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NeueChorszene 11 - Ausgabe 2a/2009

Zeitschrift des Städtischen Musikvereins zu Düsseldorf e.V. Konzertchor der Landeshauptstadt Düsseldorf

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Konzertchor der Landeshauptstadt Düsseldorf

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Jahr zur Probe und brachte ihm jährlich<br />

50 Taler und freie Unterkunft auf der<br />

Moritzburg ein. Das Wohnrecht „unten<br />

bei dem Tor“ nahm er zwar nicht selbst<br />

wahr. Er blieb im väterlichen Hause<br />

wohnen, wo er für die Mutter und die<br />

beiden jüngeren Schwestern als einziger<br />

Mann quasi der Familienvorstand<br />

war, und verbesserte seine Einkünfte<br />

durch Vermietung seiner Dienstwohnung.<br />

Es ist erstaunlich, dass trotz des<br />

Konfessionsstreits Händel, der Lutheraner,<br />

bei der reformierten Gemeinde<br />

angestellt wurde oder umgekehrt, dass<br />

er diese Stelle überhaupt annahm. Das<br />

darf als früher Beweis für eine aufgeklärte<br />

christliche Geisteshaltung Händels<br />

gelten.<br />

Die Begegnung mit<br />

Georg Philipp Telemann<br />

In diese Zeit fällt auch 1702 die Begegnung<br />

mit dem vier Jahre älteren<br />

Georg Philipp Telemann. Händel galt<br />

damals schon als „wichtig“, so dass<br />

Telemann auf seiner Reise zum Jura-<br />

Studium nach Leipzig in Halle Station<br />

machte. Telemann hatte ein ähnliches<br />

Schicksal wie Händel und hatte sich<br />

gerade schweren Herzen dem Willen<br />

seiner Familie gebeugt und die Musik<br />

aufgegeben. Die Begegnung mit Händel<br />

hat ihn nach einer Notiz in seinen<br />

autobiographischen Skizzen wieder ins<br />

Wanken gebracht. In Leipzig jedenfalls<br />

nahm Telemann Musikunterricht bei<br />

dem dortigen Thomaskantor Johann<br />

Kuhnau und begann bald mit selbständiger<br />

Musikausübung. Die beiden jungen<br />

Musiker, die gegen den Willen der<br />

Elternhäuser ihre musikalische Ausbildung<br />

durchsetzen mussten, wurden<br />

10<br />

Sonderausgabe NC <strong>2a</strong> / 09<br />

für ihr ganzes Leben lang gute Freunde.<br />

In Halle und Leipzig besuchten sie<br />

sich gegenseitig. Sie teilten beide die<br />

Begeisterung für die neue Kunstform<br />

Oper, für die Telemann schon 12jährig<br />

eine erste Komposition gefertigt hatte.<br />

Jetzt untersuchten sie gemeinsam,<br />

wie Lieder und Arien von einem guten<br />

Opernkomponisten zu erfinden waren.<br />

Auf zur Oper nach Hamburg<br />

Die Karriere eines Kirchenmusikers<br />

mit ihren wiederkehrenden, an das Kirchenjahr<br />

festgefügten Verpflichtungen<br />

scheint auf Händel wenig verlockend<br />

gewirkt zu haben. Dem freiheitlichen<br />

Geist des jugendlichen Händel wird<br />

auch der in das Zeremoniell eingebundene,<br />

auf die Gunst des Herrschers angewiesene<br />

Dienst eines Musikers bei<br />

Hofe nicht erstrebenswert erschienen<br />

sein. Da bot die glänzende Welt der<br />

Oper einem jungen Musiker, der den<br />

aus Italien importierten musikalischen<br />

Neuerungen gegenüber aufgeschlossen<br />

war, ganz andere Chancen. Halle<br />

war da nur musikalische Provinz. Nach<br />

seinem Probejahr als Domorganist zog<br />

es Händel in die Ferne. Und das beste<br />

deutsche Opernhaus war in der freien<br />

Reichs- und Hansestadt Hamburg. Es<br />

war das erste bürgerliche Opernhaus<br />

Deutschlands und nicht nur einem ausgesuchten<br />

Publikum, wie bei den Opern<br />

an Fürstenhöfen, zugänglich. „Wer in<br />

der Musik etwas außerordentliches hören<br />

wollte, kam nach Hamburg.“ Die<br />

Stadt war ein Zentrum der Orgelkunst<br />

und schon seit 1660 veranstaltete das<br />

Collegium musicum wöchentliche Konzerte.<br />

Also: Auf nach Hamburg; hier<br />

konnte ein aufstrebender Musiker wie

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