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NeueChorszene 11 - Ausgabe 2a/2009

Zeitschrift des Städtischen Musikvereins zu Düsseldorf e.V. Konzertchor der Landeshauptstadt Düsseldorf

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38<br />

Teil 2:<br />

G. F. Händel und Israel in Egypt<br />

Das englische Oratorium -<br />

eine neue musikalische Form<br />

Durch die Aufregungen und Arbeitsbelastungen<br />

Händels im Kampf um das<br />

Fortbestehen seines Opernunternehmens<br />

und dessen schlussendlichen<br />

Bankrott erlitt er 1737 einen Schlaganfall<br />

mit Lähmungserscheinungen. Bei<br />

einem Kuraufenthalt in Burtscheid bei<br />

Aachen erholte sich Händel aber bald<br />

wieder völlig und fand zu seiner alten<br />

Produktivität zurück. Er glaubte zwar<br />

noch immer an den Erfolg der italienischen<br />

Oper. Er brachte auch noch<br />

einige Opern heraus. Doch das Publikumsinteresse<br />

wurde immer geringer.<br />

Am 10. Februar 1741 war die letzte<br />

Opernaufführung Händels mit der Oper<br />

„Deidemia“ am Lincolns Inn Fields Theatre.<br />

Seit 1736 stellte Händel dem Londoner<br />

Publikum etwas Neues, bisher<br />

Unbekanntes vor: das englische Oratorium.<br />

Ab 1738 veranstaltete Händel nur<br />

noch nur noch reine Oratoriensaisons.<br />

Die Oratorien-Aufführungen waren<br />

zum Einen durch ihren englischen Text<br />

sehr beliebt. Hinzu kam eine innenpolitische<br />

Dimension. Die Begeisterung galt<br />

nicht zuletzt dem Manne, der mit seinen<br />

Werken auf die die damalige englische<br />

Gesellschaft existenziell berührenden<br />

politisch-militärischen Ereignisse Bezug<br />

nahm. Großbritannien befand sich<br />

über Jahrzehnte fast immer im Krieg mit<br />

Spanien und Frankreich, der auf See,<br />

auf dem europäischen Festland oder in<br />

den überseeischen Kolonien ausgetragen<br />

wurde. Seit 1739 musste es die im<br />

Sonderausgabe NC <strong>2a</strong> / 09<br />

17. Jahrhundert errungenen persönlichen<br />

Freiheits- und Bürgerrechte gegen<br />

bewaffnete Interventionen des früheren<br />

Königshauses Stuart, das in Schottland<br />

einen Aufstand anzettelte, verteidigen.<br />

Händel, der seit dem 10. 2.1727 britischer<br />

Staatsbürger war, stand unmissverständlich<br />

auf Seiten der englischen<br />

Nation und ihres derzeitigen hannoverischen<br />

Königshauses 38 . Für die Engländer,<br />

die ihre Situation mit der des von<br />

Feinden umringten israelitischen Volkes<br />

verglichen und sich selbst wegen<br />

ihrer in Europa einmaligen bürgerlichdemokratischen<br />

Errungenschaften und<br />

wegen ihres wachsenden Wohlstandes<br />

aufgrund der merkantilen Kolonialpolitik<br />

als „auserwählte Nation’“ empfanden,<br />

waren Händels Oratorien mit den<br />

alttestamentlichen Stoffen besonders<br />

aktuell.<br />

Sonst waren die Oratorien Opern mit<br />

anderen Mitteln. Sie wurden in Theatern<br />

und Konzertsälen aufgeführt und<br />

dienten vorrangig der Unterhaltung.<br />

Die alten Sitten, wonach während der<br />

Vorstellung geredet, getrunken, gegessen<br />

und geraucht wurde, änderten<br />

sich nicht. Die Abfolge von Gesangs-<br />

und Chornummern wurde beibehalten.<br />

Dass die Handlung nicht szenisch aufgeführt<br />

wurde, kam den beschränkten<br />

Finanzmitteln entgegen.<br />

38 Besonders nachvollziehbar z. B. bei dem Dettinger<br />

Te Deum (HWV 283) mit Bezug auf den<br />

Sieg bei Dettingen im österreichischen Erbfolgekrieg<br />

am 27.6.1742 und an der Feuerwerksmusik<br />

(HWV 351), die für die große Friedensfeier<br />

am 22. 4. 1749 im Londoner Green Park aus<br />

Anlass des Aachener Friedens vom 18.10. 1748,<br />

der den Österreichischen Erbfolgekrieg und<br />

damit die Intervention gegen Großbritannien<br />

beendete.

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