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NeueChorszene 11 - Ausgabe 2a/2009

Zeitschrift des Städtischen Musikvereins zu Düsseldorf e.V. Konzertchor der Landeshauptstadt Düsseldorf

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gesetzt worden. Es entspann sich bei<br />

einer Aufführung eine Kontroverse zwischen<br />

Händel und Mattheson darüber,<br />

dass Händel den Platz am Cembalo<br />

räumen und wie üblich Mattheson<br />

überlassen sollte. Wenn Mattheson<br />

seine Rolle als Sänger in der von ihm<br />

komponierten Oper zu Ende geführt<br />

hatte, übernahm er vom Cembalo aus<br />

die Leitung der Aufführung. Diesmal<br />

widersetzte sich Händel. Der Streit eskalierte<br />

derart, das sich beide vor der<br />

Oper mit dem Degen duellierten. Das<br />

Duell hätte beinahe Händel das Leben<br />

gekostet, wenn nicht Matthesons Degenstoß<br />

- nach der einen Version - von<br />

einem breiten Metallknopf an der Jacke<br />

Händels abgelenkt, - nach einer anderen<br />

Version - von einer dicken Partitur<br />

in der Brusttasche von Händels Jacke<br />

aufgefangen worden wäre. Durch Vermittlung<br />

angesehener Personen renkte<br />

sich das Verhältnis der beiden wieder<br />

ein und bald dinierten sie wieder miteinander.<br />

Ob aber die Behauptung<br />

Matthesons stimmt, sie wären danach<br />

bessere Freunde gewesen als zuvor,<br />

darf anhand der unterkühlten und auf<br />

Abstand bedachten späteren Briefe<br />

Händels aus London zu Recht bezweifelt<br />

werden.<br />

Händel wird Opernkomponist<br />

Durch einen etwas zweifelhaften<br />

Glücksfall hatte Händel die Möglichkeit,<br />

schon bald nach diesem Aufsehen erregenden<br />

Zwischenfall sein Talent als<br />

Opernkomponist unter Beweis zu stellen.<br />

Der oben erwähnte Operndirektor<br />

und Komponist Reinhard Keiser musste<br />

im Sommer 1704 vor seinen Gläubigern<br />

fliehen. Er überließ Händel das<br />

12<br />

Sonderausgabe NC <strong>2a</strong> / 09<br />

Libretto zu einer neuen Oper „Almira“.<br />

Keiser hatte zu dem Intrigendrama mit<br />

Balletteinlagen nach französischem<br />

Vorbild schon einen Prolog komponiert.<br />

Diese erste Oper Händels hatte am 8.<br />

Januar 1705 in Hamburg Premiere. Sie<br />

wurde mit zwanzig Aufführungen zu einem<br />

großen Erfolg. Die nächste Oper<br />

Händels, „Nero“, die bereits sechs Wochen<br />

später, am 25. Februar, herauskam,<br />

war mit drei Aufführungen weniger<br />

erfolgreich. Der Misserfolg wurde aber<br />

dem schlechten Libretto zugeschrieben,<br />

während Händels Musik allgemein<br />

Anerkennung fand. Das beflügelte Händel,<br />

gleich ein neues Projekt in Angriff<br />

zu nehmen. Diese Komposition geriet<br />

aber mit über hundert Musiknummern<br />

so lang, dass man sie in zwei Teile zerlegte<br />

und erst 1708 als „Der beglückte<br />

Florindo“ und „Die verwandelte Daphne“<br />

uraufführte. Da weilte Händel aber<br />

schon längst nicht mehr in Hamburg.<br />

Außer einer Abschrift der Partitur von<br />

„Almira“ sind die anderen genannten<br />

Opernpartituren verschollen.<br />

Die Situation der Oper in Hamburg<br />

war schwierig geworden. Pietistische<br />

Gruppen bezeichneten die prunkvolle<br />

Oper als Satanswerk und forderten<br />

deren Abschaffung. Das vergnügungssüchtige<br />

Publikum dagegen wünschte<br />

sich mehr seichte Unterhaltung.<br />

Dazu kamen öffentlich ausgetragene<br />

Auseinandersetzungen zweier Fraktionen,<br />

die bis heute die Kulturindustrie<br />

beschäftigen. Während die einen aus<br />

kommerziellen Gründen bedenkenlos<br />

nur den Massengeschmack bedienen<br />

wollten, forderten die anderen kompromisslos<br />

nur künstlerisch Hochwertiges.<br />

Neben verwaltungstechnischen<br />

Schwierigkeiten hatte das Opernhaus

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