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Michael Liska Ein Vergleich der rumänischen und bulgarischen Juden

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40<br />

ordnung vom 16. November 1940, die die schrittweise Entlassung aller beschäftigten<br />

<strong>Juden</strong> in privaten Handels- <strong>und</strong> Industriebetrieben vorschrieb. 81 Die Enteignungen<br />

<strong>und</strong> Entlassungen wurden unter dem Synonym „Rumänisierung“ durchgeführt. Die<br />

Verwendung des Synonyms anstelle <strong>der</strong> sonst üblichen Bezeichnung „Arisierung“ ist<br />

nicht ohne Bedeutung. Rumäniens Wirtschaft <strong>und</strong> Großindustrie lebte von ausländischen<br />

Investoren, die meisten kleineren Betriebe gehörten ethnischen Min<strong>der</strong>heiten,<br />

nicht nur <strong>Juden</strong>, son<strong>der</strong>n auch Ungarn <strong>und</strong> Deutschen. Rumänisierung bedeutete, daß<br />

<strong>der</strong> Gewinn aus den Enteignungen nur den Rumänen zufloß. Es bedeutete aber weiters,<br />

daß neben den <strong>Juden</strong> auch an<strong>der</strong>e schwache Min<strong>der</strong>heiten, wie z.B. Griechen<br />

<strong>und</strong> Albaner, den Enteignungen zum Opfer fallen konnten. Zur Verwaltung <strong>der</strong> enteigneten<br />

jüdischen Vermögenswerte wurde am 2. Mai 1941 ein „Hauptamt für Rumänisierung“<br />

geschaffen, 82 das in die beschlagnahmten jüdischen Unternehmen<br />

„Kommissare für Rumänisierung“ einsetzte. Dieses Amt vermietete <strong>und</strong> verpachtete<br />

den ehemals jüdischen Besitz an Rumänen. In erster Linie wurde damit bezweckt,<br />

den Staatshaushalt von <strong>der</strong> Fürsorge für die etwa 250.000 <strong>rumänischen</strong> Flüchtlinge<br />

aus den abgetretenen Gebieten zu entlasten.<br />

Zur Genauigkeit <strong>der</strong> <strong>Ein</strong>haltung <strong>der</strong> <strong>Juden</strong>gesetze bemerkte ein Professor <strong>der</strong><br />

Rechtswissenschaften an <strong>der</strong> Universität Bukarest: „Die Durchführung dieses Dekretes<br />

wurde jedenfalls sehr streng gehandhabt, so daß es heute keine <strong>Juden</strong> mehr in<br />

öffentlichen Ämtern gibt, <strong>und</strong> auch nicht im Unterrichtswesen, mit Ausnahme jüdischer<br />

Schulen, jüdischer Theater – welche noch nicht bestehen – , in <strong>der</strong> Advokatur<br />

o<strong>der</strong> im ärztlichen Beruf nur für die Verteidigung <strong>der</strong> Interessen ihrer Glaubensgenossen<br />

<strong>und</strong> zur Sicherung <strong>der</strong> jüdischen Personen.“ 83<br />

5) Die Beteiligung am Holocaust<br />

5.1) Bulgarien<br />

5.1.1) Das Kommissariat für <strong>Juden</strong>fragen (KEV) <strong>und</strong> die<br />

Vorbereitung <strong>der</strong> Deportationen<br />

Die Hauptverantwortlichen für das Schicksal <strong>der</strong> <strong>bulgarischen</strong> <strong>Juden</strong> waren<br />

deutscherseits <strong>der</strong> Gesandte Beckerle, <strong>der</strong> Berater für <strong>Juden</strong>fragen Dannecker <strong>und</strong><br />

<strong>der</strong> Polizeiattaché Hoffmann. <strong>Ein</strong> Polizeiattaché war das Gegenstück zum Militärat-<br />

81ebenda. 82LEMKIN Raphael, Axis Rule in Occupied Europe, Washington 1944, S.563.<br />

83Dr. Alexianu (Vorname unbekannt), Das internationale Privatrecht <strong>und</strong> Fremdenrecht in Rumänien, in: Zeitschrift für<br />

osteuropäisches Recht, Neue Folge Jahrgang 10, Berlin 1943, S 164.

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