenkrieg - nicht objektiv <strong>der</strong> unwahrscheinlichste<br />

Krieg gewesen? Aber: War nicht gerade die Angst vor einem<br />

Atomkrieg für sehr viele Menschen gerade in Deutschland das Hauptmotiv<br />

für ihr Engagement in <strong>der</strong> Frie<strong>den</strong>sbewegung? Warum haben wir so<br />

viele Kriege, die weit weg von uns stattfan<strong>den</strong>, einfach ignoriert o<strong>der</strong> - wie die<br />

sowjetische Intervention in Afghanistan - unter dem Gesichtspunkt einer<br />

geistigen Block-Disziplin regelrecht verdrängt. O<strong>der</strong> war es einfach unser eurozentrisches<br />

Denken und Fühlen, daß uns Kriege in an<strong>der</strong>en Regionen<br />

manchmal gar nicht wahrnehmen ließ? Welche Aufmerksamkeit hat etwa <strong>der</strong><br />

Golfkrieg I zwischen dem Irak und dem Iran (1980 - 1988 ) in unserem Frie<strong>den</strong>sengagement<br />

vor dem Golfkrieg II gefun<strong>den</strong>? O<strong>der</strong> die auch für unser<br />

heutiges Handeln noch grundsätzliche Frage: Was für ein Krieg war eigentlich<br />

<strong>der</strong> Kalte Krieg? Und - beinahe noch wichtiger: Was für ein Frie<strong>den</strong> war <strong>der</strong><br />

Frie<strong>den</strong> des Kalten Krieges? Was für ein Kräfteverhältnis lag ihm zugrunde<br />

und welche Freiräume für Kriege ließ er außerhalb <strong>der</strong> unmittelbaren Interessen<br />

<strong>der</strong> USA und <strong>der</strong> Sowjetunion?<br />

Da halte ich es schon für anregend, wenn <strong>der</strong> italienische Philosoph Umberto<br />

Eco 1997 schreibt: „Es ist heute eine intellektuelle Pflicht, die Unmöglichkeit<br />

des Krieges zu proklamieren. Auch wenn es keine alternative Lösung gibt. Allenfalls<br />

wäre daran zu erinnern, daß unser Jahrhun<strong>der</strong>t eine exzellente Alternative<br />

zum Krieg gekannt hat, nämlich <strong>den</strong> ‚Kalten Krieg‘. Sooft er auch Gelegenheit<br />

zu Greueln, Ungerechtigkeit, Intoleranz, lokalen Konflikten und diffusem<br />

Terror geboten hat - am Ende wird die Geschichte zugeben müssen,<br />

daß <strong>der</strong> Kalte Krieg eine sehr humane und relativ sanfte Lösung war, bei <strong>der</strong><br />

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