28.09.2013 Aufrufe

Michael Liska Ein Vergleich der rumänischen und bulgarischen Juden

Michael Liska Ein Vergleich der rumänischen und bulgarischen Juden

Michael Liska Ein Vergleich der rumänischen und bulgarischen Juden

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

76<br />

men gegen die <strong>Juden</strong> zu setzen, ausnutzen. Die deutsche Botschaft in Bukarest ersuchte<br />

daher im November 1941, zum Höhepunkt <strong>der</strong> Vertreibungen in Transnistrien,<br />

daß die rumänische Regierung offen ihr Desinteresse am Schicksal <strong>der</strong> <strong>rumänischen</strong><br />

<strong>Juden</strong> in Deutschland bek<strong>und</strong>e. Sie das auch tat vorbehaltlos. 164 Auf deutscher<br />

Seite nahm man an, daß dies automatisch für die <strong>rumänischen</strong> <strong>Juden</strong> in den besetzten<br />

Gebieten gelte. Diese Annahme sollte sich als falsch herausstellen. In weiterer<br />

Folge hagelte es Proteste <strong>und</strong> Interventionen <strong>der</strong> <strong>rumänischen</strong> Konsulate <strong>und</strong> <strong>der</strong><br />

Botschaft in Berlin, als es zu Übergriffen auf die <strong>rumänischen</strong> <strong>Juden</strong> beispielsweise<br />

im tschechischen Protektorat kam. In zahlreichen Unterredungen <strong>und</strong> Verhandlungen<br />

versuchten die Deutschen, den Wi<strong>der</strong>stand gegen die Deportation rumänischer <strong>Juden</strong><br />

zu brechen. Es dauerte bis August 1942, ehe die rumänische Regierung zustimmte. 165<br />

Als es im November 1941 zu den ersten Deportationen rumänischer <strong>Juden</strong> aus<br />

dem Reich kam, blieben die <strong>Juden</strong> in Rumänien selbst verschont. Die Deutschen<br />

konnten die Abschiebung jener noch nicht verlangen, da es noch keine Vernichtungslager<br />

gab. Diese wurden überwiegend erst im Frühjahr 1942 in Betrieb genommen,<br />

<strong>und</strong> die Konzentrationslager im Generalgouvernement waren zum Bersten voll.<br />

So kam es zu einer Zeit, als die Rumänen höchstwahrscheinlich bereitwillig <strong>der</strong> Abschiebung<br />

zugestimmt hätten, zu einer Verzögerung von einigen Monaten. In dieser<br />

Zeit versuchten viele <strong>Juden</strong> zu flüchten, da es in Rumänien keine Ausreisebeschränkungen<br />

für <strong>Juden</strong> gab. Doch saßen sie auch hier fest, da sie sich die Ausreise nicht<br />

leisten konnten. Auch war die britische Verwaltung nicht bereit, zu helfen, da sie für<br />

den Fall <strong>der</strong> <strong>Ein</strong>wan<strong>der</strong>ung von etwa 300.000 <strong>rumänischen</strong> <strong>Juden</strong> nach Palästina<br />

Nachteile für die dortige arabische Bevölkerung <strong>und</strong> in weiterer Folge Unruhen befürchtete.<br />

166<br />

Ende Juli 1942 meldete das Referat IV B 4 (Eichmann) einen Durchbruch in<br />

den Verhandlungen mit den Rumänen durch Hauptsturmführer Richter. „Die Vorbereitungen<br />

in politischer <strong>und</strong> technischer Hinsicht in bezug auf die Lösung <strong>der</strong> <strong>Juden</strong>frage<br />

in Rumänien sind durch den Beauftragten des Reichssicherheitshauptamtes<br />

so weit abgeschlossen, daß mit dem Anlaufen <strong>der</strong> Evakuierungstransporte in Zeitkürze<br />

begonnen werden kann. Es ist vorgesehen, die <strong>Juden</strong> aus Rumänien, beginnend<br />

etwa mit dem 10.9.1942, in laufenden Transporten nach dem Distrikt Lublin zu<br />

verbringen, wo <strong>der</strong> arbeitsfähige Teil arbeitseinsatzmäßig angesetzt wird, <strong>der</strong> Rest<br />

164Bericht Killingers an das Auswärtige Amt vom 13. November 1941, Dokument bei den Nürnberger Prozessen NG-<br />

3990.<br />

165Bericht Luthers an Ribbentrop vom 17. August 1942, Dokument bei den Nürnberger Prozessen NG-2198.<br />

166HILBERG Raul, Die Vernichtung <strong>der</strong> europäischen <strong>Juden</strong>, Band 2, Frankfurt am Main 1993, S 844–845.

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!