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Michael Liska Ein Vergleich der rumänischen und bulgarischen Juden

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flikts mit den Westmächten ziemlich anglophil.“ 136<br />

In Rumänien gab es wie auch in Bulgarien eine deutsche Gesandtschaft, die in<br />

<strong>der</strong> <strong>Juden</strong>frage allerdings im Hintergr<strong>und</strong> blieb. Die drei wichtigsten Mitglie<strong>der</strong> waren<br />

<strong>der</strong> Gesandte von Killinger, <strong>der</strong> Chef <strong>der</strong> deutschen Heeresmission Generalmajor<br />

Hauffe <strong>und</strong> <strong>der</strong> Berater für <strong>Juden</strong>fragen Hauptsturmführer Richter. Hauffe hatte die<br />

Position des deutschen Verbindungsoffiziers zur <strong>rumänischen</strong> Armee inne, Richters<br />

Position war ähnlich <strong>der</strong>er des <strong>Juden</strong>kommissars Lecca. Der jüdische Verband, die<br />

Fe<strong>der</strong>atia Unionilor de Comunitati Evreesti wurde Ende 1941 offiziell aufgelöst. Bis<br />

dahin war Dr. Wilhelm Fil<strong>der</strong>man <strong>der</strong> Präsident. Danach wurde ein jüdischer Rat<br />

eingesetzt, die Centrala Evreilor din Romania. An die Spitze setzte die Regierung Dr.<br />

Nandor Gingold. Er <strong>und</strong> Fil<strong>der</strong>man waren abwechselnd die Ansprechpartner <strong>der</strong> Regierung<br />

für die <strong>Juden</strong>, je nach <strong>Ein</strong>fluß <strong>der</strong> Deutschen <strong>und</strong> des Verhältnisses zu<br />

ihnen. 137<br />

In <strong>der</strong> ersten Jahreshälfte 1941 tat sich wenig in <strong>der</strong> Verfolgung <strong>der</strong> <strong>rumänischen</strong><br />

<strong>Juden</strong>. <strong>Ein</strong> einziges Gesetz die <strong>Juden</strong> betreffend trat am 27. März 1941 in<br />

Kraft. Es behandelte die Enteignung des jüdischen Gr<strong>und</strong>besitzes. Den <strong>Juden</strong> wurde<br />

eine Entschädigung in <strong>der</strong> Höhe des achtfachen Jahreszinses zugesprochen. Die enteigneten<br />

Gr<strong>und</strong>stücke <strong>und</strong> Häuser gingen aber nicht in das Eigentum des Staates<br />

über, son<strong>der</strong>n mußten von Privatpersonen, selbstverständlich mit rumänischer<br />

Staatsbürgerschaft, gekauft werden. Der jüdische Handel <strong>und</strong> an<strong>der</strong>e Geschäftstätigkeiten<br />

blieben weitestgehend von jeglicher Repression verschont.<br />

Im Juni 1941 kam im <strong>rumänischen</strong> Vernichtungsprozeß plötzlich Hektik auf.<br />

Der unmittelbare Auslöser für den <strong>rumänischen</strong> Holocaust war <strong>der</strong> Krieg gegen die<br />

Sowjetunion. Kurz vor Beginn des Unternehmens Barbarossa verfügte das Innenministerium,<br />

daß alle <strong>Juden</strong> zur „Vorbeugung gegen Sabotage <strong>und</strong> Spionage“ vor allem<br />

aus den Grenzgebieten in die westlichen Landesteile evakuiert werden sollten. Am<br />

22. Juni begann die deutsche Wehrmacht ihren Überraschungsangriff gegen die Sowjetunion.<br />

Drei Tage später ging die Meldung um, daß in <strong>der</strong> Nähe <strong>der</strong> Stadt Iasi138 während eines Luftangriffs sowjetische Fallschirmjäger abgesprungen seien. Außerdem<br />

wurde das Gerücht verbreitet, die <strong>Juden</strong> hätten den sowjetischen Flugzeugen<br />

Zeichen gegeben. Die Armee ordnete daraufhin die Durchsuchung <strong>der</strong> jüdischen<br />

Wohnungen an, die <strong>Juden</strong> mußten alle Ferngläser abgeben. In den jüdischen Vierteln<br />

versteckten sich aber einige rumänische Deserteure. In <strong>der</strong> Meinung, die Razzia gelte<br />

136HILBERG Raul, Die Vernichtung <strong>der</strong> europäischen <strong>Juden</strong>, Band 2, Frankfurt am Main 1993, S 819.<br />

137ebenda. 138IASI: Grenzstadt am Fluß Pruth im Nordosten Rumäniens.<br />

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