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Michael Liska Ein Vergleich der rumänischen und bulgarischen Juden

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die Exekutive den Befehl, mit <strong>der</strong> Verhaftungswelle zu beginnen. Bereits am nächsten<br />

Tag wurden die <strong>Juden</strong> von <strong>der</strong> Polizei aus ihren Häusern getrieben. Alle Wertsachen<br />

mußten abgegeben werden, man gab ihnen ungefähr eine halbe St<strong>und</strong>e, um ihre<br />

Sachen zu packen, daraufhin versiegelten die Polizisten die Häuser. Anschließend<br />

marschierten sie unter Bewachung zur Schule, wo sie interniert wurden. Dort wurden<br />

sie noch einmal auf Wertsachen untersucht, <strong>und</strong> zwar in erniedrigen<strong>der</strong> <strong>und</strong> menschenunwürdiger<br />

Weise.<br />

Betroffen waren hier alle <strong>Juden</strong> ohne Ausnahme, auch diejenigen, die hier zum<br />

Arbeitsdienst eingesetzt waren <strong>und</strong> sogar die bulgarische Staatsbürgerschaft besaßen.<br />

Insgesamt wurden 188 Personen interniert. 27 von ihnen besaßen die bulgarische<br />

Staatsbürgerschaft, sie wurden nicht deportiert, son<strong>der</strong>n wie<strong>der</strong> zum Arbeitsdienst<br />

entlassen. Am 19. März 1943 fuhren 158 <strong>Juden</strong> von Pirot nach Sofija, wo sie in den<br />

zweiten Zug, <strong>der</strong> aus Thrakien kam, umstiegen. 122 Im September 1943 wurden die<br />

übrigen <strong>Juden</strong>, nämlich jene mit bulgarischer Staatsbürgerschaft, schließlich ins<br />

Landesinnere Altbulgariens gebracht. Zu diesem Zeitpunkt verloren sie ihr noch verbliebenes<br />

Eigentum. 123<br />

Als letzte Gruppe wurde die jüdische Bevölkerung aus Mazedonien von den<br />

Bulgaren deportiert. Die Operation begann eine Woche, nachdem man die <strong>Juden</strong> aus<br />

Thrakien <strong>und</strong> dem Bezirk Pirot deportiert hatte. Durch die Aktionen in den benachbarten<br />

Gebieten waren die mazedonischen <strong>Juden</strong> bereits vorgewarnt. <strong>Ein</strong>igen gelang<br />

die Flucht in das von den Italienern besetzte Albanien, es ist von etwa 100 Personen<br />

die Rede. Die bulgarische Armee verstärkte jedoch die Grenzüberwachung, um zu<br />

verhin<strong>der</strong>n, daß weitere <strong>Juden</strong> flüchten konnten. Nach dem ursprünglichen Plan<br />

sollten sie in den beiden großen Städten Bitola <strong>und</strong> Skopje interniert werden. In beiden<br />

Städten lebten über 3.000 <strong>Juden</strong>. Wie schon zuvor in Thrakien, internierte man<br />

sie in den Gebäuden <strong>der</strong> staatlichen Tabakwerke. In Bitola gab es diese aber nicht,<br />

<strong>und</strong> so wurden schließlich alle <strong>Juden</strong> entgegen dem Plan nach Skopje gebracht <strong>und</strong><br />

dort festgehalten. Da es die bisher größte Aktion war, ließ es sich <strong>Juden</strong>kommissar<br />

Belev nicht nehmen, sie persönlich zu beaufsichtigen. Nach Angaben des Kommissariats<br />

lebten in Bitola 3342 <strong>Juden</strong>, in Skopje 3493 <strong>und</strong> in Stip 546, insgesamt also<br />

7381 <strong>Juden</strong>. 124<br />

122Eigentlich hätten es 161 sein müssen. Über den Verbleib <strong>der</strong> fehlenden 3 ist nichts bekannt. Möglicherweise sind sie<br />

gestorben.<br />

123CHARY Fre<strong>der</strong>ick B., The Bulgarian Jews and The Final Solution 1940–1944, Pittsburgh 1972, S 114–117.<br />

124CHARY Fre<strong>der</strong>ick B., The Bulgarian Jews and The Final Solution 1940–1944, Pittsburgh 1972, S 122.

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