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Michael Liska Ein Vergleich der rumänischen und bulgarischen Juden

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Aber auch finanziell wurden die <strong>Juden</strong> ausgebeutet. Zum ersten wurden die<br />

Männer im wehrfähigen Alter mit einer Militärsteuer zur Kasse gebeten, gleichgültig,<br />

ob sie Arbeitsdienst leisteten o<strong>der</strong> nicht. Ab dem 21. Lebensjahr hatten alle eine<br />

zusätzliche Abgabe zu entrichten, die sich an <strong>der</strong> Höhe <strong>der</strong> <strong>Ein</strong>kommenssteuer orientierte.<br />

Bei beiden Abgaben zahlte man in <strong>der</strong> jüngsten Altersgruppe am meisten,<br />

mit zunehmenden Alter nahm die Summe etwas ab. Für die Staatskasse war <strong>der</strong> Freikauf<br />

<strong>der</strong> <strong>Juden</strong> vom Zwangsarbeitsdienst lukrativer als <strong>der</strong> Arbeitseinsatz, da sich die<br />

einmalige Zahlung nach <strong>der</strong> Höhe <strong>der</strong> <strong>Ein</strong>kommenssteuer richtete. Mit <strong>der</strong> Begründung<br />

<strong>der</strong> Finanzierung <strong>der</strong> Wie<strong>der</strong>einglie<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> neuen Provinzen Bessarabien<br />

<strong>und</strong> Bukowina wurde den <strong>Juden</strong> eine weitere Abgabe abverlangt. Es war dies eine<br />

Zwangsanleihe, <strong>der</strong>en Nominalwert für insgesamt 2 Milliarden Lei festgelegt wurde.<br />

Die Rumänen mußten ebenfalls für die Wie<strong>der</strong>einglie<strong>der</strong>ung eine Steuer bezahlen,<br />

die aber nur ein Viertel dessen betrug, was man von den <strong>Juden</strong> kassierte. Im Frühjahr<br />

1943 kam dann noch eine Son<strong>der</strong>abgabe in <strong>der</strong> Höhe von vier Milliarden Lei hinzu,<br />

die aber wegen bereits erfolgten Zahlungen nicht mehr entrichtet werden konnte.<br />

Insgesamt wurden nur etwa 1,7 Milliarden eingenommen. Alle jüdischen Son<strong>der</strong>abgaben<br />

flossen in außerbudgetäre Ausgaben, z.B. Gratiszigaretten für die Soldaten.<br />

Ab dem Herbst 1941 wurden auch persönliche Habseligkeiten beschlagnahmt. Die<br />

Ergebnisse <strong>der</strong> Klei<strong>der</strong>sammlungen kamen hauptsächlich <strong>der</strong> Armee zugute. 160<br />

Die wirtschaftlichen Maßnahmen gegen die <strong>Juden</strong> waren Anliegen <strong>der</strong> Rumänen<br />

selbst, für die Erfindung von überhöhten Zusatzsteuern benötigte man keine<br />

Hilfe durch die Deutschen. Mit <strong>der</strong> Konzentration <strong>der</strong> <strong>Juden</strong> verhielt es sich an<strong>der</strong>s.<br />

Die Entlassungen <strong>der</strong> <strong>Juden</strong>, die Konfiskation <strong>und</strong> die Steuern brachten einen sofortigen<br />

kurzfristigen Gewinn. Die Konzentration war aber ein methodischer Schritt, <strong>der</strong><br />

von den Deutschen gefor<strong>der</strong>t <strong>und</strong> von den „Experten“ als unbedingt notwendig für<br />

die weitere Intensivierung des Vernichtungsprozesses betrachtet wurde. Dazu boten<br />

sie ihre Hilfe an. Ende 1941 stattete <strong>der</strong> <strong>Juden</strong>berater <strong>der</strong> SS, Richter, gemeinsam mit<br />

dem <strong>rumänischen</strong> Bevollmächtigten für jüdische Angelegenheiten dem Vizepräsidenten<br />

des Ministerrates, Mihai Antonescu, einen Besuch ab. Die beiden überzeugten<br />

letzteren von <strong>der</strong> Errichtung eines <strong>Juden</strong>rates. Sofort wurde <strong>der</strong> bisherige Verband<br />

<strong>der</strong> <strong>Juden</strong> in Rumänien aufgelöst <strong>und</strong> ein neuer Rat, die Centrala Evreilor din<br />

Romania, eingesetzt. Der Präsident des bisherigen Verbandes wurde durch einen<br />

nominellen Präsidenten abgelöst. Es war dies Henry Streitmann, ein Jude, <strong>der</strong> seltsamerweise<br />

prodeutsch eingestellt war. Er hatte aber keinen <strong>Ein</strong>fluß auf die weiteren<br />

160 HILBERG Raul, Die Vernichtung <strong>der</strong> europäischen <strong>Juden</strong>, Band 2, Frankfurt am Main 1993, S 839–840.

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