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Michael Liska Ein Vergleich der rumänischen und bulgarischen Juden

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innerhalb Transnistriens als auch jenseits des Bug im Gebiet des Reichskommissariats<br />

Ukraine. Die Arbeit für die <strong>Juden</strong> begann täglich um 4.30 Uhr, ihr Mittagessen<br />

bestand aus einer Scheibe Brot <strong>und</strong> einem Teller Kohlsuppe mit wurmigen Erbsen.<br />

Bei den Deutschen liefen die Massenexekutionen durch die <strong>Ein</strong>satzgruppe D weiter,<br />

auch die Zwangsarbeiter aus Transnistrien blieben nicht davor nicht verschont. Der<br />

Mangel an Arbeitskräften kümmerte sie dabei wenig. Die Rumänen errichteten in<br />

Transnistrien auch zwei Konzentrationslager. Im Lager Peciora, wo hauptsächlich<br />

<strong>Juden</strong> interniert waren, mußten die Gefangenen mangels Nahrungsmittel Baumrinde,<br />

Blätter, Gras <strong>und</strong> wie Kannibalen das Fleisch <strong>der</strong> Verstorbenen essen. Im an<strong>der</strong>en<br />

KZ in Vapniarka waren sehr viele <strong>Juden</strong> aus politischen Gründen interniert. Viele<br />

davon kamen aus Altrumänien o<strong>der</strong> sie waren jüngere Alleinstehende. Die Ernährung<br />

in Vapniarka erinnert an die Hungerkost in den deutschen Euthanasie-Anstalten. Die<br />

einzig erlaubte Mahlzeit bestand aus 400 Gramm einer Sorte <strong>der</strong> Kichererbse, die<br />

normalerweise an Schweine verfüttert wird. Vermischt mit 200 Gramm Gerste <strong>und</strong><br />

mit Stroh gestreckt wurde das ganze in Salzwasser gekocht. Durch die einseitige Ernährung<br />

bekamen die Insassen des Lagers Muskelkrämpfe, sie schwankten beim Gehen,<br />

weiters bekamen sie Arterienkrämpfe in den Beinen, schließlich Lähmungen<br />

<strong>und</strong> versanken in Apathie. Diejenigen <strong>Juden</strong>, die nicht daran starben, wurden erschossen.<br />

156<br />

5.2.3) Die wirtschaftliche Repression in Altrumänien<br />

Während in den neuen Provinzen die Deportationen relativ rasch durchgeführt<br />

wurden <strong>und</strong> die <strong>Juden</strong> in Transnistrien massiv unterdrückt, entrechtet <strong>und</strong> drangsaliert<br />

wurden, herrschte in Altrumänien noch relative Ruhe. Auf deutschen Druck hin<br />

ließ man den Plan fallen, die <strong>Juden</strong> aus Altrumänien ebenfalls noch 1941 nach<br />

Transnistrien zu deportieren. Hier begann man erst 1941 mit <strong>der</strong> Konfiskation des<br />

jüdischen Gr<strong>und</strong>besitzes <strong>und</strong> mit <strong>der</strong> Rumänisierung <strong>der</strong> Beschäftigung, faktisch einem<br />

Hinausdrängen <strong>der</strong> <strong>Juden</strong> aus dem Arbeitsmarkt. Bis zu 57.000 Hektar landwirtschaftliche<br />

Nutzfläche <strong>und</strong> 66.000 Hektar Wald wurden beschlagnahmt. In Bessarabien<br />

waren es 396.000 Hektar. Bei den beschlagnahmten Gebäuden handelte es sich<br />

um etwa 31.000 Häuser <strong>und</strong> etwa 75.000 Wohnungen, in Bessarabien um 38.000<br />

Gebäude. Ausgenommen davon waren jene <strong>Juden</strong>, die bereits seit vielen Jahren die<br />

156 HILBERG Raul, Die Vernichtung <strong>der</strong> europäischen <strong>Juden</strong>, Band 2, Frankfurt am Main 1993, S 834–835.

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