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Michael Liska Ein Vergleich der rumänischen und bulgarischen Juden

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rumänische Staatsbürgerschaft besaßen, die als Ärzte unverzichtbar waren, o<strong>der</strong> die<br />

im Ersten Weltkrieg für den Kampf in <strong>der</strong> <strong>rumänischen</strong> Armee gegen die Mittelmächte<br />

eine Auszeichnung erhalten hatten. Die an<strong>der</strong>en <strong>Juden</strong>, die nicht solche Privilegien<br />

besaßen, mußten an den <strong>Ein</strong>gangstüren ihrer Häuser o<strong>der</strong> Wohnungen vermerken,<br />

daß die Räumlichkeiten zum Verkauf standen. Während eines von den Behörden<br />

vorgeschriebenen Zeitraumes konnten Rumänen die jüdischen Wohnräume<br />

besichtigen, um sie eventuell käuflich zu erwerben o<strong>der</strong> zu mieten. Der Staat beschlagnahmte<br />

auch 146 Schiffe, die in jüdischem Besitz waren. 157<br />

Die jüdischen Kaufleute <strong>und</strong> Fabriksunternehmer arbeiteten dagegen so gut es<br />

ging weiter, obwohl <strong>der</strong> Staat die „freiwilligen Rumänisierungen“ vorantrieb. Die<br />

Konkurrenz aus Deutschland war über die ständige Präsenz <strong>der</strong> jüdischen Unternehmer<br />

verärgert. Deshalb versuchten sie, durch Klauseln in den Wirtschaftsabkommen<br />

die <strong>Juden</strong> aus <strong>der</strong> <strong>rumänischen</strong> Wirtschaft hinauszudrängen. Damit hatten sie aber<br />

keinen nennenswerten Erfolg, da man aufgr<strong>und</strong> des fehlenden Kapitals <strong>und</strong> des<br />

Know-hows auf die <strong>Juden</strong> nicht gänzlich verzichten konnte. Die „freiwilligen Rumänisierungen“<br />

wurden vom Arbeitsministerium durchgeführt. Ursprüngliches Ziel war<br />

die Entfernung aller jüdischen Arbeitnehmer bis zum 31. Dezember 1941, dieser<br />

Termin erwies sich jedoch als unhaltbar. Die Rumänen praktizierten übrigens ein<br />

nicht unkluges System für die Rumänisierungen. Wenn ein Rumäne die Arbeitsstelle<br />

eines <strong>Juden</strong> übernahm, so schulte ihn dieser vor seiner Entlassung ein. 158<br />

Mit <strong>der</strong> Zeit wurden immer mehr <strong>Juden</strong> arbeitslos, <strong>und</strong> so wurde ein Zwangsarbeitsdienst<br />

für sie eingeführt. Verpflichtet waren dazu alle Männer im wehrfähigen<br />

Alter, das auf 18 bis 50 Jahre festgelegt wurde. Diejenigen, die eine Arbeitsstelle<br />

o<strong>der</strong> einen akademischen Titel hatten, konnten sich davon auch ganz offiziell freikaufen.<br />

Die Verwaltung des Zwangsarbeitsdienstes oblag bis Juni 1942 dem Arbeitsministerium,<br />

danach dem Verteidigungsministerium. Die Zwangsarbeit bestand<br />

aus den verschiedensten Tätigkeiten: Straßenbau, Wohnbau, Schneeräumung o<strong>der</strong><br />

Beseitigung von Schutt <strong>und</strong> Schmutz. Nach <strong>der</strong> Übernahme <strong>der</strong> Verwaltung durch<br />

das Verteidigungsministerium wurden auch diejenigen <strong>Juden</strong> mit akademischen Titeln<br />

verpflichtet, aber nur zum Dienst am Schreibtisch im Ministerium selbst. Generell<br />

war dieser Dienst für drei Monate angesetzt, ab 1943 wurden die <strong>Juden</strong> aber<br />

nicht mehr automatisch entlassen. Im Durchschnitt arbeiteten 40.000 jüdische Männer<br />

jeden Tag im Zwangsarbeitsdienst. 159<br />

157HILBERG Raul, Die Vernichtung <strong>der</strong> europäischen <strong>Juden</strong>, Band 2, Frankfurt am Main 1993, S 835–836.<br />

158HILBERG Raul, Die Vernichtung <strong>der</strong> europäischen <strong>Juden</strong>, Band 2, Frankfurt am Main 1993, S 836–837.<br />

159HILBERG Raul, Die Vernichtung <strong>der</strong> europäischen <strong>Juden</strong>, Band 2, Frankfurt am Main 1993, S 837–838.

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