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Michael Liska Ein Vergleich der rumänischen und bulgarischen Juden

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94<br />

im Oktober 1946 die Macht durch einen Putsch übernahmen, schwand auch <strong>der</strong> Wi<strong>der</strong>stand<br />

<strong>der</strong> Kommunisten gegen die Auswan<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> <strong>Juden</strong>. Sie galten durch die<br />

Unterstützung aus den Vereinigten Staaten als mögliche Gefahr für den „sozialistischen“<br />

Staat. 1946 <strong>und</strong> 1947 nahm die jüdische Emigration nach Palästina stark zu,<br />

so daß die Briten die <strong>Ein</strong>wan<strong>der</strong>ung beschränken mußten. 1948 unterstützte Bulgarien<br />

gemeinsam mit den an<strong>der</strong>en kommunistischen Staaten die Ausrufung eines jüdischen<br />

Staates in Palästina sowie den Teilungsplan <strong>der</strong> UNO. Als <strong>der</strong> Staat Israel am<br />

14. Mai 1948 ausgerufen wurde, erkannte ihn Bulgarien sofort an. Die kommunistische<br />

Regierung stellte es den <strong>Juden</strong> vollkommen frei, nach Israel auszuwan<strong>der</strong>n, was<br />

die meisten auch taten. Für einen kommunistischen Staat war diese Aktion einmalig,<br />

da diese Staaten sonst eher ein Gefängnis für ihre <strong>Ein</strong>wohner waren. Sie hatte mehrere<br />

auch für die Bulgaren positive Auswirkungen: erstens wurde <strong>der</strong> Staat Israel beträchtlich<br />

gestärkt (über 40.000 bulgarische Immigranten) <strong>und</strong> damit die Briten brüskiert,<br />

<strong>und</strong> zweitens wurde Bulgarien von seiner Pflicht befreit, das jüdische Eigentum<br />

zurückzugeben. 209<br />

7) Bilanz<br />

Nach dem Ersten Weltkrieg, beson<strong>der</strong>s nach <strong>der</strong> Verkündung <strong>der</strong> liberalen Verfassung<br />

von 1923, die im Anschluß an den Pariser Min<strong>der</strong>heitenvertrag vom 9. Dezember<br />

1919 allen Staatsbürgern die bürgerliche <strong>und</strong> politische Rechtsgleichheit zusicherte<br />

<strong>und</strong> die <strong>Juden</strong> zu Vollbürgern machen wollte, verstärkte sich die antisemitische<br />

Bewegung in Rumänien. Sie konnte sich auf eine unter den Rumänen schon<br />

vorher allgemein verbreitete Ablehnung <strong>der</strong> als fremd empf<strong>und</strong>enen <strong>Juden</strong> stützen.<br />

Die eigentliche, von Intellektuellen getragene kämpferische Organisation fand dagegen<br />

ihr Zentrum an den Universitäten, vor allem in dem stark von <strong>Juden</strong> bewohnten<br />

Iasi. Neben <strong>der</strong> älteren Richtung des Professors Cuza stellte die Legion Codreanus<br />

den radikalen Flügel <strong>der</strong> antisemitischen Bewegung dar. Aber auch <strong>der</strong> Kampf <strong>der</strong><br />

Eisernen Garde gegen das <strong>Juden</strong>tum war national <strong>und</strong> religiös, <strong>und</strong> nicht wie im nationalsozialistischen<br />

Deutschland rassisch begründet. Die Legionäre wandten sich<br />

also gegen die <strong>Juden</strong>, weil sie diese als Fremdkörper betrachteten, <strong>der</strong> sich nicht an<br />

das rumänische Volkstum angleichen wollte, während <strong>der</strong> Nationalsozialismus in<br />

Deutschland gerade in <strong>der</strong> leichten Assimilation <strong>der</strong> <strong>Juden</strong> an ein fremdes Volkstum<br />

209HOPPE Hans-Joachim, Bulgarien, in: BENZ Wolfgang, Dimension des Völkermords, Die Zahl <strong>der</strong> jüdischen Opfer<br />

des Nationalsozialismus, München 1991, S 308.

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