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Michael Liska Ein Vergleich der rumänischen und bulgarischen Juden

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mehrmals in Riga. Dieser Massenmord wurde dann als „Lynchjustiz“ getarnt. Die<br />

deutsche Wochenschau vom 19. bis 26. Juli 1941 zeigte eine solche Lynchexekution.<br />

Aus dem Bericht des Sicherheitsdienstes über die Aufnahme durch die Bevölkerung:<br />

‘Die Lynchjustiz <strong>der</strong> Rigaer Bevölkerung an den <strong>Juden</strong> wurde mit aufmunternden<br />

Ausrufen begleitet!’.“ 144<br />

Auf dem Weg nach Osten trafen die <strong>Ein</strong>satzkommandos auf immer weniger <strong>Juden</strong>.<br />

Das hatte zwei Gründe: zum einen hatten sie die dichtesten jüdischen Siedlungsgebiete<br />

bereits hinter sich gelassen, zum an<strong>der</strong>en flohen immer mehr <strong>Juden</strong> vor<br />

den anrückenden Deutschen. <strong>Ein</strong> Teil wurde von den Sowjets evakuiert, <strong>der</strong> an<strong>der</strong>e<br />

floh auf eigene Faust. So meldete die <strong>Ein</strong>satzgruppe C am 12. September 1941: „Bei<br />

den <strong>Juden</strong> scheint sich auch jenseits <strong>der</strong> Front herumgesprochen zu haben, welches<br />

Schicksal sie bei uns erwartet.“ Bis zu 90 Prozent <strong>der</strong> <strong>Juden</strong> waren aus ihrem<br />

<strong>Ein</strong>satzgebiet geflohen. Derartige Berichte begannen sich im Herbst 1941 zu häufen.<br />

Dennoch gingen die meisten <strong>Juden</strong> ihren Häschern ins Netz. <strong>Ein</strong>satzgruppe A tötete<br />

bis 15. Oktober 1941 125.000, <strong>Ein</strong>satzgruppe B bis 14. November 1941 45.000 <strong>Juden</strong>.<br />

<strong>Ein</strong>satzgruppe C meldete am 3. November 1941 75.000, <strong>Ein</strong>satzgruppe D am<br />

12. Dezember 1941 55.000 Getötete. 145<br />

Die <strong>Ein</strong>satzgruppe D drängte auch die <strong>rumänischen</strong> Befehlshaber zur Konzentration<br />

<strong>und</strong> Ghettoisierung <strong>der</strong> <strong>Juden</strong> in ihrem Gebiet. Anfang Juli gab Antonescu<br />

bekannt, er sei „für die zwangsweise Umsiedlung des gesamten <strong>Juden</strong>tums aus Bessarabien<br />

<strong>und</strong> <strong>der</strong> Bukowina, das über die Grenze geworfen werden muß. Ich bin<br />

auch für die zwangsweise Umsiedlung des Ukrainertums, das zu diesem Zeitpunkt<br />

hier nichts mehr zu suchen hat … In unserer Geschichte gibt es keinen günstigeren<br />

Moment hierfür.“ 146 Am 8. Juli ordnete daher <strong>der</strong> Befehlshaber <strong>der</strong> Polizei in Bessarabien<br />

die Verhaftung aller <strong>Juden</strong> in seinem Gebiet an. Gegen Ende Juli begann man<br />

auf Eigeninitiative mit <strong>der</strong> Abschiebung von etwa 30.000 <strong>Juden</strong> aus Bessarabien<br />

nach Osten über den Dnjestr ins deutsch besetzte Gebiet <strong>der</strong> Ukraine. Dort wurden<br />

die <strong>Juden</strong> ihrem Schicksal überlassen. Den Deutschen war das aber ein Dorn im<br />

Auge, da man fürchtete, die <strong>Juden</strong> könnten für die vorrückende Wehrmacht eine Gefahr<br />

im Rücken bilden. <strong>Ein</strong> Teil <strong>der</strong> 11. Armee versuchte deshalb, den Fluß abzuriegeln.<br />

So wurden die <strong>Juden</strong> über den Dnjestr hin <strong>und</strong> her getrieben. Viele von ihnen<br />

144ZENTNER Christian, Illustrierte Geschichte des Dritten Reiches, München 1983, S 331–332.<br />

145RSHA IV-A-1, Ereignismeldung USSR Nr.81, 12.9.1941, Dokument bei den Nürnberger Prozessen NO-3154;<br />

HILBERG Raul, Die Vernichtung <strong>der</strong> europäischen <strong>Juden</strong>, Band 2, Frankfurt am Main 1993, S 309–310.<br />

146ZACH Krista, Rumänien, in: BENZ Wolfgang, Dimension des Völkermords, Die Zahl <strong>der</strong> jüdischen Opfer des<br />

Nationalsozialismus, München 1991, S 399 (Übersetzung aus dem Rumänischen).

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